An der Rhinstraße in Berlin-Lichtenberg möchte der niederländische Investor van Caem ein riesiges Rechenzentrum für rund eine Milliarde Euro realisieren. Das Bauvorhaben soll auf einer brachliegenden Fläche neben dem Landschaftspark Herzberge entstehen. Ursprünglich sollte auf dem Gelände ein gemischtes Quartier mit Wohnungen und Gewerbeflächen entwickelt werden – diese Pläne sind nun aber vom Tisch.

Für rund eine Milliarde Euro soll in Berlin-Lichtenberg ein neues Rechenzentrum entstehen. Das Projekt soll auf einem brachliegenden Areal neben dem Landschaftspark Herzberge realisiert werden. / © Foto: depositphotos.com

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Text: Björn Leffler, Wolfgang Leffler

 

In Berlin-Lichtenberg kündigen sich derzeit gleich mehrere großformatige Bauvorhaben an, die in ihrer Ausprägung allerdings unterschiedlicher kaum sein könnten – aber gar nicht weit voneinander entfernt entstehen.

Südlich der Gärtnerstraße im Zentrum des Bezirks Lichtenberg möchte ein privater Investor das Bauvorhaben “27 Hektar” realisieren. Das Areal wirkt heute tatsächlich nicht optimal genutzt. Ein Großteil des von Wohnquartieren umgebenen Geländes liegt derzeit brach. Dazwischen sind einzelne Betriebe angesiedelt, die die Flächen vor allem zur Lagerung von Autos und Ersatzteilen nutzen.

Rhinstraße in Lichtenberg: Neues Rechenzentrum statt gemischtem Quartier

Auf dem Gelände soll in den kommenden Jahren ein vollkommen neues Quartier entstehen und gleichzeitig ein Treffpunkt, der den Stadtteil Hohenschönhausen beleben soll. Dabei sollen nach Aussage der Investoren bezahlbare Wohnungen, Gewerbe und Bildungseinrichtungen entstehen sowie eine „Stadt der kurzen Wege“. Rund 3.500 Wohnungen sollen gebaut werden.

Auf einer ebenfalls brachliegenden Fläche will der im Bezirk Lichtenberg bereits gut bekannte Investor van Caem ein weiteres Großprojekt umsetzen. Dabei geht es allerdings nicht um die Schaffung eines neuen Quartiers, sondern um den Bau eines riesigen Rechenzentrums.

Rechenzentrum “Bluestar” entsteht auf Brache am Landschaftspark Herzberge

Das “Bluestar” getaufte Datacenter soll an der Rhinstraße errichtet werden, in einer überwiegend industriell geprägten Umgebung. Mit dem “Bluestar” soll eines der größten Rechenzentren Deutschlands entstehen – und das gibt es nicht umsonst. Rund eine Milliarde Euro soll in das Vorhaben investiert werden.

Der niederländische Investor van Caem, der in Lichtenberg auch das Gewerbeprojekt “van Caem Park” an der Frankfurter Allee realisiert, hatte das betreffende Grundstück bereits vor acht Jahren erworben. Laut Tagesspiegel-Informationen war hier ursprünglich ein gemischtes Quartier mit Wohnungen und Gewerbebauten vorgesehen. Doch diese Pläne sind nun obsolet.

Bis 2026 soll das Rechenzentrum auf dem 57.000 m² großen Areal stehen

Zukünftig sollen sich auf dem riesigen Areal nur sehr wenige Menschen bewegen. Dafür aber sollen enorme Ressourcen für die Speicherung und Verarbeitung von Daten geschaffen werden. Als Projektentwickler konnte das Technologie- und Immobilienunternehmen PREA gewonnen werden.

Auf dem insgesamt knapp 57.000 Quadratmeter großen Grundstück sollen nach Plänen der Projektverantwortlichen bis 2026 vier Rechenzentren, vier Energiezentralen, ein Umspannwerk und ein Pförtnerhaus entstehen.

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey wohnte der Auftaktveranstaltung bei

Mit der Baugenehmigung rechnen die Investoren in Kürze. Zu einer kleinen Auftaktveranstaltung kam sogar Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey vorbei. Die Investoren betonten, dass das zukünftige Rechenzentrum vollständig aus regenerativen Energien betrieben werden soll.

Ein Nebenprodukt wird die entstehende Abwärme des Rechenzentrums sein, welche ebenfalls genutzt werden soll. Dafür geht das Unternehmen PREA eine Kooperation mit dem landeseigenen Stromnetz Berlin ein.

Die entstehende Abwärme soll für umliegende quartiere genutzt werden

Die Abwärme des künftigen “Bluestar” soll entweder in das Berliner Fernwärmenetz eingespeist werden oder für die umliegenden Wohnquartiere und Gewerbeeinheiten genutzt werden. Rund zwei Millionen Quadratmeter Nutzfläche können mit der entstehenden Wäre versorgt werden, so die Investoren.

Mit dem Projekt möchten die Investoren den Platzhirschen Google angreifen, der unweit des BER ein vergleichbares Projekt umsetzt. In Mittenwald im Landkreis Dahme-Spreewald plant der US-Konzern ebenfalls den Bau eines Rechenzentrums und möchte dort ebenfalls rund eine Milliarde Euro investieren.

Projekt “GoWest”: In Wilmersdorf soll ein weiteres Rechenzentrum entstehen

Innerhalb des Berliner Stadtgebietes gibt es noch ein weiteres, vergleichbares Projekt dieser Größenordnung. Auf einer Fläche, die größer ist als der Potsdamer Platz, wird in an der Forckenbeckstraße in Berlin-Wilmersdorf seit dem Frühjahr 2019 an der Realisierung des raumgreifenden Gewerbeprojekts „GoWest“ gearbeitet.

Die Projektplanung sieht die Sanierung und Modernisierung eines Teils der bestehenden Gebäude vor, der Großteil der alten Industrie- und Fertigungsanlagen wird und wurde jedoch abgerissen und soll durch Neubauten ersetzt werden. Auf dem zukünftigen Gelände soll auch ein IT-Rechenzentrum für den Bund entstehen.

Auch das ICC wurde als möglicher Standort für ein Rechenzentrum erwogen

Das Rechenzentrum in Wilmersdorf soll für das verantwortliche Unternehmen MAINCUBES das zweite Rechenzentrum in Berlin werden und wird voraussichtlich ab dem Jahr 2025 ans Netz gehen. Ein Hauptmieter wird der IT-Dienstleister des Bundes werden, ITZ-Bund, der einen bedeutenden Anteil dieses neuen Rechenzentrums in Anspruch nehmen will. ITZ-Bund erhöht damit seine IT-Kapazitäten in Berlin.

Ein weiterer Standort, der in den vergangenen Jahren diskutiert worden war, ist das derzeit geschlossene, ehemalige Kongresszentrum ICC. Im Herbst 2021 ließ laut Berliner Morgenpost eine Anwaltskanzlei im Auftrag eines auf Industrieimmobilien spezialisierten Projektentwicklers anfragen, ob das ICC zur Nutzung als Rechenzentrum erworben werden könne.

Der Berliner Senat jedoch lehnte diese Pläne ab und möchte das ICC in den kommenden Jahren für eine kulturelle Nutzung ertüchtigen. Die großen Rechenzentren der Hauptstadtregion entstehen derweil woanders – unter anderem an der Lichtenberger Rhinstraße.

 

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Quellen: Prea, Bluestar, Der Tagesspiegel, Bezirksamt Lichtenberg, van Caem, Berliner Morgenpost, Die Wohnkompanie Berlin GmbH & Co. KG

 

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