Nach vielen Jahren der Planung und einem zwischenzeitlichen Projektstopp durch die Verkehrsverwaltung soll der Umbau der Radwege auf der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg nun am kommenden Montag beginnen. Für den Bau eines geschützten Radweges sollen Parkplätze weichen. Dafür werden Überquerungsstellen optimiert und mehr Ladezonen für den Lieferverkehr eingerichtet.
© Visualisierung und Foto: infravelo GmbH
Text: Björn Leffler
Im Juni 2023 war die Aufregung groß in den Berliner Bezirken, und vor allem in Pankow. Denn ein Großteil der Fahrradprojekte, die in den Berliner Bezirken seit vielen Jahren geplant und auf den Weg gebracht wurden, wurden von der neu ins Amt gekommenen Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) vorerst gestoppt, um neu untersucht zu werden.
Schreiner wollte offenbar sämtliche Radwegprojekte stoppen, bei denen Parkplätze oder Fahrspuren zugunsten eines neuen Fahrradweges wegfallen könnten. Darüber wurden die Bezirke in Form einer einfachen E-Mail informiert.
Viele Radwegprojekte können umgesetzt werden, einige bleiben jedoch gestoppt
Dort herrschte erst einmal Ungläubigkeit. Doch die Senatorin bekräftigte später in einem Interview mit dem RBB, dass das Vorgehen von der Verkehrsverwaltung tatsächlich so beabsichtigt und die Information an die Bezirke korrekt sei.
Mittlerweile hat sich der Staub etwas gelegt und die Prüfung hat ergeben, dass viele der geplanten Fahrradwegprojekte umgesetzt werden können, einige durch strukturelle Anpassungen, andere auch ohne Korrektur. Eine genaue Strategie dahinter ist nicht wirklich zu erkennen. Aber es gibt auch Radwegprojekte, die vorerst eingefroren bleiben.
In Pankow kann der Umbau der Radwege auf der Schönhauser Allee beginnen
Eines der größten Radwegprojekte im Bezirk Pankow jedoch wird nach Informationen des Unternehmens infravelo GmbH nun doch endlich starten. Dabei handelt es sich um den Bau geschützter Radwege auf der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg.
Nach jahrelangen und mühsamen Planungen, Diskussionen und Umplanungen sollte es ursprünglich im Frühling 2023 mit dem Umbau losgehen. Zugunsten von mehr Rad- und Fußverkehr auf der Schönhauser Allee sollten im Rahmen des Bauvorhabens Parkplätze weichen, während neue Radstreifen angelegt werden sollten.
Die CDU schlug eine neue Streckenführung für den geplanten Radweg vor
Doch der Stopp des Projekts brachte plötzlich noch einmal vollkommen neue Überlegungen ins Spiel. Pankows Verkehrsstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) etwa schlug gegenüber der Berliner Morgenpost vor: “Für den Radverkehr im Gebiet um die Schönhauser Allee gibt es aus meiner Sicht gute Alternativlösungen (…).”
Als Ausweichlösung nannte sie die Kollwitzstraße, die Senefelderstraße oder die Dunckerstraße. Die Nebenstraßen rund um die Schönhauser Allee sind jedoch zu großen Teilen Kopfsteinplfasterstraßen, was den Bau eines Radweges nochmal aufwendiger macht.
Ende Juni verkündete der Senat, dass das Projekt realisiert werden kann
Zudem befinden sich auch hier zahlreiche Parkplätze, die von Anwohnerinnen und Anwohnern genutzt werden und für den Bau eines Radweges wegfallen müssten. Die Argumentation von Anders-Granitzki schien auch in der Verkehrsverwaltung wenig schlüssig zu wirken, denn bereits Ende Juni ließ die Senatsverwaltung für Mobilität, Klimaschutz, Verkehr und Umwelt in einer Presseerklärung verlauten, dass die Radwege auf der Schönhauser Allee wie geplant gebaut werden.
Ab dem kommenden Montag, den 4. September, soll laut infravelo der Umbau also nun endlich starten. Zwischen Eberswalder Straße / Danziger Straße und Gleimstraße / Stargarder Straße entstehen beidseitig jeweils auf der rechten Spur neue Radfahrstreifen mit einer Breite zwischen 2,20 und 2,50 Meter.
Ein geschützter Radweg wird auf einer Länge von 720 Metern entstehen
Das bedeutet, dass auf einer Länge von rund 720 Metern Radfahrende künftig sicherer und mit ausreichend Abstand überholen und ohne Hindernisse fahren können. Für die Trennung des Radfahrstreifens vom Autoverkehr werden Betonborde verwendet und rund 700 sogenannte “Protektionselemente” eingebaut.
Damit Fußgängerinnen und Fußgänger besser über die Straße kommen, werden im Zuge des Bauprojekts Überquerungsstellen verbreitert, um die Sichtachsen zu verbessern. Die Straße soll durch den Umbau insgesamt also sicherer werden. Auch Lieferanten sollen von dem Umbau profitieren: statt bislang sechs wird es dann elf Lieferzonen geben.
Schönhauser Allee: Zukünftig Elf statt bislang sechs Lieferzonen
Der Gehweg und Aufenthaltsbereich wird um den bisherigen Radweg erweitert: Hier sollen unter anderem neue Fahrradabstellbügel entstehen. Das Bezirksamt Pankow ist verantwortlich dafür, die neuen und breiteren Gehwege zu gestalten. Geplant ist nach aktuellem Stand ein “Multifunktionsstreifen” anstelle des bisherigen Radwegs.
Die Bauarbeiten beginnen auf der östlichen Straßenseite in Fahrtrichtung Norden. Zunächst soll laut infravelo an den neuen Querungsstellen für die Fußgängerinnen und Fußgänger gearbeitet werden. Für den künftigen Radfahrstreifen wird parallel dazu die Fahrbahndecke saniert.
Bis Ende 2023 soll der Umbau abgeschlossen sein – bei guter Witterung
Die Umsetzung soll abschnittsweise erfolgen, um zu vermeiden, dass es zu unangenehmen verkehrlichen Einschränkungen kommt. Um den Radfahrstreifen an Querungsstellen und im Kreuzungsbereich sichtbar zu machen, werden diese Flächen farbig beschichtet.
Anschließend sollen die rund 700 Betonborde verklebt werden, damit Fahrradfahrer sicherer und vom Autoverkehr getrennt auf der Schönhauser Allee fahren können. Die Baumaßnahme soll bis Ende 2023 umgesetzt werden, allerdings ist ein Teil der Arbeiten witterungsabhängig.
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Quellen: Bezirksamt Pankow, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Der Tagesspiegel, Berliner Woche, infravelo GmbH
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