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Pankower Tor: Schule zieht nicht in historischen Rundlokschuppen

Die Pläne, den benötigten Schul-Neubau auf dem Gelände des geplanten Quartiers “Pankower Tor” in das denkmalgeschützte Gebäudeensemble des historischen Rundlokschuppens zu integrieren, haben sich als zu komplex entpuppt. Stattdessen soll das neue Gymnasium für 800 Schülerinnen und Schüler nun wohl auf dem Gelände einer angrenzenden Kleingartenanlage errichtet werden. 

Der historische Rundlokschuppen befindet sich an der nordöstlichen Grenze des Entwicklungsgebiets “Pankower Tor”, hier ganz rechts auf der Visualisierung erkennbar. / © Visualisierung: Nöfer Architekten

© Foto Titelbild: Wikimedia Commons / Bodo Kubrak
© Visualisierung: Nöfer Architekten

Text: Björn Leffler

 

Auf dem Areal des einstigen Rangierbahnhofs Pankow soll ein neues Stadtquartier entstehen. Das Gebiet erstreckt sich vom S- und U-Bahnhof Pankow entlang der Bahntrasse und der Granitzstraße, von der Mühlenstraße im Westen über die Berliner Straße hinaus bis zum S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf und der Prenzlauer Promenade im Osten.

Das neue Quartier wird kooperativ von der Eigentümerin Krieger Handel SE, dem Bezirk Pankow sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen entwickelt. Auf dem Gelände soll der Bau von 2.000 Wohnungen, Einzelhandelsflächen, Gastronomie, Grünflächen, Büros und ein Möbelhaus realisiert werden.

“Pankower Tor”: Neubau von 2.000 Wohnungen macht Schulbau erforderlich

Je nachdem, wie sich die Baukosten entwickeln, soll rund eine Milliarde Euro in die Entwicklung des Areals investiert werden. Die Planung für den Bau von 2.000 neuen Wohnungen bringt für die Projektplaner auch die Herausforderung mit sich, dass auf dem Gelände oder im direkten Umfeld auch neue Schulkapazitäten geschaffen werden müssen.

Da sich am Rande des Areals auch der historische Pankower Rundlokschuppen befindet, über dessen Abriss viele Jahre spekuliert worden war, der nun aber erhalten und rekonstruiert werden soll, wollten die Stadtplaner zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen und untersuchten eine mögliche Integration des Schulbaus in die historischen, denkmalgeschützten Gebäude oder deren direktes Umfeld.

Pankow: Der geplante Schul-Neubau wird nicht am Rundlokschuppen entstehen

Ein schöner Gedanke, die bemerkenswerten, ehemaligen Bahnanlagen in eine sinnvolle Nutzung zu überführen. Doch leider lassen sich diese Planspiele nicht realisieren. Benötigt wird ein neues Gymnasium mit rund 800 Schulplätzen.

Bezirksstadträtin Rona Tietje (SPD) äußerte sich dazu in der vergangenen Woche gegenüber der Berliner Morgenpost und betonte, dass bei einer solchen Lösung hohe Kosten und eine enorm lange Bauzeit auf den Bezirk zukommen würden.

hohe Kosten, lange Planungszeit: Bezirk verwirft Schulpläne am Rundlokschuppen

Es geht um einen dreistelligen Millionenbetrag und 20 Jahre für die Realisierung,” erklärte Tietje das Ergebnis einer Studie, die sich mit dem Thema eingehend befasst hat. Demnach sei bei einer solchen Umsetzung ein ganzer “Strauß von Problemen” zu erwarten.

So stellen nicht nur Lärmbelästigungen durch nahegelegene Bahn- und Autobahntrassen ein Problem dar, auch auf dem Gelände lebende Zauneidechsen müssten umgesiedelt werden. Zudem müssten mit Schadstoffen verseuchte Böden abgebaggert werden.

Fehlende ÖPNV-Anbindung, Denkmalschutz, Eidechsen und verseuchte Böden

Darüber hinaus fehlt eine Anbindung dieses Teilstücks an den öffentlichen Nahverkehr, und die Integration der Schulnutzung in die historischen Gebäude sei unverhältnismäßig teuer und aufwendig.

Unabhängig davon hatte Eigentümer Krüger kürzlich versichert, dass der Rundlokschuppen saniert und in jedem Fall erhalten bleiben soll, erste Instandhaltungsmaßnahmen haben mittlerweile bereits begonnen. Welche Nutzung künftig in dem Gebäude untergebracht werden soll, ist somit aber weiter offen.

Industriedenkmal: Pankower Rundlokschuppen wurde 1893 errichtet

1893 errichtete die Königliche Eisenbahndirektion in Berlin-Pankow ein Rundlokdepot. Um die zentrale Drehscheibe reihen sich 24 Abstellgleise und Reparaturgleise aneinander. Darüber erhebt sich eine imposante Kuppel aus filigraner Stahlkonstruktion.

Zusammen mit dem ebenfalls verfallenden Ringlokschuppen Berlin-Rummelsburg ist das Gebäudeensemble das letzte seiner Art in Deutschland. Der Ringlokschuppen und das direkt daneben liegende, halbkreisförmige Rundschuppen-Ensemble sind daher aus architektonischer Sicht einzigartig.

Die Pankower Güter- und Rangierbahnhöfe waren bis zur Wiedervereinigung wichtige Umschlagplätze für Lebensmittel und Baumaterialien. Außerdem wurde Platz für eine ehemalige Entsorgungsanlage der Stadtreinigung geschaffen. Der Güterverkehr endete mit der Schließung des Bahnhofs im Jahr 1997.

Schul-Neubau soll nun auf dem Gelände einer Kleingartenanlage entstehen

Für die benötigte Schule jedoch muss der Bezirk eine andere Lösung finden. So soll der Schul-Neubau nach Wünschen des Bezirks nun auf einer angrenzenden Kleingartenanlage errichtet werden. Dafür müssten aber eben einige Kleingärten weichen.

Die Bezirkspolitik versichert jedoch, dass es in diesem Fall Ausweichflächen an einem anderen Standort geben solle. Stadträtin Rona Tietje gesteht aber ein: “Wir sind uns bewusst, dass der Vorschlag heikel ist.” Denn sehr populär wäre eine solche Lösung vor allem bei den Pächtern der Kleingärten natürlich nicht. Nach aktuellem Planungsstand wird der Bezirk aber diese Lösung priorisiert weiterverfolgen.

Der Baustart für das Bauvorhaben “Pankower Tor” soll bis spätestens 2025 erfolgen. Der Zeitplan hängt allerdings davon ab, ob die geplante Umsiedlung der auf dem Gelände heimisch gewordenen Kreuzkröten umgesetzt werden kann. Die Tiere sollen in ein Habitat in Brandenburg verlegt werden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Der historische Rundlokschuppen in Berlin-Pankow wurde im Jahr 1893 errichtet. / © Foto: Wikimedia Commons / Doris Antony

Vision: Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Pankow soll das Wohn- und Gewerbequartier “Pankower Tor” entstehen. / © Visualisierung: Nöfer Architekten

 

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Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Senatskommission Wohnungsbau, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Architektur Urbanistik Berlin, Berliner Zentrum Industriekultur

 

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1 Kommentar

  1. Max Müller April 24, 2023

    Bauzeiten in Berlin werden nur noch in Dekaden gemessen.

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