Das Gebiet rund um den Berliner Ostbahnhof entwickelt sich rasant weiter, mit zahlreichen Neubauten für Büro- und Wohnflächen. Darüber hinaus entstehen auch kulturelle, infrastrukturelle und gesellschaftliche Angebote, die den Kiez aufwerten wollen, auch neue Bildungseinrichtungen werden im Süden Friedrichshains umgesetzt. Wir geben einen Überblick über zehn ausgewählte Projekte, die am Ostbahnhof entstehen.

Nicht nur rund um den wichtigen Bahnhof in Berlin-Friedrichshain wird kräftig gebaut, auch die historische Station selbst wird derzeit aufwendig umgebaut, um mehr Licht in die Haupthalle des Bahnhofskomplexes zu bringen. / © Visualisierung: Deutsche Bahn AG

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT
Text: Karin Schütte

 

In den letzten Jahren hat sich das Gebiet rund um den Berliner Ostbahnhof im Süden von Friedrichshain deutlich verändert. Zahlreiche Neubauprojekte wurden realisiert, darunter der Umbau des ehemaligen Galeria Kaufhofs zu einem Bürogebäude, der Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung oder das umstrittene Bauvorhaben „Pier 61 | 63“ an der East Side Gallery. Weitere Entwicklungen wie das „Wriezener Karree“ und ein Gewerbecampus auf dem historischen Postbahnhof-Areal sind ebenfalls in Planung.

Bisher konzentrieren sich die Bauvorhaben hauptsächlich auf Büroflächen und hochpreisige Wohnungen. Die gesellschaftliche und kulturelle Infrastruktur in diesem wenig begrünten Kiez nördlich des Ostbahnhofs, der von Hochhäusern und breiten Straßen geprägt ist, blieb dabei jedoch weitgehend unbeachtet – doch es gibt auch positive Beispiele. ENTWICKLUNGSSTADT wirft einen Blick auf 10 Projekte, die rund um den Berliner Ostbahnhof entwickelt werden:

1. Wriezener Park – Sanierung abgeschlossen

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Der Wriezener Park in Friedrichshain wurde saniert und durch entsiegelte Flächen, neue Wege sowie Freizeitangebote wie eine Graffitiwand modernisiert. Historisch durch das ehemalige Fernheizwerk geprägt, umfasst das Areal auch den denkmalgeschützten Lokschuppen, heute ein Veranstaltungsort.

Eine geplante Erweiterung durch Umwidmung von Parkplätzen stößt auf Kritik. Bezirksstadträtin Annika Gerold lobt jedoch die bisherigen Maßnahmen als Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität im dicht bebauten Stadtteil.

2. Franz-Mehring-Platz – Fertigstellung einer umfassenden Neugestaltung

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Am Franz-Mehring-Platz wurde eine umfassende Umgestaltung abgeschlossen, die eine moderne, generationenübergreifende Freifläche schaffen soll. Bestandsbäume wurden erhalten und durch neue Gehölze ergänzt, während der Autoverkehr vom Platz entfernt wurde. Stattdessen prägen Rasenflächen, Sitzelemente und barrierefreie Zugänge das neue Bild des Areals, das Raum für temporäre Veranstaltungen bietet.

Das Projekt wurde vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg umgesetzt und aus dem Berliner Plätzeprogramm finanziert. Nach Verzögerungen wurden die Arbeiten 2023 abgeschlossen. Der Platz vor dem Verlagshaus „Neues Deutschland“ ist nun eine autofreie, vielseitig nutzbare Grünanlage.

3. „LXK Campus“: 150 Mietwohnungen und Gewerbeflächen sollen entstehen

© Visualisierung: Saltire GmbH

Direkt am Berliner Ostbahnhof entsteht der „LXK Campus“, ein Gewerbe- und Wohnprojekt mit insgesamt 61.200 Quadratmetern Fläche, entwickelt von Tishman Speyer, RB Real Berlin und der Cesa Group. Das Projekt umfasst neben Büroflächen auch 150 Mietwohnungen und wird mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen wie Solarmodulen und Regenwassermanagement umgesetzt. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam, die Fertigstellung ist für 2026 geplant.

Das Bauvorhaben löste Kontroversen aus, da der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ursprünglich eine Grundschule auf dem Gelände realisieren wollte. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch an den hohen Kosten. Stattdessen wird ein neues Gymnasium auf einem nahegelegenen Parkplatz gebaut, ergänzt durch ein Familien- und Bildungszentrum in Holzbauweise.

4. Zwei parallele Projekte am Postbahnhof: Historisches Areal wird aufwendig modernisiert

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Am Postbahnhof entstehen moderne Gewerbeflächen, die historische Bausubstanz mit neuen Nutzungskonzepten verbinden. Die Ostseite wird von der Eqviva Projektbetreuung GmbH mit 25.000 Quadratmetern Büroflächen, Gastronomie und Dachterrassen bebaut, während PATRIZIA Frankfurt das Hauptgebäude zu einem 17.000 Quadratmeter großen Bürokomplex umgestaltet.

Denkmalgeschützte Elemente wie das alte Förderband und Stahlträger werden in die Neubauten integriert. Die Fertigstellung der Projekte ist bis 2025 geplant, womit das ehemalige Bahnpostgelände eine neue Funktion als modernes Arbeitsquartier erhalten soll.

Direkt angrenzend wird ein ganz ähnliches Bauvorhaben umgesetzt, allerdings von einem anderen Bauherren, jedoch auch mit gewerblichem Hintergrund. Verantwortet wird dieses Projekt von der Eqviva Projektbetreuung GmbH & Co. KG. Insgesamt soll eine Bruttogeschossfläche von knapp 25.000 Quadratmetern entstehen.

Büroflächen und Arbeitsräume, Gastronomieangebote, dazu mehrere Dachterrassen auf verschiedenen Ebenen sowie eine Tiefgarage werden Teil des Projekts sein. Zudem sollen ausreichend Fahrradstellplätze geschaffen werden. Auch Fitness- und Umkleideräume für die Beschäftigten soll es in den neuen Räumlichkeiten geben.

5. „The Franz“: Neues Wohn- und Einzelhandelsprojekt auf dem Grundstück einer alten DDR-Kaufhalle

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Auf dem Gelände einer ehemaligen DDR-Kaufhalle in der Nähe des Franz-Mehring-Platzes hat der Projektentwickler Diamona & Harnisch das Wohnquartier „The Franz“ realisiert. Der Neubau umfasst 160 Eigentumswohnungen und wurde im Sommer 2024 fertiggestellt. Im Erdgeschoss eröffnete bereits im März ein Edeka-Markt, der die Nahversorgung im Quartier verbessern will. Ergänzt wird das Angebot durch ein neues Café.

Das siebengeschossige Gebäude erstreckt sich entlang der Singerstraße, Rüdersdorfer Straße und des Franz-Mehring-Platzes. Parkplätze sind überwiegend in einer Tiefgarage untergebracht, während ein Innenhof den Bewohnern zur Verfügung steht. Mietwohnungen wurden nicht realisiert; alle Wohnungen werden als Eigentum verkauft.

6. Bauvorhaben für neues Heinrich-Hertz-Gymnasium auf ehemaligem Parkplatz

© Visualisierung: HOWOGE

Das Heinrich-Hertz-Gymnasium zieht bis Herbst 2026 in einen Neubau, der auf einem ehemaligen Parkplatz zwischen der Langen und der Müncheberger Straße entsteht und 784 Schulplätze bieten wird. Das Vorhaben folgt dem Berliner Lernhauskonzept mit zehn Compartments und wird durch die Schulgemeinschaft mitgestaltet.

Nach Fertigstellung wird das alte Schulgebäude in der Rigaer Straße saniert und als Grundschule genutzt. Der Neubau umfasst auch Außenflächen wie ein „grünes Klassenzimmer“ auf dem Dach und eine Sporthalle in der Fredersdorfer Straße, die mehrere Schulen nutzen können.

7. Büroprojekt „PLTFRM.Berlin“ entsteht direkt an der Stadtbahntrasse

© Visualisierung: HB Reavis

Direkt an der Stadtbahntrasse des Ostbahnhofs entsteht mit „PLTFRM.Berlin“ ein weiteres Bürogebäude. Das slowakische Unternehmen HB Reavis plant auf einem schmalen Grundstück ein nachhaltiges Gebäude mit 28.000 Quadratmetern Bürofläche, Solaranlagen und recyceltem Wasser. Das Projekt wird das Stadtbild rund um den Ostbahnhof prägen und das Quartier weiter in Richtung eines modernen Geschäftsviertels entwickeln.

Die langgezogene Form des Grundstücks gibt dem zukünftigen Gebäude dann auch seine ganz eigene Charakteristik, denn es wird direkt parallel zur Gleisstrecke entstehen und dem Quartier am Ostbahnhof damit eine völlig neue Wirkung geben, vor allem für Bahnreisende, aber natürlich auch für diejenigen Menschen, die zukünftig rund um den Ostbahnhof arbeiten werden.

8. Projektentwickler EDGE baut: Neubauprojekt am einstigen Wriezener Bahnhof wächst

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Seit Sommer 2023 entsteht am Berliner Ostbahnhof das Gewerbeprojekt „EDGE Friedrichspark“ auf einem ehemaligen Bahngelände. Bis 2026 sollen auf 14.000 Quadratmetern Büroflächen, Einzelhandel, Gastronomie und Supermärkte entstehen, verbunden durch eine diagonale Passage mit dem „Wriezener Park“.

Das Projekt will auf Nachhaltigkeit mit einem CO2-neutralen Energiekonzept, einschließlich Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen setzen. Der begrünte Innenhof und Fahrradstellplätze sollen zusätzlichen Freiraum bieten.

9. Straße der Pariser Kommune: Holz-Hybridbau mit Wohnungen und Büros entsteht

© Visualisierung: Tchoban Voss Architekten

An der Straße der Pariser Kommune wird ein ehemaliger DDR-Plattenbau abgerissen, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Auf rund 3.300 Quadratmetern entstehen fünf Etagen mit 60 Wohnungen sowie ein Bürogebäude. Der U-förmige Bau wird einen begrünten Innenhof mit Kunstateliers und kulturellen Räumen für die Berliner Kreativwirtschaft beinhalten.

Das Projekt setzt auf eine nachhaltige Holz-Hybrid-Bauweise, die CO₂-Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren sollen. Auf dem Dach werden Photovoltaik-Module installiert, und Regenwasser wird für die Begrünung genutzt. Geplant sind zudem 110 Fahrradstellplätze und 17 Parkplätze.

10. Es werde Licht: So soll der „neue“ Berliner Ostbahnhof aussehen

© Foto: Deutsche Bahn AG

Noch bis 2025 soll der bereits laufende Umbau des Berliner Ostbahnhofs andauern. Dabei werden Bestandteile der Stahlkonstruktion instandgesetzt und verstärkt. Die beiden Gleishallen erhalten zudem eine neue Dacheindeckung aus Aluminiumtrapezblechen sowie eine neue Verglasung. Dadurch wird zukünftig deutlich mehr natürliches Licht in die Bahnhofshalle gelangen. Nach Abschluss aller Bautätigkeiten wird das Projekt aller Voraussicht nach eine Summe von rund 70 Millionen Euro verschlungen haben.

Der Berliner Ostbahnhof ist der drittgrößte Bahnhof Berlins und zählt täglich rund 100.000 Reisende und Besucher. Die Station am südlichen Rand Friedrichshains blickt auf eine Geschichte zurück, die von großen Umbauprojekten dominiert ist. So stellt das derzeitige Vorhaben also nur eines von vielen vorangegangenen Bauprojekten dar – und es werden in den kommenden Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit noch weitere hinzukommen.

 

Quellen: Deutsche Bahn AG, HOWOGE, Tchoban Voss Architekten, HB Reavis, Tishman Speyer, RB Real Berlin, Eqviva Projektbetreuung GmbH, PATRZIZIA Frankfurt, Diamona & Harnisch, Cesa Group, MVRDV, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

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One Comment

  1. Klaus Richter 25. Dezember 2024 at 13:01 - Reply

    Der drittgrößte Bahnhof Berlins und der nahverkehrstechnisch am schlechtesten angebundene. Wäre vielleicht eine Chance gewesen, nach dem Mauerfall statt viele Millionen in seinen Umbau zu investieren (bis heute nicht abgeschlossen, siehe obenstehenden Artikel) einen Neubau z.B. an der Warschauer Straße zu wagen. Mit Anbindung an das Tram- und U-Bahnnetz. Platz hätte es gegeben.

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