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Magnetbahn: Senat plant 5-Kilometer-Strecke durch Berlins Innenstadt

Die CDU plant den Bau einer fünf Kilometer langen Pilotstrecke für den Einsatz einer Magnetbahn in der Berliner Innenstadt. Rund 80 Millionen Euro soll das Vorhaben laut CDU-Fraktionsvorsitzendem Dirk Stettner kosten. Die Strecke soll als Hochbahn konzipiert werden – und sei somit deutlich günstiger und schneller umsetzbar als der Bau einer U-Bahn.

Ein Foto der sogenannten “M-Bahn”, die ab Mitte der 1980er Jahre bis 1991 auf einer Strecke in der westlichen Berliner Innenstadt unterwegs war. Erlebt die Technologie nun ein Revival? / © Foto: Wikimedia Commons, Bassaar

© Visualisierung Titelbild: GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH
Text: Björn Leffler

 

Der Berliner Senat, genauer gesagt die Berliner CDU, möchte in Berlin den Bau einer Magnetbahn-Pilotstrecke realisieren, um ein neues, alternatives Verkehrsmittel für den öffentlichen Nahverkehr zu etablieren.

Dies ließ nach Informationen des Tagesspiegels sowie der Berliner Zeitung der CDU-Fraktionsvorsitzende Dirk Stettner verlautbaren. Die Pläne kommunizierte die Berliner CDU zwar nicht in Absprache mit dem Koalitionspartner SPD, doch dieser zeigte sich in einem ersten Statement offen für ein solches Projekt.

Berliner CDU: Neubau einer Magnetbahn-Pilotstrecke für 80 Mio. Euro

Stettner ließ sich wie folgt zitieren: “Wir werden versuchen, eine Pilotstrecke für eine Magnetschwebebahn zu bauen. (…) Wir müssen als Metropole so etwas mal probieren. Wenn wir zum Ergebnis kommen, dass wir das machen können, gibt es die Finanzierung dafür. Das haben wir sichergestellt.

Die Mittel für ein solches Verkehrsprojekt würden sich auf rund 80 Millionen Euro belaufen. Diese würden dann im von den Koalitionspartnern geplanten Klima-Sondervermögen eingestellt werden. Bislang findet sich der Posten aber nicht im aktuellen Haushaltsentwurf.

Magnetbahn-Strecke: 5 Kilometer durch die Berliner Innenstadt

Mit diesen 80 Millionen Euro könnte laut Stettner eine Pilotstrecke auf einer Länge von rund fünf Kilometern finanziert werden, die durch die Berliner Innenstadt verlaufen würde – über dem Straßenniveau. Der Bau wäre deutlich günstiger und auch schneller als die Realisierung eines U-Bahnbaus, so Stettner.

Welche Strecke konkret vorgesehen ist, ließ Stettner noch nicht durchblicken. Derzeit würden mehrere Varianten untersucht, eine Festlegung gebe es noch nicht. Stettner sagte zudem, dass der Bau einer solchen Pilotstrecke in rund drei Jahren zu realisieren sei.

Autonome Technik: Magnetbahn würde ohne Fahrpersonal fahren

Die neue Magnetschwebebahn solle autonom, also ohne Fahrpersonal, betrieben werden und nicht nur Personen sondern auch Güter befördern können. Wie eine solche Magnetbahn durch die Berliner Innenstadt aussehen könnte, hat zuletzt das Büro Graft Architects in einer Konzeptstudie visualisiert.

Im Auftrag der Firmengruppe Max Bögl hatte das Berliner Architekturbüro Graft im Februar 2021 die Visualisierung einer Magnetschwebebahn in einem urbanen Kontext vorgenommen und sich das derzeit durch Baustellen geprägte Umfeld des Berliner Hauptbahnhofs ausgesucht.

Graft Architects hatten 2021 eine Magnetbahn-Vision veröffentlicht

Zur Visualisierung gehörte damals die Entwicklung von Strecken und Stationen für das “intelligent gesteuerte, fahrerlose Bahnsystem, das zu einem lärm- und emissionsarmen Verkehr” in der Zukunft beitragen soll. Dabei ging es nicht nur um die Gestaltung der Strecken selbst, sondern auch um deren Anpassungsfähigkeit an bereits bestehende Verkehrsknotenpunkte.

Vielleicht kann das Konzept ja als Inspiration für das nun geplante Vorhaben gelten. Allerdings gibt es bereits auch ein tatsächliches Pilotprojekt, welches in Berlin umgesetzt und später in den Normalbetrieb überführt wurde – und mittlerweile über drei Jahrzehnte her ist.

Magnetbahn: Ab 1984 fuhr in West-Berlin die “M-Bahn”

Das Projekt reicht zurück in das Jahr 1984, das Geburtsjahr der sogenannten “M-Bahn”. Dieses Transportmittel war ein spurgebundenes Verkehrssystem auf eigenem Fahrweg, das ab 1984 im Versuchsbetrieb und von 1989 bis 1991 sogar im Passagierbetrieb der BVG eingesetzt wurde.

Als Antrieb benutzte die “M-Bahn” einen Linearmotor in Langstator-Bauweise. Der Fahrweg stellte einerseits die Spur zum Fahren, andererseits auch gleichzeitig einen Teil des Antriebs dar.

Stationen “Kemperplatz” und “Bernburger Straße” wurden von der “M-Bahn” bedient

Die kastenförmigen Doppelkabinen verfügten weder über Motoren noch Bremssysteme: Starke Dauermagnete unter der Kabine trugen fast das gesamte Fahrzeuggewicht. Geführt wurde die “M-Bahn” sowohl horizontal als auch vertikal von kleinen Rädern.

Die Bauarbeiten für die Berliner “M-Bahn” begannen im Dezember 1983, der Probebetrieb, noch ohne Fahrgäste, Ende Juni 1984. Auch zwei Bahnhöfe wurden errichtet: Die Stationen “Kemperplatz” und “Bernburger Straße” zwischen Anhalter Bahnhof und dem südlichen Rand des Tiergartens.

Ab 1989 gehörte die “M-Bahn” zur regulären Flotte der BVG

Nach Verzögerungen durch Anschläge und Unfälle begann der Regelbetrieb auf der Linie im August 1989. Die Bahn verkehrte im Zehn-Minuten-Takt zwischen den zwei Endpunkten der 1,6 Kilometer langen Trasse mit einer Höchstgeschwindigkeit von 55 Kilometern pro Stunde. Die Fahrt war kostenlos.

Doch bereits am 31. Juli 1991 wurde der Testbetrieb eingestellt, um die Trasse für den durch den Mauerfall am 9. November 1989 ermöglichten Wiederaufbau der U-Bahn-Linie U2 frei zu machen. Am 17. September 1991 begann die Streckendemontage, die bis Ende Februar 1992 abgeschlossen war.

Auch der Transrapid scheiterte in Berlin mehrfach

Ursprünglich war an einen Wiederaufbau als Zubringer zum Flughafen Berlin-Schönefeld gedacht worden. Diese Absicht wurde später jedoch fallen gelassen und die eingelagerten Streckenteile wurden verschrottet.

Die Idee, die Magnetbahn-Technologie für die Verbindung eines zukünftigen Flughafens zu verwenden, blieb bestehen. Umgesetzt wurde sie jedoch genauso wenig wie die Transrapid-Verbindung zwischen Hamburg und Berlin. Vielleicht erfährt die Magnetbahn-Technologie nun aber doch noch eine Wiederauferstehung in Berlin.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Ein Bild des später verunglückten Transrapid auf einer Teststrecke im Emsland. Auch in Berlin war die Einführung des Transrapids mehrfach geplant gewesen, wurde letztlich aber nicht umgesetzt. / © Foto: Wikimedia Commons

Im Auftrag der Firmengruppe Max Bögl hatte das Berliner Architekturbüro “Graft” die Visualisierung einer Magnetschwebebahn in einem urbanen Kontext vorgenommen und sich das derzeit durch Baustellen geprägte Umfeld des Berliner Hauptbahnhofs ausgesucht. / © Visualisierung: GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH

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Quellen: CDU Berlin, Berliner Zeitung, Der Tagesspiegel, Tagesschau

 

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2 Kommentare

  1. Daniil November 20, 2023

    Es ist einfach unglaublich, was CDU ausdenken würde, anstatt einfach Strassenbahn zu bauen.

  2. Marian Dezember 3, 2023

    Ich hab auch zuerst an TSB-Systeme des Herstellers Max Bögl gedacht, als ich angefangen habe den Artikel zu lesen. Ja, das ist der richtige Weg. Da muss man nichts neu erfinden; ist ja schon alles da. Strassenbahnausbau? Schon jetzt kommt man doch kaum voran. U-Bahnausbau? Da gibt’s doch grad Kabelsalat… und nix geht mehr. Aber keine Sorge… solche Lösungen kommen eh erst in 20 oder 50 Jahren…

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