Auf dem Gelände des historischen Postfuhramtes an der Köpenicker Straße, gelegen zwischen Mitte und Kreuzberg, soll in den kommenden Jahren ein neues Quartier mit Wohnungen, Büros und Einzelhandel entstehen.
© Visualisierungen / Fotos: Patzschke & Partner Architekten / KoSP GmbH
An der Grenze zwischen Mitte und Kreuzberg, an der Köpenicker Straße, steht das nächste, großformatige Transformationsprojekt an, das auf einem jahrzehntelang brachliegenden Industrie- und Gewerbeareal eine moderne Nutzung etablieren will.
Nachdem das EISWERK-Projekt, welches von Trockland und Graft konzipiert und umgesetzt wurde, im Grunde abgeschlossen ist, soll nur wenige hundert Meter weiter, auf dem Gelände des ehemaligen Postfuhramtes zwischen Köpenicker Straße und Melchiorstraße, das nächste Bauvorhaben realisiert werden.
Seit etwa einem Jahr wird auf dem Gelände bereits gebaut
Längst drehen sich auf dem Areal die Bagger und bereiten den Baugrund für das vor, was in den kommenden Jahren auf dem Gelände entstehen soll. Gemeinsam mit dem Unternehmen KoSP Gmbh (“Koordinationsbüro für Stadtentwicklung und Projektmanagement”) hat das Büro Patzschke & Partner Architekten ein konkretes Nutzungskonzept für das historische Areal erarbeitet.
Große Teile des Areals lagen für viele Jahre brach, so dass viele der auf dem Gelände befindlichen Gebäude nicht mehr zu retten waren und im Laufe des vergangenen Jahres abgerissen wurden. Erhalten bleibt unter anderem aber die historische Generatorenhalle, die sich im Zentrum des Geländes befindet. Sie ist eines von mehreren, historischen Gebäuden, die bestehen bleiben.
Auf dem Gelände besteht formell kein Denkmalschutz
Andere der älteren Bauten, die in einem baulich so schlechten Zustand waren, dass eine Sanierung oder Rekonstruktion nicht mehr möglich war, sollen nach Auskunft der Bauherren zum Teil wiederaufgebaut werden und als 1:1-Kopie des Ursprungsbaus neu entstehen, wie etwa das ehemalige Brückengebäude. Ein Denkmalschutz besteht auf dem Gelände aber eigentlich nicht.
Die Projektverantwortlichen wollen das Gelände vom “Lost Place” zum lebendigen Quartier im Sanierungsgebiet der Nördlichen Luisenstadt entwickeln. Bereits vor einem Jahr, im Juni 2021, wurden die Anwohnerinnen und Anwohner im Rahmen einer Anwohnerversammlung über das Bauvorhaben informiert.
Eines der größten Grundstücke der Nördlichen Luisenstadt
Das betroffene Areal ist mit einer Größe von 14.000 Quadratmetern eines der größten Sanierungsgebiete in der Nördlichen Luisenstadt. Das Gelände soll zukünftig von zwei Seiten aus begehbar sein und öffentlich nutzbar gemacht werden. Eine Schließung des Areals soll auch nachts nicht erfolgen.
Gebaut werden sollen zwei Gewerbe- und Bürohäuser sowie mehrere Wohnhäuser. Gestalterisch werden sich die neu entstehenden Gebäude an der Architektur der Gründerzeit und den auf dem Gelände befindlichen, historischen Gebäuden orientieren. In den Erdgeschossetagen soll Platz für Einzelhandel und Gastronomie entstehen. Auch die erwähnte Generatorenhalle soll reaktiviert und für eine gewerbliche Nutzung ertüchtig werden.
Das Areal wurde ab 1893 für den Postbetrieb genutzt
Das Gelände wurde 1893 für den Postbetrieb mit 650 Pferden und 350 Postillionen eingerichtet. Nach der kompletten Umstellung vom Pferdebetrieb auf Elektrofahrzeuge im Jahr 1925 wurde die Bebauung auf dem Areal nahezu komplett abgerissen und den elektrischen Fahrzeugen angepasst.
So entstand an der Melchiorstraße Europas größte Batterieladestation für die Postfahrzeuge. Auch in der späteren DRR wurde bis in die 1970er Jahre hinein die Tradition der elektrischen Postfahrzeuge fortgeführt. Erstaunlicherweise wurde das Areal noch bis Mitte der 1990er Jahre von der Post zur Wartung und Instandsetzung von Fahrzeugen genutzt.
Stadtraum im Wandel: Die Nördliche Luisenstadt in Mitte
Mit dem Begriff “Nördliche Luisenstadt” wird ein Areal bezeichnet, welches zwischen Jannowitzbrücke und Engelbecken liegt und im Jahr 2011 vom Berliner Senat förmlich zum Sanierungsgebiet erklärt worden ist. Das Gelände grenzt westlich an den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit seiner Spreeuferzone an.
Prägend für das Gebiet sind die gründerzeitlichen, dominierenden Gewerbebereiche und Brachflächen am Wasser. Zahlreiche, institutionelle Einrichtungen sind im Gebiet vertreten, die Wohnnutzung spielte hier in der Vergangenheit aber nur eine untergeordnete Rolle, was sich durch die Entwicklung neuer Nutzungsformate in den kommenden Jahren ändern soll.
Hier könnt Ihr eine Zusammenfassung des Projekts im Video sehen:
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