Der NABU Berlin ermittelt zurzeit Platz für Wohnungsneubauten. Bislang hat der Naturschutzbund schon ein Baupotenzial für mehrere tausend Wohnungen auf rund 5.000 bereits versiegelten Flächen ausgemacht.

Berlin sucht dringend Bauflächen für neue Wohnungen. Der Naturschutzbund Berlin fordert nun, dafür bereits versiegelte Flächen zu nutzen und hat rund 5.000 mögliche Flächen ausgemacht.

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Text: Stephanie Engler

 

Das Land Berlin hat sich Großes vorgenommen, um dem Mangel an Wohnungen zu begegnen: der Bau von 20.000 Wohnungen im Jahr. Die dafür vorgesehenen Flächen sind groß, unbebaut und liegen in Buch, auf dem früheren Flughafen Tegel oder auf der Elisabeth-Aue in Pankow.

Dabei sind nach Angaben des Naturschutzbundes Berlin (NABU) rund 639 Quadratkilometer Stadtfläche (mehr als 70 Prozent) bereits versiegelt. Die Forderung des NABU ist daher: Der derzeitige Flächenverbrauch dürfe nicht noch weiter anwachsen. 

NABU plädiert für die Nutzung bereits versiegelter Flächen

Solange es in Berlin noch versiegelte Flächen zur Bebauung gäbe, solle das Land diese Potenziale nutzen, anstatt die städtische Artenvielfalt mit Neubau zu bedrohen. Laut eigener Potenzialanalyse, die der Naturschutzbund am Donnerstag vergangener Woche präsentierte, gäbe es dazu stadtweit etwa 5.000 geeignete Grundstücke.

Juliana Schlaberg von der Arbeitsgruppe „Stadtnatur statt Versiegelung“ sagte dazu: “In Berlin gibt es mindestens 985 Hektar Grund – fast fünfmal so viel wie die Fläche des Tiergartens und genug Wohnfläche für etwa 75.000 Menschen –, die bereits versiegelt sind und ohne Neuversiegelung große Schäden am Ökosystem und für die Artenvielfalt für Wohnungsneubau genutzt werden könnten“.

Tatsächliches Baupotenzial liegt womöglich noch höher

Die AG „Stadtnatur statt Versiegelung“ des NABU ermittelte dieses Potenzial in monatelanger Kleinarbeit überwiegend durch Luftbildrecherche mittels OpenStreetMap, Bing-Aerial und dem Berliner Wirtschaftsatlas. Die AG gibt jedoch zu bedenken, dass das tatsächliche Potenzial sogar noch größer sein könnte als bisher ermittelt. 

Denn das Land verfüge über viele Einfamilienhausgegenden. Das Wohnflächenpotenzial mit höherer Bebauung sei daher noch nicht gänzlich ausgeschöpft. Der NABU räumt zudem ein, dass er trotz der aufwendigen Recherche viele Flächen sicher noch nicht entdeckt habe, denn das Projekt wurde ohne die Unterstützung des Landes Berlin oder der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung durchgeführt. 

Potenzielle Wohnflächen: Unnötige Parkplätze sollen weichen

NABU Berlin führt dabei als hautnahes Beispiel den Parkplatz eines Supermarktes an der Wollankstraße 16 in Pankow an: “Weil wir ganz in der Nähe unser Büro haben, wissen wir, dass der Parkplatz noch nie komplett belegt war und die meiste Zeit überwiegend leer steht“, so Schlaberg. 

Das nächste Beispiel sei der Parkplatz am Finanzamt Wedding, direkt am U-Bahnhof Osloer Straße gelegen. Laut NABU gäbe es keinen Existenzgrund für einen Parkplatz mit solch guter ÖPNV-Anbindung.

Supermarkt-Überbauungen bergen Wohnraumpotenzial

Des Weiteren stellt der Naturschutzbund den Abriss oder die Umnutzung leerstehender Gebäude als Wohnraumpotenzial in den Mittelpunkt. Auch die Überbauung von Supermärkten und anderer einstöckiger Gebäude sollte das Land Berlin laut NABU zur Wohnraumgewinnung vor der Erschließung neuer, unversiegelter Flächen vorziehen.

Die Berliner Naturschützer haben mit ihrem Vorstoß einen wunden Punkt der Berliner Stadtentwicklung getroffen, die vor allem im Berliner Norden große, bislang unberührte Flächen für den so dringend benötigten Wohnungsbau im Visier hat.

Was mit der Neuplanung oder Überbauung von Supermarktgebäuden bereits begonnen hat, sollte auf bestehende Parkplatzflächen und weitere, versiegelte und weitgehend ungenutzte Flächen ausgeweitet werden. Der Berliner Senat sollte den Vorschlag des NABU aufnehmen, um weitere Potenzialflächen zu erschließen. Denn was die Stadt nicht wirklich brauchen kann, ist eine weitere, großflächige Versiegelung der Stadtfläche.

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Berlin sucht dringend Flächen für neue Wohnungen. Der NABU Berlin schlägt vor, bereits versiegelte Flächen für den Bau neuer Gebäude zu nutzen, anstatt unversiegelte Flächen zu zerstören.

Quellen: NABU Berlin, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, AIZ Das Immobiliemagazin, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

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