Berlins einstmals größte Privatbrauerei wird derzeit in einen Medizin- und Gewerbestandort transformiert. Das denkmalgeschützte Ensemble soll auf dem zukünftigen Bötzow Campus in Prenzlauer Berg mit neuen Gebäuden harmonieren, die derzeit im Bau sind. Auch öffentliche Bereiche und Wohnungen sind auf dem Gelände geplant.

Neu und Alt werden auf dem zukünftigen Bötzow Campus in Prenzlauer Berg miteinander harmonieren: Die Errichtung des Gewerbe- und Wohnquartiers geht mit großen Schritten voran. / Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Visualisierungen: DCA/Laborgh, David Chipperfield Architects
Text und Fotos: Björn Leffler

 

Die Losung eines der aufwendigsten Pankower Bauprojekte steht seit 2013 in rosafarbenen Buchstaben an einem historischen Schornstein geschrieben: „Futuring“. Denn an der Prenzlauer Allee in Prenzlauer Berg, in direkter Nachbarschaft zur Backfabrik, entsteht derzeit der Bötzow Campus, auf dem Gelände der ehemaligen, historischen Bötzow Brauerei.

Die historische Brauerei Julius Bötzow war für viele Jahre die größte Privatbrauerei Berlins. Sie bestand von 1864 bis 1945. Im Biergarten der Brauerei fanden bis zu 6.000 Gäste Platz.

Bis 1945 befand sich auf dem Gelände die historische Bötzow Brauerei

Wenngleich auch einige Teile des Areals nach dem Kriegsende 1945 als Brauerei, Lagerhallen für die VEB Fischwirtschaft sowie als Spirituosen- und Tabaklager genutzt wurden, blieb das Gelände des Biergartens lange Zeit überwiegend Brachfläche.

1952 wurde mit dem Bau eines Kindergartens begonnen, viel mehr passierte auf dem Areal jedoch nicht. Die erhaltenen, historischen Bauten wurden Ende der 1970er Jahre dann unter Denkmalschutz gestellt. Der ehemalige Kindergarten hingegen wurde mittlerweile wieder abgerissen, das Gebäude war stark baufällig.

Bötzow Brauerei: Nach 1990 wechselte das Gelände mehrfach den Eigentümer

Nach 1990 wechselte das Gelände mehrfach den Eigentümer, auch die Nutzungsideen variierten im Laufe der Jahre, ohne aber dass tatsächlich ein Projekt realisiert wurde. Ende 2010 erwarb der Unternehmer Hans Georg Näder das insgesamt 24.000 Quadratmeter große Brauereigelände.

Im Mai 2014 stellte Näder dann den „Masterplan 2019“ für das Areal vor, den der englische Architekt David Chipperfield entworfen hatte, der in Berlin unter anderem auch die James Simon Galerie auf der Museumsinsel konzipiert hat. Die Pläne Chipperfields orientieren sich an der früheren Struktur und Gestaltung des Brauereigeländes, große Freiflächen sollen demnach erhalten bleiben.

Die Pläne für den Bötzow Campus stammen von Architekt David Chipperfield

Entstehen soll auf dem Gelände ein Medizin-Campus, der vorwiegend vom Prothesenhersteller Ottobock genutzt werden soll. Neben Büro- und Therapieflächen sowie hochmodernen Produktionsbereichen soll es auf dem zukünftigen Campus viele öffentliche Bereiche wie Cafés, Restaurants und frei zugängliche Stadtplätze geben. Zudem werden auf dem Areal Wohnungen entstehen.

Das Gelände wird schrittweise entwickelt und wird bereits seit mehreren Jahren von verschiedenen Firmen und Institutionen genutzt, die sich überwiegend in den sanierten Altbaugebäuden des Areals angesiedelt haben. Bereits 2018 bezogen unter anderem die Forscher und Entwickler des Ottobock Future Labs ihre Räumlichkeiten auf dem Bötzow Campus.

Seit 2018 sind die Firmen Ottobock und Sartorius auf dem Gelände angesiedelt

Das global agierende Medizintechnik-Unternehmen Ottobock weitet mit dem Projekt in Prenzlauer Berg seine Präsenz in Berlin aus. Ziel des Unternehmens ist es, Zukunftsthemen wie die Digitalisierung der Orthopädietechnik voranzutreiben und in der Metropolregion entsprechende Talente und Kreative für das Familienunternehmen zu gewinnen.

Die geplanten Neubauten auf dem Gelände wachsen derzeit mit großem Tempo empor. Mittlerweile wird die moderne Ergänzung des historischen Geländes immer stärker sichtbar. Bereits fertiggestellt ist ein begrünter Innenhof auf der Westseite des Areals.

Ein begrünter Innenhof als Erholungsfläche und Trainingsgelände

Die einzelnen Häuser werden durch diesen Hof miteinander verbunden. Gestaltet wurde dieser vom belgischen Gartenarchitekten Peter Wirtz. Der Innenhof dient aber nicht nur den Mitarbeitern und Besuchern des Geländes als Ort der Ruhe, sondern bietet auch den Patienten die Möglichkeit, wieder erste Schritte in geschützter Atmosphäre zu machen.

Der zu Therapiezwecken angelegte Garten bildet mit seinen unterschiedlichen Bodenstrukturen aus Gras, Kies und Pflastersteinen sowie kleinen Steigungen eine optimale Trainingsfläche. Eine weitere, ähnlich ausgeprägte Freifläche soll künftig im südöstlichen Teil des Geländes, direkt an der Prenzlauer Allee, entstehen.

Die Anzahl der geplanten Wohnungen ist bislang nicht bekannt

Ein weiterer Ankermieter auf dem Gelände kam ebenfalls vor mittlerweile über vier Jahren hinzu, das Unternehmen Sartorius, welches in der biopharmazeutischen Forschung und Industrie tätig ist. Sartorius widmet sich an seinem Berliner Standort vor allem der Technologieentwicklung und Business-Development-Aktivitäten.

Eigentümer des Areals ist die Bötzow Berlin GmbH & Co. KG, die das Projekt auch verantwortet. Wie viele Wohnungen auf dem Areal konkret entstehen sollen, war bislang nicht zu erfahren. Die Wohneinheiten werden aber in den jetzt entstehenden Neubauten untergebracht.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

So soll der Bötzow Campus an der Prenzlauer Allee in wenigen Jahren aussehen. / © Visualisierung: DCA/Laborgh

© Visualisierung: DCA/Laborgh

© Visualisierung: David Chipperfield Architects

Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Ottobock SE & Co. KGaA, Bötzow Berlin GmbH & Co. KG

 

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