Der Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin hat sein Bauvorhaben am Rand der Neuköllner Gropiusstadt abgeschlossen. Entstanden ist ein Wohnturm mit 116 Mietwohnungen nach Plänen von Eike Becker Architekten.
© Visualisierungen: Eike Becker Architekten
Im Süden Neuköllns ist in den vergangenen Jahren ein neuer Gebäudekomplex mit einem 20-stöckigen Hochhaus realisiert worden. Insgesamt wurde dabei der Bau von 116 neuen Wohnungen umgesetzt, die zwischen 50 und 120 Quadratmeter groß sind.
Das Projekt am Theodor-Loos-Weg ist vom Berliner Büro Eike Becker Architekten konzipiert worden. Das Team ging vor einigen Jahren siegreich aus einem Architekturwettbewerb hervor, den die Genossenschaft des Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin (BWV) ausgelobt hatte.
20 Stockwerke für 116 Wohnungen
Die Genossenschaft besitzt in der Gropiusstadt, am südlichen Rand der Hauptstadt, bereits diverse Wohnliegenschaften. Der Turm ist verbunden mit zwei niedrigeren Bauten, in deren Erdgeschossen Flächen für Gastronomie und Einzelhandel vorgehalten sind.
Das neu errichtete Ensemble ist eines der höchsten Häuser der Gropiusstadt und ersetzt ein zweistöckiges Parkhaus. Mit dem Projekt erfolgt eine signifikante Verdichtung im Quartier, denn die Nachfrage nach Wohnungen ist auch am Stadtrand entsprechend hoch.
Die Gropiusstadt entstand nach Plänen von Walter Gropius 1962 bis 1975
Die Gropiusstadt entstand von 1962 bis 1975 im damaligen West-Berlin als Großwohnsiedlung zwischen den alten Siedlungen Britz, Buckow und Rudow. Seit 2002 ist Gropiusstadt neben Neukölln, Britz, Buckow und Rudow ein eigener Ortsteil im Bezirk Neukölln.
Die rund 18.500 Wohnungen der von Walter Gropius geplanten Trabantenstadt wurden zu 90 Prozent als Sozialbauwohnungen errichtet. Seit den 1980er Jahren wird die Gropiusstadt häufig als sozialer Brennpunkt bezeichnet.
Die Politik bremste Gropius’ anspruchsvolle Pläne aus
Großsiedlungen wie die Gropiusstadt oder das Märkische Viertel in Reinickendorf wurden ab Mitte des 20. Jahrhunderts als Zeichen der Modernität und des Aufbruchs konzipiert. Architekten und Stadtplaner hatten sich hohe Ziele gesteckt: bezahlbare Mieten und ruhiges Wohnen im Grünen sollten realisiert werden.
Walter Gropius, Architekt der Gropiusstadt, wollte die Ackerflächen am südlichen Stadtrand Berlins in eine Gartenstadt verwandeln und aus der Gropius-Stadt ein echtes Vorzeigeviertel für modernen Quartiersbau machen. Vorgesehen waren zwölf kreisförmig angeordnete Hochhäuser, harmonisch eingebettet in grüne Wohnviertel mit fünfgeschossigen Gebäuden und Einfamilienhäusern.
Mehr Wohnfläche, höhere Gebäude: 19.000 statt 14.500 Wohnungen
Doch die Politik bremste seine ambitionierten Pläne aus. Aufgelockerter Städtebau galt nach dem Mauerbau als Platzverschwendung, Die Häuser wurden höher, dichter zusammengerückt, die ursprünglich geplante Vielfalt der Wohnungstypen zunehmend eingeschränkt und statt ursprünglich 14.500 entstanden letztlich 19.000 Wohnungen, in Wohnblocks mit bis zu 31 Etagen.
Das von Eike Becker Architekten entworfene Hochhaus soll sich also rein von der Gebäudehöhe in das Umfeld der Gropiusstadt einfügen, gestalterisch aber neue, individuelle Akzente setzen. Man wird in den kommenden Jahren beobachten können, wie gut das neue Gebäude im Umfeld der Großsiedlung funktioniert.
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