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Karl-Marx-Allee und Hansaviertel sollen Weltkulturerbe werden

Als prägende Orte der Nachkriegsmoderne sollen nach Wunsch der Stadt Berlin sowohl das Hansaviertel im Tiergarten als auch die Karl-Marx-Allee in Mitte und Friedrichshain als Unesco Weltkulturerbe anerkannt werden. Der Vorschlag muss zuerst von der Kultuskonferenz angenommen werden. In der Karl-Marx-Allee soll zudem ab 2023 ein ursprünglich geplantes, aber nie realisiertes Bauvorhaben realisiert werden.

Bedeutender Ort der Berliner Nachkriegsmoderne: Die Karl-Marx-Allee in Mitte und Friedrichshain. Nach den Wünschen der Stadt Berlin soll sie, gemeinsam mit dem Hansaviertel im Tiergarten, auf die Liste des Unesco Weltkulturerbes gesetzt werden. / © Foto: Wikimedia Commons

© Fotos: Wikimedia Commons
Text: Björn Leffler

 

Sowohl das Hansaviertel im ehemaligen Westteil der Stadt Berlin als auch die Karl-Marx-Allee im Osten gehörten bis zum Mauerfall zu den prägenden Beispielen der Berliner Nachkriegsmoderne und sind dies bis heute geblieben. Beide Ensembles stehen unter Denkmalschutz.

Unter dem Titel “Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Berliner Nachkriegsmoderne” sollen beide Quartiere gemeinsam auf die deutsche Tentativliste für das Unesco Welterbe gesetzt werden – so der Plan der Stadt Berlin, die bereits vor acht Jahren einen entsprechenden Vorstoß gewagt hatte.

Unesco Welterbeliste: 2014 war das Vorhaben noch gescheitert

2014 war das Vorhaben jedoch gescheitert. Aber den Initiatoren der Bewerbung sei damals bereits signalisiert worden, dass ihr Anliegen großes Potenzial habe. Die wichtige Botschaft der Unesco war damals: Nicht die einzigartige politische Geschichte des geteilten Berlins könne gelistet werden, sondern das, was diese besondere Situation an architektonischer, an städtebaulicher Vielfalt hervorgebracht habe.

Im Rahmen eines zweitägigen Kolloquiums im Kino International sowie in der Akademie der Künste wurde der aktuelle Stand des Vorhabens präsentiert und diskutiert. Als wichtig wurde auf der von mehr als 200 Interessierten besuchten Tagung betrachtet, dass die Berliner Politik seit dem gescheiterten Versuch 2014 an einem Strang zieht und sich auf die inhaltliche Ausrichtung „Erhalt der Moderne“ geeinigt haben.

Hansaviertel und Karl-Marx-Allee: Prägende Orte der Nachkriegsmoderne

Berlin verfüge mit der Karl-Marx-Allee und den Bauten der Interbau 1957 über “herausragende Bestände der Nachkriegsmoderne“, wie Landeskonservator Christoph Rauhut in der Bewerbung bei der Kultusministerkonferenz ausführte.

In der Zusammenschau seien vor allem die Quartiere Hansaviertel und Karl-Marx-Allee einzigartig. Entstanden vor dem Hintergrund der Systemkonkurrenz zwischen Ost und West, bildeten sie ein gemeinsames und besonders qualitätvolles kulturelles Erbe, das auch international seinesgleichen suche.

In Berlin hat sich während der Teilung “Bau und Gegenbau” entwickelt

Diese Sichtweise stellte auch Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) heraus: Berlin sei weltpolitisch in der einzigartigen Situation einer geteilten Stadt gewesen, in der sich “Bau und Gegenbau” entwickelt habe. Es gebe keine andere Stadt mit einer solchen Ausgangslage. Stimmt die Kultusministerkonferenz zu, können die beiden Ensembles der Unesco vorgeschlagen werden.

Die Mustersiedlung im Hansaviertel im Stadtteil Tiergarten (heute Bezirk Mitte) entstand in den Jahren 1955 bis 1960. Das Projekt war in West-Berlin das einzige große, innerstädtische Gebiet, dessen Wiederaufbau sich eng an den Vorstellungen der damaligen Moderne orientieren sollte, mit völlig neu aufgeteilten Grundstücken und unter starker Veränderung auch des Straßen- und Versorgungsnetzes.

Die bis zu 90 Meter breite Karl-Marx-Allee entstand zwischen 1952 und 1960 im stalinistisch-neoklassizistischen Stil der 1950er Jahre  auf einem fast zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen Strausberger Platz und Frankfurter Tor in Friedrichshain und führt heute bis zum Haus des Lehrers in Mitte. Sie gilt als eine der monumentalsten Straßenbebauungen des 20. Jahrhunderts in Deutschland.

In der Karl-Marx-Allee sind ab 2023 weitere Umbauten geplant

Ein Teil der Karl-Marx-Allee wurde von 2018 bis 2020 streckenweise umgebaut. Ziel des Umbaus war es, eine bessere Lebensqualität für Anwohner und Nutzer zu schaffen. So wurde ein breiter Radweg geschaffen, sowie die Gehwege besser für Blinde und Sehbehinderte ausgestattet. Auch wurde zwischen den Fahrbahnen ein begrünter Mittelstreifen angelegt.

Eine weitere bauliche Veränderung steht in der Karl-Marx-Allee bald noch an: Die Reihe der Pavillons wie das Café Moskau und das Kino International soll – wie früher geplant, aber niemals umgesetzt – fortgesetzt werden. Vier neue Pavillons sollen daher ab Ende 2023 ergänzt werden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Die Mustersiedlung im Hansaviertel im Stadtteil Tiergarten (heute Bezirk Mitte) entstand in den Jahren 1955 bis 1960.

Die bis zu 90 Meter breite Karl-Marx-Allee entstand zwischen 1952 und 1960 im stalinistisch-neoklassizistischen Stil der 1950er Jahre  auf einem fast zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen Strausberger Platz und Frankfurter Tor in Friedrichshain und führt heute bis zum Haus des Lehrers in Mitte.

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1 Kommentar

  1. Pedro Garcia Oktober 28, 2022

    Dann können sie auch gleich Tschernobyl als Weltkulturerbe ausweisen.

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