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Kreuzberg: Neues Eingangsgebäude für Deutsches Technikmuseum

Das Deutsche Technikmuseum am Halleschen Ufer in Berlin-Kreuzberg soll in den kommenden Jahren ein neues Eingangsgebäude erhalten. In der vergangenen Woche wurde der Gestaltungswettbewerb entschieden. Der bemerkenswerte Entwurf des Büros Innauer Matt Architekten konnte die Jury überzeugen.

© Visualisierung: Innauer Matt Architekten ZT GmbH

© Visualisierung Titelbild: Innauer Matt Architekten ZT GmbH
Text: Björn Leffler

 

Am Halleschen Ufer in Berlin-Kreuzberg steht in den kommenden Jahren ein großes Kulturprojekt an. Das dort ansässige Deutsche Technikmuseum soll ein neues Eingangsgebäude erhalten. Der hierfür durchgeführte Gestaltungswettbewerb wurde am vergangenen Freitag entschieden.

Mit “großer Mehrheit” prämierte die Jury aus insgesamt 23 eingereichten Beiträgen den Entwurf des Teams von Innauer Matt Architekten ZT GmbH aus Bezau in Österreich. Auf dem zweiten Platz landete der Beitrag des Büros querkraft architekten aus Wien. Den dritten Platz belegte das Berliner Büro :mlzd.

Büro Innauer Matt gestaltet neues Eingangsgebäude des Technikmuseums

Im Rahmen eines nicht-offenen Realisierungswettbewerbs sollte ein markantes Eingangsgebäude entworfen werden, um den bestehenden Museumsstandort zu stärken und eine harmonische Verbindung zu den Bestandsgebäuden herzustellen.

Der Fokus sollte dabei nach Vorgaben der Jury auf der Schaffung eines prägnanten, identitätsstiftenden Gebäudes liegen, welches gleichzeitig nachhaltig und kosteneffizient geplant werden sollte.

Technikmuseum-Neubau: Nutzfläche von 2.500 Quadratmetern

Das neue Gebäude soll eine Nutzungsfläche von insgesamt knapp 2.500 Quadratmetern umfassen und wird durch die finanzielle Unterstützung des Landes Berlin realisiert. Es liegt bereits ein geprüftes und genehmigtes Bedarfsprogramm vor, das die Kosten auf insgesamt 19,5 Millionen Euro taxiert – inklusive eines Risikopuffers.

Aus einer Bewerberzahl von 117 Teilnehmenden wurden nach einem EU-weiten Wettbewerb 25 Beiträge ausgewählt. Schließlich wurden 23 Entwürfe eingereicht und von einer Wettbewerbsjury unter der Leitung der Architektin Jórunn Ragnarsdóttir ausführlich diskutiert. Die Jury entschied über die drei Preisträger sowie zwei Anerkennungen.

Im nächsten Schritt wird ein Generalplanungsteam ausgewählt

Im Anschluss an den Wettbewerb wird mit den drei erstplatzierten Büros ein formalisiertes Verhandlungsverfahren durchgeführt. Dabei werden weitere Auswahlkriterien berücksichtigt, um ein Generalplanungsteam auszuwählen und zu beauftragen.

Dieses Team soll im ersten Quartal 2024 mit der konkreten Planung des Projekts beginnen. Dieses Vorgehen ist nicht unüblich, auch beim nun gestarteten Umbau der Komischen Oper wurde so verfahren. Es ist also nicht zwingend vorgegeben, dass das siegreiche Büro auch die Umsetzung des Projekts verantwortet.

Neubau entsteht zwischen Haupthaus und kaiserzeitlichem Gebäude

Der neue Baukörper, der zwischen einem kaiserzeitlichen Gebäude und dem postmodernen Haupthaus von 2001 errichtet werden soll, soll bei den Besuchern durch seine langgestreckte Form und dem “hohen Hut“, wie es die Jury nennt, verschiedene spontane Assoziationen auslösen.

Der neue Eingang für das Deutsche Technikmuseum soll damit einladend gestaltet werden. Das lineare Gebäude wurde auf dem Grundriss der ehemaligen Ruine der Ladestraße platziert und wird sich künftig gleichmäßig vom südlichen Ende des Baufeldes bis kurz vor den historischen Kopfbau auf den Vorplatz erstrecken.

Der neue Eingangsbereich soll ebenerdig zugänglich gestaltet werden

Die offenen Giebelseiten sollen zukünftig den Eingang signalisieren, während die aufgefalteten Vordächer entlang der langen Seiten das Motiv der vorhandenen Ladehallen übernehmen und eine angemessene Verwandtschaft herstellen sollen.

Zwei schmale und untergeordnete Brücken werden den neuen Eingang mit den bereits bestehenden Ausstellungshäusern verbinden. Der neue Haupteingang und die angebotenen Nebeneingänge sollen  ebenerdig zugänglich gestaltet werden – und natürlich barrierefrei. Die Wegeführungen und Orientierung im Inneren des Gebäudes sollen klar und direkt gestaltet werden.

Holz und Glas: Das Projekt soll nachhaltig errichtet werden

Durch die geschickte Verteilung des Raumprogramms und das umlaufend offene Erdgeschoss soll eine effiziente Nutzung der umliegenden Freiflächen erreicht und Rückseiten vermieden werden. In den oberen Geschossen des neuen Gebäudes soll sich diese logische Verteilung fortführen.

Das Projekt soll in nachhaltiger Bauweise umgesetzt werden. Die reduzierte Materialauswahl, bestehend aus einer konstruktiv bedingten Holzstruktur des Daches, verglasten Fassaden im Erdgeschoss und einem mineralischen Boden, soll dabei eine einfache und freundliche Atmosphäre für die zukünftigen Besucher schaffen.

In Kombination mit dem dunklen, photovoltaischen Dach soll “ein ansprechender Kontrast” entstehen, der die Eingangswirkung unterstreichen und gleichzeitig eine innovative Integration von energieeffizienten Materialien in das Gebäude darstellen soll. Die Jury war von der Konzeption des Büros Innauer Matt offenbar so überzeugt, dass sie die Arbeit mit dem ersten Preis auszeichnete.

Erst seit 1983 gibt es in Berlin wieder ein Technikmuseum

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs gab es in Berlin fast 40 Jahre lang kein Technikmuseum. Ein Förderverein gründete sich bereits 1960 mit dem Ziel, das zu ändern. Im Dezember 1983 eröffnete schließlich das „Museum für Verkehr und Technik“ mit 1.700 Quadratmetern Ausstellungsfläche im heutigen Eingangsgebäude an der Trebbiner Straße in Berlin-Kreuzberg – in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Anhalter Bahnhof und zum Verkehrsknotenpunkt Gleisdreieck.

Seit seiner Eröffnung hat das Museum seine Sammlung und Ausstellungsflächen kontinuierlich ausgebaut. In den 1980er Jahren kamen sowohl die beiden Lokschuppen als auch das Beamtenhaus hinzu. 2001 wurde ein neues Haupthaus eröffnet.

Denkmalgeschützter Lokschuppen ist heute Teil des Technikmuseums

Die aus der Kaiserzeit stammenden Gebäude, die heute Teil des Museums sind, sind Werke des Architekten Franz Schwechten, der auch die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am heutigen Breitscheidplatz entworfen hat. Der denkmalgeschützte Lokschuppen mit der Eisenbahnausstellung datiert aus dem Jahr 1874.

Im erhaltenen östlichen Kopfbau befindet sich heute das Science Center Spectrum, in den dahinter liegenden Güterschuppen die Straßenverkehrs-Ausstellung „Mensch in Fahrt“ und die Ausstellung „Das Netz“ sowie die Räume für Sonderausstellungen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Auf dem zweiten Platz: Der Beitrag des Wiener Büros querkraft architekten. / © Visualisierung: querkraft architekten zt gmbh

Auf dem dritten Platz landete das Berliner Büro :mlzd. / © Visualisierung: :mlzd

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Quellen: Deutsches Architektur Forum, :mlzd, querkraft architekten zt gmbh, Innauer Matt Architekten ZT GmbH, Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin

 

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1 Kommentar

  1. Stevo November 18, 2023

    Schon wieder mal Berlin-typisch ein Projekt mit null Respekt vor der historischen Umgebung!
    Anstatt den Restbau des Anhalter Güterbahnhofs von Franz Schwechten würdigend einzubeziehen wird die Silhouette vergewaltigt.
    Man hat offnebar aus den Fehlern des Abrisses des Anhalter Personenbahnhofs absolut nichts gelernt und macht weiter mit der alten Bilder…bzw. hier Bau-Stürmerei.
    Mal wieder zeigt sich: Berlin kann leider keine angenehme, würdigende Architektur! Traurig.

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