Der vieldiskutierte Bau der Freitreppe am Humboldt Forum hat trotz eines drohenden Rechtsstreits und steigender Kosten begonnen. Die Treppe entsteht unmittelbar am rekonstruierten Stadtschloss, unabhängig davon, ob das umstrittene Flussbad-Projekt realisiert wird.

Mit oder ohne Flussbad: Die Freitreppe am Humboldt Forum soll bis 2024 entstehen. Gestört davon fühlen sich die Initiatoren des Einheits-Denkmals.

© Grafiken:  creativecommons / Flußbad Berlin e.v.

 

Rund um das seit wenigen Monaten eröffnete und fertiggestellte Humboldt Forum wird weiter kräftig gebaut. Nicht nur die Arbeiten an den Grünanlagen und Gehwegbereichen auf der zum Lustgarten zugewandten Nordseite werden derzeit vorangetrieben. Auf der Westseite des teilweise rekonstruierten Stadtschlosses konkurrieren derzeit gleich zwei Projekte – und stehen sich dabei unversöhnlich gegenüber.

Neben dem seit Mai 2020 im Bau befindlichen Einheitsdenkmal soll eine Freitreppe entstehen, die hinunter zum Spreeufer führen wird. Die Treppenstufen werden aus Granit und Sandstein gefertigt, auch eine Steganlage ist geplant. Die Geländer, die vom Schlossplatz bis zum Wasser führen werden, sollen mäanderförmig gestaltet werden.

Die Freitreppe wird teurer: 7,5 statt 6,4 Millionen Euro

Obwohl sich die ursprünglich veranschlagten Kosten in Höhe von 6,4 Millionen Euro voraussichtlich um zusätzliche 1,1 Millionen Euro erhöhen werden, ist der Bau des Projekts gestartet. Die Fertigstellung der Freitreppe ist für Mitte 2024 geplant. Finanziert werden sollen die Mehrkosten über Zuschüsse zur Förderung von nationalen Projekten des Städtebaus.

Aber nicht nur die steigenden Baukosten stellen eine Hürde für das ambitionierte Projekt dar. Auch die Verantwortlichen des oben bereits erwähnten Einheitsdenkmal-Projekts kritisieren die geplante Umsetzung der Freitreppe.

Architekt des Einheitsdenkmals kritisiert Freitreppen-Entwurf

Architekt Johannes Milla, der den Siegerentwurf für das Einheitsdenkmal lieferte, befürchtet durch die Treppe eine Herabwürdigung seines Entwurfs. Zumal er betont, dass die Entscheidung für den Bau der Treppe vom Berliner Senat erst 2019 fiel, ganze acht Jahre, nachdem er den Wettbewerb für die Umsetzung eines Einheitsdenkmals gewonnen hatte.

Milla befürchtet, dass der Anblick des Vorplatzes am Humboldt Forum künftig von der Treppe dominiert werde und nicht vom Denkmal an die deutsche Freiheits- und Einheitsgeschichte, welches zukünftig Bürger*innen ehren soll, die 1989 gegen die SED-Diktatur protestierten.

Beide Projekte sind bereits im Bau, aber Eine Klage steht weiter im Raum

Die Freitreppe soll natürlich auch barrierefrei zugänglich sein. Daher ist in einem Meter Abstand, direkt neben dem Einheitsdenkmal, ein Aufzugsturm geplant. Vor dem Denkmal sollen darüber hinaus rund 60 Fahrradständer und acht Bäume platziert werden. Milla sieht seinen Entwurf, der in all seinen Visualisierungen durch die Freiheit um das Denkmal herum besticht, massiv gestört.

Noch immer steht eine mögliche Klage gegen die Freitreppe im Raum. Die Gruppe um Johannes Milla hat bislang nicht final entschieden, ob eine solche Klage tatsächlich angestrebt wird. Bislang bleibt es bei einer Drohung.

Die Freitreppe kommt, auch ohne “Flussbad”-Projekt

Unabhängig vom schwelenden Streit wird soll die Fertigstellung des Einheitsdenkmals im kommenden Jahr erfolgen, also rund zwei Jahre früher als die Freitreppe. Diese gehört eigentlich zum mittlerweile sehr umstrittenen “Flussbad-Projekt” des Vereins “Flussbad Berlin”.

Zwischen Museums- und Fischerinsel soll nach Plänen des Vereins das Wasser der Spree durch natürliche Filterbereiche so gereinigt werden, dass ein Schwimmen in der Spree bedenkenlos möglich sein soll.

“Flussbad”: Unkalkulierbare Kosten und Zweifel an der Durchführbarkeit

Da die kolportierten Kosten für die Umsetzung des Projekts aber mittlerweile stark gestiegen und offenbar schwer kalkulierbar geworden sind und auch die Durchführbarkeit des Vorhabens von vielen Beteiligten angezweifelt wird, ist eine tatsächliche Umsetzung des Projekts mittlerweile mehr als fraglich.

Fest steht allerdings, dass die Freitreppe auch ohne “Flussbad”-Projekt realisiert wird. Der Bau der Treppe ist im Planungsprozess vom “Flussbad”-Projekt abgekoppelt und entsprechend budgetiert worden. In einigen Jahren wird es also einen neuen Zugang zur Spree geben, der vor allem in den Sommermonaten sicher stark frequentiert wird.

Wie sich das räumliche Nebeneinander der beiden Projekte zukünftig entwickeln wird, ist derzeit offen. Wünschenswert wäre es aber, dass eine Einigung der Projektbeteiligten noch erfolgt, bevor bereits gebaute Elemente nachträglich verändert und möglicherweise sogar zurück gebaut werden müssen. Die dadurch entstehenden Mehrkosten wären der Steuern zahlenden Stadtbevölkerung wohl nur schwer zu vermitteln.

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Derzeit im Bau: Das Einheitsdenkmal vor dem Eosander-Portal des Humboldt Forums

Bleibt wohl nur eine Vision: Das “Flussbad”-Projekt des Vereins “Flussbad Berlin”, welches mittlerweile mehr Gegner als Befürworter hat.

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6 Comments

  1. jan montag 21. Oktober 2021 at 08:27 - Reply

    schlechter artikel.
    offensichtlich ist ja nicht die treppe das problem sondern der aufzug und die baeume. ich bin ueberzeugt, dass die treppe standort und bedeutung des denkmals noch verstaerkt. wer sich ueber kostensteigerungen am bau wundert weiss offensichtlich nicht was in den letzten jahren passiert ist. 17% steigerung seit der kostenkalkulation ist alles im rahmen der realen preissteigerungen auf dem markt

    • Ralf Steeg 23. Oktober 2021 at 12:10 - Reply

      Beschrieben wird hier nur die Kostensteigerung innerhalb eines Jahres. Von 2019 bis heute sind die Kosten jedoch von 1.641.801,00 auf 5.760.749,87 gestiegen. Das ist eine Steigerung auf 350%, obwohl die lange Plattform vor der Treppe wegfällt. Noch dazu kommt der Anteil von Flussbad, der aber auf Grund der Aktenlage nicht genau bestimmt werden kann, sich aber auch auf mehrere einhundertausend Euro beläuft. Ansonsten ist auch der Rest des Artikels – bis auf kleine Fehler – sehr gut recherchiert. Detailfragen beantworte ich gern.

  2. Tim Edler 21. Oktober 2021 at 11:13 - Reply

    Liebes Entwicklungsstadt Team!

    Die von euch benutzten Abbildungen entsprechen nicht dem gegenwärtigen Projekt. Das Aufmacher Bild zeigt eine von uns entwickelte Idee für eine Treppe, die nicht der gegenwärtigen Planung des Büros BBZ entspricht. (siehe https://www.stadtentwicklung.berlin.de/staedtebau/foerderprogramme/bauprojekte/freitreppe_schlossfreiheit/index.shtml)
    Auch das weitere Bild zeigt eine Visualisierung einer Treppe die an einer ganz anderen Stelle geplant ist – nämlich am Staatsratsgebäude und nicht am Einheitsdenkmal.
    Auch inhaltlich gibt es Ungenauigkeiten. Richtig ist, dass es Privatpersonen und auch Interessengruppen gibt, die das Projekt Flussbad prinzipiell ablehnen und die sich deshalb bemühen Zweifel an der technischen Durchführbarkeit des Flussbad Projektes oder zu den prognostizierten Kosten zu sähen oder den Eindruck zu erwecken es bestünde eine breite kritische Haltung gegen das Projekt. Solchen Suggestionen sollte man mit Vorsicht begegnen. So gibt es zwar seitens des Projekts zwei Kostenprognosen von zwei unabhängigen Ingenieurbüros, während für die „kolportierten“ höheren Kosten bisher keine vergleichbare Rechnung veröffentlicht wurde. Wir kennen stark unterschiedliche Zahlen, die von zwei oder drei Privatpersonen mit großer Energie in der Öffentlichkeit verbreitet werden, wobei nicht klar ist, auf welcher Grundlage und mit welcher Methode diese entstanden sind, ob dabei überhaupt Fachleute beteiligt waren, usw. Es handelt sich also wohl eher um Zahlen die mit dem Ziel „geraten” wurden, um die sachlichen Auseinandersetzung zu verwirren.
    Fraglich ist auch, inwieweit das Projekt „mehr als fraglich“ ist. Tatsache ist, dass das Projekt zum Beispiel die Unterstützung aller maßgeblichen politischen Parteien auf Landes und Bezirksebene mit Ausnahme der AFD besitzt und dass die Landesregierung mit Beginn des Jahres 2021 ein Stadtumbauprojekt für die Umsetzung des Projektes in Gang gesetzt hat, basierend auf einem Senatsbeschluss nach fachlicher Prüfung aller beteiligter Senatsverwaltungen. Eine ablehnende Haltung des Flussbad Projektes gegenüber dem Einheitsdenkmal besteht übrigens in keiner Weise und erste Visualisierung dieser Treppe stammen aus dem Jahr 1998, also 12 Jahre bevor Milla und Partner damals noch zusammen mit den Künstlern Sascha Waltz und Jochen Sandig ihren Entwurf für das Einheits-Denkmal geschaffen haben.

    Mit freundlichen Grüßen
    Tim Edler Verein Flussbad – Berlin e.v.

    • Valentin 22. Oktober 2021 at 09:31 - Reply

      Danke für die Klarstellung.
      Solch tendenziöse Artikel wie Diesen war ich von der Seite bisher nicht gewöhnt.

  3. Dr. Heide Ellerbrock 21. Oktober 2021 at 13:41 - Reply

    Politik würde leichtsinnig handeln, wenn sie nach Selbstkritik des Vereins Flussbad (FB) noch immer ein Bad im Kanal befürwortet. Umbaumaßnahmen auf dem Schiff haben keine funktionierenden Filter erbracht, so dass FB bereits 2020 den eigenen Anspruch auf seiner WEB-Seite mindern musste: „Diese Maßnahmen zielen nicht darauf, die Bedingungen vollständig und zu allen Zeiten im Sinne der Nutzung als Badegewässer beherrschbar zu machen.“ Im Juli 2020 fasste FB selbstkritisch zusammen: „Doch noch gibt es keinen Ansatz, dieses Problem dauerhaft zu lösen.“ Bei Anhörung im AGH Berlin am 18.2.2021, Prot. S.52, stellt FB nach Abschluss der Förderung fest: „Es ist auch absurd zu glauben, es könnte einen Filter geben, der mit den Belastungen der Spree durchgehend umgehen könnte. Das müsste eine hochtechnische Kläranlage sein; eine natürliche Filteranlage kann das nicht.“ Damit erfüllt der wesentliche Bestandteil eines Bades, das Wasser, nicht die notwendigen Kriterien.

  4. Martin Ibert 22. Oktober 2021 at 18:50 - Reply

    Bitte hört endlich auf, das Humboldt-Forum als “Stadtschloß” zu beleidigen. Das Humboldt-Forum ist ein modernes Kulturzentrum, das nur ein paar häßliche Fassaden abwerden muß. Es hat nichts mit dem verhaßten Berliner Schloß zu tun außer den häßlichen Fassaden.
    Und die kriegen wir auch noch irgendwann weg.

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