In Berlin-Kreuzberg ist der Mehringplatz am Halleschen Tor in den vergangenen Jahren aufwendig umgebaut worden. Das neue Erscheinungsbild des Platzes kommt runderneuert und vor allem deutlich grüner daher. Bäume und Grünflächen dominieren den Platz zukünftig.
Text und Fotos: Björn Leffler
Während am Halleschen Tor in Berlin-Kreuzberg das nächste Großprojekt bereits in den Startlöchern steht – der Ausbau der Amerika-Gedenk-Bibliothek zur Berliner Zentral- und Landesbibliothek – ist ein anderes, ganz in der Nähe liegendes Bauprojekt in diesem Sommer abgeschlossen worden.
Es war ein ausgesprochen mühsames Bauvorhaben, welches sich mehrfach verzögerte: der Umbau des Mehringplatzes, der am südlichen Ende der Friedrichstraße liegt und für den eine Modernisierung lange überfällig war.
Umbau des Mehringplazes nach drei Jahren Bauzeit abgeschlossen
Nach dreijähriger Bauzeit beendete die Wiedereröffnung des Mehringplatzes im Mai diesen Jahres offiziell den Umbau des Stadtplatzes. Mit einem Stadtfest wurde die zwischenzeitliche Dauerbaustelle wieder an die Bewohnerinnen und Bewohner der südlichen Friedrichstadt übergeben. Sieben Millionen Euro wurden in die Modernisierung des Platzes investiert.
Im Fokus stand der Bereich um den Mehringplatz seit spätestens 2011, als er als Sanierungsgebiet „Südliche Friedrichstadt“ ausgewiesen wurde. Er erstreckt sich im Norden in Richtung Mitte und umfasst im Süden die Friedhöfe am Halleschen Tor. Die Mitte des Bereiches bildet der Mehringplatz.
Soziale Infrastruktur am Mehringplatz soll verbessert werden
Stadtplaner kritisierten schon lange die soziale Infrastruktur sowie erhebliche Missstände in Städtebau, Gestaltung und Funktion, wodurch der Platz seiner innenstädtischen Lage nicht gerecht wurde. Die vormals unübersichtliche Situation des Areals zog über die Jahre immer mehr Kriminalität an.
Bau und Gesamtensemble wurden 2011 von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE gekauft. Gemeinsam mit der GEWOBAG ist sie nun Haupteigentümerin. An die städtischen Eigentümer werden auch nach der Fertigstellung noch große Erwartungen gerichtet.
Im Zentrum des Platzes befindet sich die Friedenssäule, welche bereits 2013/14 restauriert wurde. Der Platz präsentiert sich heute als zentrales Rasenrondell mit großen Grünflächen und neu gepflanzten Bäumen. Fuß- und Radverkehr werden über den Außenring geleitet. Hierfür wurde für Radfahrer ein entsprechender Asphaltstreifen eingerichtet.
Der “neue” Mehringplatz ist vor allem eines: sehr grün
Das neue Antlitz des Platzes ist grün: Nicht nur die neuen Grünflächen und die umfangreichen Pflanzungen geben dem Platz ein deutlich “grüneres” Erscheinungsbild. Auch die Querwege zwischen den Rasenflächen wurden grün gefärbt.
Noch sind die Rasenflächen durch Schutzzäune abgesperrt, damit der Rasen in Ruhe anwachsen kann. Dieser wird zwar regelmäßig gewässert, durch die aktuelle Dürreperiode wird das Anwachsen des Grüns jedoch erschwert. Eine optische Aufwertung des Platzes ist die jetzt abgeschlossene Umgestaltung aber trotzdem.
“Belle-Alliance-Platz”: Vollständige Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Von 1734 bis 1815 hieß der Platz wegen seiner runden Grundform Das Rondell. Am 22. Oktober 1815 wurde er umbenannt und hieß bis 1946 „Belle-Alliance-Platz“. Im Februar 1945 wurden der Platz und die umliegenden Straßenzüge fast vollständig zerstört. Dem Platz wurde dabei seine aus der Luft sehr gut erkennbare, runde Form und die Nähe zur Innenstadt zum Verhängnis.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Platz als „total zerstört“ eingestuft. Ab Ende der 1960er Jahre wurde der Platz neu geplant. Der Architekt Hans Scharoun gewann einen Wettbewerb für die Bebauung des Mehringplatzes (1962). Ab 1968 übernahm Scharouns Schüler, Werner Düttmann, die Entwicklung des Bauvorhabens.
Am Mehringplatz wurde ab 1968 sozialer Wohnungsbau realisiert
Der “neue” Mehringplatz sollte ein verdichtetes Wohngebiet nach den Maßgaben des sozialen Wohnungsbaus werden. Da die finanziellen Mittel knapp waren, musste mit stark schematisierten, vorgefertigten Wohnmodulen gearbeitet werden. So wurden zwei konzentrische Ringe von Wohngebäuden mit vier und sechs Stockwerken errichtet, die den Platz umschließen – bis heute.
Der nun abgeschlossene Umbau sollte jedoch nicht als Endpunkt, sondern als Ausgangspunkt für weitere Umgestaltungen und Optimierungen angesehen werden. Dabei könnte möglicherweise auch über eine Neugestaltung oder sogar einen gänzlichen Neubau der bestehenden Ringbebauung aus den 1970er Jahren nachgedacht werden. Natürlich ohne die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner dabei aus ihrem Kiez zu vertreiben.
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2. November 2024