Der Neubau der Polnischen Botschaft an der Straße Unter den Linden in Berlin-Mitte ist mittlerweile weit vorangeschritten, mit dem Neubau wird dort eine der letzten großen Baulücken geschlossen. Architektonisch müssen sich die Besucher des Boulevards jedoch auf eine sehr nüchterne Fassadengestaltung einstellen.

Am Boulevard Unter den Linden entsteht der Neubau der Polnischen Botschaft. Die Fassadengestaltung spricht eine ausgesprochen nüchterne Architektursprache. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Der historische Boulevard Unter den Linden in Berlin-Mitte ist überwiegend geprägt von historischen Gebäuden, vor allem im östlichen Bereich der Prachtstraße. Unweit des Brandenburger Tors wird derzeit allerdings ein Gebäude realisiert, welches unschwer erkennbar auf moderne Formsprache setzt.

Es ist eine der letzten großen Baulücken gegenüber der prachtvollen und überdimensionierten Russischen Botschaft, die mit dem derzeit laufenden Bau der Polnischen Botschaft geschlossen wird. Es nahm einige Zeit in Anspruch, bis dies in Angriff genommen werden konnte.

Der allererste Anlauf für den Bau einer neuen Polnischen Botschaft am Boulevard Unter den Linden liegt bereits rund zwanzig Jahre zurück. Dem Vernehmen nach herrschte damals jedoch Uneinigkeit zwischen dem Berliner Senat und dem verantwortlichen Architekturbüro über die Gestaltung des potenziellen Neubaus.

Pläne für Neubau der Polnischen Botschaft sind über 20 Jahre alt

Die Pläne für das Gebäude, welches nun errichtet wird, stammen aus dem Jahr 2012 und sind damit ebenfalls mehr als ein Jahrzehnt alt. Die Finanzierung des Projekts soll vollständig durch den polnischen Staat übernommen werden.

Verantwortlich für den architektonischen Entwurf ist das in Warschau ansässige, polnische Architekturbüro JEMS. Zu den bisher realisierten Bauvorhaben des Büros zählt unter anderem das internationale Kongress-Zentrum im polnischen Kattowitz oder die Erweiterung der historischen Raczyński-Bibliothek in Posen (Poznań).

Unter den Linden: Botschafts-Neubau mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche

Entstehen soll auf dem prominenten und prestigeträchtigen Grundstück am Boulevard Unter den Linden ein Neubau mit einer Nutzungsfläche von rund 10.000 Quadratmetern. Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen hier zukünftig arbeiten.

Der Entwurf sieht eine streng gegliederte Sandsteinfassade mit großen Durchbrüchen vor, der ein anspruchsvolles, optisches Konzept verfolgt. Zwei “doppelte” Schichten der Süd- und Nordfassade, die sich zwischen den angrenzenden Gebäuden erstrecken, sollen die “eigentlichen”, privaten Räumlichkeiten der Botschaft trennen.

Die Fassade am Boulevard Unter den Linden ist ausgesprochen sachlich

Mittlerweile lässt sich auf der Baustelle sehr gut erkennen, wie sich der neue Baukörper in die bestehende Straßenstruktur einfügt. Und nachdem viele Jahre über den Neubau gestritten wurde, ist er sehr schnell realisiert worden. Im diesem Jahr sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das neue Gebäude beziehen.

Die “doppelten Fassaden”, die sich die Architekten erdacht haben, sind derzeit vom Straßenniveau aus kaum als solche zu erkennen. Die Fassadengestaltung des Botschaftsgebäudes wirkt ausgesprochen nüchtern, um es positiv auszudrücken. Die verhältnismäßig lange Vorlaufzeit für ein zumindest nach außen doch sehr unspektakuläres Gebäude ist zumindest fragwürdig.

Noch ist das Projekt nicht abgeschlossen, aber gravierende Änderungen an der Fassadengestaltung sind wohl nicht mehr zu erwarten. Ob der Neubau für den Boulevard Unter den Linden zu einem optischen Gewinn avanciert, muss stark bezweifelt werden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Sachliches Raster am historischen Boulevard: Der entstehende Neubau der Polnischen Botschaft in Berlin-Mitte. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: JEMS, Architektur Urbanistik Berlin, Deutsches Architektur Forum, Berliner Morgenpost, Wikipedia

 

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2 Comments

  1. Anda Tirpitz 21. Februar 2024 at 13:19 - Reply

    Das Wort “sachlich” kommt immer dann zum Zuge, wenn es um blutlose, seelenlose und nichts wollende Architektur geht. Berlins
    “Verlangweiligung” geht weiter….

    • Günter Schneider 25. März 2024 at 06:01 - Reply

      Im Gegenteil: Die Architektur mag zwar sachlich sein, ist aber doch sehr ansprechend. Man sollte die Polen nicht unterschätzen. Zuckerbäckerstil war mal und hätte an der Stelle auch nichts gebracht.

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