Es ist ein seit Jahren intensiv diskutiertes Thema, nicht nur in den urbanen Stadtquartieren Berlins: Wie soll sich der Verkehr der Zukunft entwickeln und ist es möglich, die Anzahl von Autos innerhalb des Innenstadtbereichs zu reduzieren?
Ein häufig diskutierter Punkt in dieser Diskussion sind die Speditionen und Transportunternehmen, die natürlich auch weiterhin ihren Lieferverkehr bewerkstelligen können müssen.
Pilotprojekte im Bereich “Grüne Logistik”
Dass sich auch in diesem Segment einiges tut, zeigen zwei Beispiele aus der sogenannten “Grünen Logistik”, die sich in den kommenden Jahrzehnten durchsetzen bzw. das bestehende Transportnetz um sinnvolle Alternativen erweitern könnte.
Einer der größten Paketversandhändler Deutschlands, das Unternehmen “Hermes”, hat angekündigt, die innerstädtische Belieferung seiner Kunden in Berlin vollständig auf Elektro-Fahrzeuge und Lastenräder umzustellen – und das nicht nur zeitweise.
“Hermes” stellt in Berlin auf Elektro-Fahrzeuge und Lastenräder um
Seit Dienstag stellt der Paketversand in einem großen Teil der Berliner Innenstadt seine Sendungen zu, ohne dass dort klimaschädliches Kohlendioxid frei wird. 28 elektrische Lastenräder und 14 elektrische Transporter ersetzen die 50 Dieselfahrzeuge, die Hermes bislang in dem Bereich einsetzte.
Das Unternehmen betont, dass dies kein Pilotprojekt sei, sondern eine dauerhafte Umstellung, die als Blaupause für weitere deutsche Städte funktionieren soll. Hermes kündigte zudem an, auch in weiteren Teilen Berlins Pakete und Päckchen emissionsfrei befördern zu wollen.
Umstellung soll dauerhaft sein – und eine Blaupause für weitere Städte
Ein Kritikpunkt der Belieferung mit Lastenrädern ist allerdings, dass diese häufig auf Gehwegen abgestellt werden müssen und diese dann versperren. Hier arbeitet das Unternehmen nach eigener Aussage noch an Lösungen zur Optimierung.
Elektrofahrzeuge und Lastenräder werden von nun an in Mitte, Tiergarten, Prenzlauer Berg, Schöneberg, Kreuzberg und im Regierungsviertel eingesetzt. Es ist damit das mit Abstand größte zusammenhängende Gebiet, das von “Hermes” emissionsfrei beliefert wird.
Einsparung von 220 Tonnen Kohlendioxid im Jahr
Rund 300.000 Menschen wohnen in diesem Areal. Auch die 79 Paketshops in dem Bereich werden elektrisch beliefert. Dadurch werden nach Unternehmensangaben rund 220 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart, jedenfalls nach Rechnung des Unternehmens.
Eine ganz andere Art der Beförderung wird derzeit von den Berliner Verkehrsbetrieben in einem Pilotprojekt untersucht. Die BVG setzt ebenfalls auf Elektro-Mobilität, allerdings eine ganz klassische. Sie möchte die Logistik zurück auf die Schiene bringen und testet Gütertransport in der Straßenbahn.
BVG testet die “Cargo Tram”
Seit Anfang des Jahres arbeitet die BVG bereits an dem Projekt. Ein mögliches Ziel wird sein, dass Logistikfirmen die Straßenbahn in ihre Transportketten einbauen, um die Straßen der Hauptstadt zu entlasten. Arbeitstitel des Projekts: “Cargo Tram”.
Die Straßenbahn kann entsprechend dimensionierte Rollcontainer problemlos aufnehmen, wenn diese über eine mobile Laderampe in die Tram befördert werden. Im Mehrzweckbereich, wo sonst Kinderwagen oder Rollstühle stehen, werden die Container mit Gurten sicher befestigt.
Rollcontainer sollen mit der Tram im Berliner Stadtgebiet transportiert werden
Entsprechende Testfahrten auf den BVG-eigenen Betriebshöfen haben bisher gezeigt, dass die Beförderung kein Problem darstellt, auch die Beladung funktioniert komplikationsfrei. Daher geht das Projekt nun in die nächste Phase, um realistische Liefertransporte im realen Stadtverkehr auszuprobieren.
Die BVG arbeitet in diesem Projekt mit dem in Treptow ansässigen Unternehmen “Onomotion” zusammen. Dieses vertreibt erfolgreich emissionsfreie Elektro-Lastenräder, die Container befördern können. Einer der größten Kunden des Start-Ups ist – natürlich – das Unternehmen “Hermes”.
Wie sieht die Unterstützung durch die Politik aus?
Zukünftige Formen für Transport und Logistik werden derzeit also intensiv getestet und Berlin könnte hier als Pionierstadt vorangehen. Entscheidend für den Erfolg der “grünen Logistik” wird natürlich auch eine Unterstützung durch die Politik sein.
Wie diese Unterstützung aussehen kann, wird vor allem in der Hauptstadt auch vom Ausgang der Landtagswahlen im September abhängen. Aber auch im Bundesgebiet wird sehr viel an der politischen Ausrichtung des Landes nach den Wahlen im Herbst hängen.
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