Seit Jahren gibt es Streit um eine bedrohte Krötenpopulation, die auf dem potenziellen Baugrund für das Vorhaben “Pankower Tor” heimisch ist. Ursprünglich sollten die Tiere nach Brandenburg umgesiedelt werden, nun aber soll ihnen eine fünf Hektar große Fläche auf dem Quartiersgelände eingerichtet werden.

So soll das Quartier “Pankower Tor” in einigen Jahren eigentlich aussehen. Doch der Streit um eine mögliche Umsiedlung einer Krötenpopulation verzögert das Projekt seit Jahren. / © Visualisierung: Nöfer Architekten, Christoph Kohl Stadtplaner Architekten

© Visualisierungen: Nöfer Architekten, Christoph Kohl Stadtplaner Architekten
Text: Björn Leffler

 

2025 sollte es endlich losgehen mit dem ambitionierten Bauprojekt “Pankower Tor”, doch der Streit um die Zukunft der auf dem Gelände heimischen Krötenpopulation ist nach jahrelanger Diskussion noch immer nicht beigelegt.

Bereits im August 2021 hatte eine Expertenjury entschieden, dass das städtebauliche Konzept der Büros Nöfer Architekten und Christoph Kohl Stadtplaner Architekten als Grundlage für die Erstellung eines Masterplans dienen sollte, um das bislang brachliegende Gelände unweit des S- und U-Bahnhofs Pankow zu gestalten.

Bauprojekt Pankower Tor: 2.000 neue Wohnungen sollen entstehen

Auf dem Areal des einstigen Rangierbahnhofs Pankow soll ein neues Stadtquartier entstehen. Das Gebiet erstreckt sich vom S- und U-Bahnhof Pankow entlang der Bahntrasse und der Granitzstraße, von der Mühlenstraße im Westen über die Berliner Straße hinaus bis zum S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf und der Prenzlauer Promenade im Osten.

Das neue Quartier wird kooperativ von der Eigentümerin Krieger Handel SE, dem Bezirk Pankow sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen entwickelt. Auf dem Gelände soll der Bau von 2.000 Wohnungen, Einzelhandelsflächen, Gastronomie, Grünflächen, Büros und ein Möbelhaus realisiert werden.

Naturschutz: Bedrohte Krötenpopulation verhindert Baustart des Projekts

Das Schicksal der Kreuzkröte behindert diese Planungen jedoch empfindlich. Ursprünglich hatte der Berliner Senat geplant, die Tiere nach Brandenburg umzusiedeln, um einen möglichen Baustart des Projekts zu beschleunigen.

Der NABU hatte bereits im Juli 2021 dagegen geklagt, dass der Senat das Bauprojekt „Pankower Tor“ als ein Bauvorhaben von zwingend öffentlichem Interesse eingestuft hatte. Denn nur mit dieser Einstufung ist die Umsiedlung der streng geschützten Tiere rechtlich überhaupt möglich.

“NABU” kritisierte die Pläne, die Tiere nach Brandenburg umzusiedeln

Die Naturschützer hatten mehrfach öffentlich betont, dass sie eine Umsiedlung der Tiere extrem kritisch sehen und daher einen Verbleib der Tiere auf dem Areal gefordert. Dies soll nach Informationen des Tagesspiegel nun auch die favorisierte Variante der Projektbeteiligten sein. “Die Kreuzkröten sollen auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs verbleiben“, sagte Bezirksbaustadtrat Cornelius Bechtler (Die Grünen) in einem öffentlichen Statement.

Das Gelände, auf dem die Kröten zukünftig leben sollen, wird aber nicht auf der Hauptfläche des Baugebiets zwischen der Berliner Straße und der Auffahrt zur Autobahn A114 liegen, sondern am östlichen Rand des Quartiers. Dort befindet sich der historische Rundlokschuppen, der derzeit saniert wird.

Kröten sollen künftig auf Areal am historischen Lokschuppen heimisch werden

Was der Bezirk dort zukünftig realisieren wird, ist noch unklar. Favorisiert war ursprünglich die Einrichtung einer Oberschule, doch diese Pläne haben sich aufgrund der zu hohen Baukosten und der zu komplexen baulichen Umsetzung mittlerweile zerschlagen. Alternativ wird nun der Bau eines Gewerbegebiets samt kultureller Nutzung favorisiert.

In unmittelbarer Nähe zum Rundlokschuppen möchte das Bezirksamt Pankow nun fünf Hektar bereitstellen, um die bedrohte Krötenpopulation dort anzusiedeln. Dem NABU ist diese Fläche jedoch zu klein, mindestens zehn Hektar sollen es nach den Wünschen der Naturschützer eigentlich sein. Insgesamt 40 Hektar umfasst die Größe des gesamten, geplanten Quartiers.

“NABU”: Tiere auf ihrem jetzigen Gebiet belassen – doch dort soll gebaut werden

Der NABU möchte, dass die Tiere, die derzeit auf dem westlichen Teil des Geländes leben, dort verbleiben können, da das vom Bezirk favorisierte Areal entlang der Bahngleise als nicht optimal angesehen werde. Zudem befürchten die Naturschützer, dass das Thema nun übers Knie gebrochen werde, um den angestrebten Baustart im Jahr 2025 zu halten.

Nach vielen Jahren der Diskussionen und Kompromissvorschläge scheinen die Befürworter und Gegner des Bauvorhabens Pankower Tor noch immer nicht zu einer gemeinsamen Lösung zu finden. Im Herbst wird das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts zur NABU-Klage gegen den Baufeststellungsbescheid erwartet. Damit wird das Ringen um den Bau von 2.000 neuen Wohnungen in Pankow wohl in die nächste Runde gehen.

 

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Quellen: Der Tagesspiegel, Bezirksamt Pankow, Architektur Urbanistik Berlin, Nöfer Architekten, Christoph Kohl Stadtplaner Architekten

 

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