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Pankow: Ehemalige australische Botschaft wird zum Bildungscampus

Das Areal in Berlin-Pankow, auf dem die in den 1970er Jahren errichtete ehemalige Australische Botschaft steht, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Nach mehreren Eigentümerwechseln in den Nachwendejahren soll auf dem Gelände nun ein Bildungscampus des Humanistischen Verbandes Berlin/Brandenburg entstehen. Die Bauarbeiten laufen bereits. 

Aus dem denkmalgeschützten Gebäude in Berlin-Niederschönhausen, ehemals Standort der australischen Botschaft in der DDR, soll nun ein Bildungscampus werden. Das Ensemble steht unter Denkmalschutz. / © Foto: Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg KdöR

© Fotos: Wikimedia Commons
Text: Björn Leffler

 

In Berlin gibt es eine nicht unerhebliche Zahl von maroden und längst verfallenen Gebäuden und Grundstücken, die auf unterschiedliche Art und Weise in eine künftige und sinnvolle Nutzung überführt werden sollen, oft unter strenger Berücksichtigung des Denkmalschutzes.

Kürzlich haben wir in einem Beitrag über eine Auswahl solcher Projekte berichtet, bei denen sogenannte “Lost Places” baulich reaktiviert und reurbanisiert werden. Dazu gehören beispielsweise  die Wiedereröffnung des “Spreepark”-Areals im Plänterwald, der Umbau eines ehemaligen Sanatoriums in Berlin-Buch oder das neue Nutzungskonzept für die historische Bärenquell-Brauerei in Niederschöneweide.

“Lost Place” in Pankow: Die ehemalige Botschaft Australiens in der DDR

Ein weiterer “Lost Place”, über den seit vielen Jahren diskutiert wird, ist die ehemalige Botschaft Australiens, die während der deutschen Teilung die Vertretung des Landes in der DDR war. Das Gebäude befindet sich im Pankower Ortsteil Niederschönhausen, an der Grabbeallee 34.

Um die Vielzahl neuer diplomatischer Vertretungen in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren unterzubringen, gab der DDR-Ministerrat seinerzeit rund 140 vorfabrizierte Gebäude in Auftrag.

Das Gebäude entstand in den 1970er Jahren in Modulbauweise

Diese standardisierten Botschaftsgebäude entstanden in zwei neuen Diplomatenvierteln im damaligen Ost-Berliner Bezirk Pankow. Australien erhielt von der DDR das größte Modell namens “IHB-III” (Ingenieur-Hochbau-Berlin III) zugewiesen.

Das Botschaftsgebäude hatte eine Grundfläche von insgesamt fast 2.500 Quadratmetern. Australien war 1972 das erste kapitalistische Land, welches die DDR offiziell anerkannte. Das lange, tief liegende Gebäude mit drei Etagen besteht aus vorfabrizierten Betonplatten. Es besitzt Trennwände und Mosaikelemente der renommierten Keramikerin Hedwig Bollhagen.

Von 1973 bis 1986 nutzte Australien das Gebäude als Botschaft

Australische Diplomaten nutzten das Gebäude in der Zeit von 1973 bis 1986. Der Mietvertrag wurde dann vom australischen Staat aufgelöst. Bis 1990 wurden alle diplomatischen Beziehungen mit den beiden deutschen Staaten von Warschau aus geregelt.

Nach dem Fall der Berliner Mauer übernahm die Treuhandliegenschaftsgesellschaft TLG die frühere australische Botschaft, als sie zahlreiche staatliche Immobilien der untergegangenen DDR verkaufte. Nach 1996 wechselte das Gebäude mehrmals den Besitzer, bis es 2015 schließlich unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Denkmalschutz ab 2015, Nutzung als Atelierhaus bis 2019

Von April 2017 bis Ende 2019 beherbergte das Gebäude das Atelierhaus Australische Botschaft (OST). Derzeit kann das Gebäude nicht mehr betreten werden. Aber es gibt nun gänzlich andere Pläne für eine Neunutzung des geschichtsträchtigen Ensembles.

Der Humanistische Landesverband Berlin/Brandenburg hatte das Grundstück im Jahr 2019 erworben und beabsichtigt nun, eine Kindertagesstätte sowie eine Grundschule im Gebäude einzurichten. Gegenwärtig sind die Bauarbeiten unter Leitung des Architekturbüros Hinz im Gang.

Pankow: Humanistischer Landesverband setzt einen Bildungscampus um

Der Verband plant, auf dem Grundstück einen Bildungscampus zu realisieren. Nach Auskunft des Verbandes soll zum neuen Kitajahr 2023/2024 die Kita auf dem Gelände eröffnen. Es wird die 27. Kita des Verbandes. Gleichzeitig soll auch eine “Freie Humanistische Grundschule” eröffnet werden.

Und auch eine Hochschule soll auf dem Gelände einziehen, die “Humanistische Hochschule Berlin”. Der Verband betreibt Kindertagesstätten im gesamten Berliner Stadtgebiet. Für das Areal an der Grabbeallee wird mit dem geplanten Bildungscampus erneut ein völlig neues und vollkommen anders orientiertes Kapitel aufgeschlagen. Auf die letztliche Umsetzung darf man sehr gespannt sein.

 

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Quellen: Bezirksamt Pankow, Berliner Morgenpost, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin, Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg KdöR, Humanistische Kindertagesstätte Grabbeallee

 

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