1986 starteten die Dreharbeiten für die Dokumentarfilmreihe “Berlin – Ecke Bundesplatz”. Das Projekt sollte anfangs über fünf Jahre laufen, letztlich wurden 26 daraus. Heraus gekommen ist ein Vierteljahrhundert Filmwerk über Wilmersdorfer Lebenswelten, welches erst 2012 zum Abschluss kam.

 

Nicht im Traum hatten die Filmemacher Hans-Georg Ullrich und Detlef Gumm Mitte der 1980er Jahre gedacht, dass aus ihrem zunächst auf fünf Jahre angelegten Filmprojekt eine Langzeitdokumentation werden würde, die sich über ein Vierteljahrhundert erstrecken würde.

Genau das ist sie aber geworden, die beeindruckende Dokumentation “Berlin – Ecke Bundesplatz”, die zwischen 1986 und 2012 gedreht wurde. Ullrich und Gumm sahen sich während ihrer Arbeit niemals selbst als Protagonisten der Dokumentation, sondern hatten vielmehr das Ziel, ihre “Alltagshelden” kommentarlos und möglichst ideologiefrei zu begleiten.

Die Filmemacher wollten die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zeigen

Was sie aufzeigen wollten, war die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei jedem von ihnen, der sich – wie in so vielen Schicksalen – irgendwann auftun würde. Dabei begleiten die beiden, die im Laufe der Dokumentation zwangsläufig auch selbst Teil des Projekts werden, die Geschichten der Personen in dichter Abfolge und kommen nicht nur in großen Zeitabständen zum Bundesplatz zurück.

Um die Biografien ihrer Protagonisten so genau und authentisch wie möglich einfangen zu können, verlegten die Filmemacher sogar ihr Filmstudio an den Bundesplatz im einstigen West-Berlin – und waren somit allzeit präsent. Wie gut ihr Gefühl für den Kiez und die dort lebenden Menschen in Zeiten der Teilung Berlins war, merkt man der Dokumentation mit fortlaufender Dauer an.

Kleine Schicksale im Schatten großer Weltpolitik

Die Geschichten, die Ullrich und Gumm in “Berlin – Ecke Bundesplatz” zeigen und erzählen, berühren jeden Zuschauer, der sich auf die Lebenssituation, den historischen Hintergrund und die jeweilige Perspektive der begleiteten Personen einlassen möchte. Umso mehr natürlich, wenn man selbst im West-Berlin der Teilungs-, Wende- und Nachwendezeit gelebt hat.

Aber vor allem wenn dies nicht der Fall ist, ist dieses aufwendige und differenzierte Werk eine absolute Film-Empfehlung. Denn es zeigt die kleinen Geschichten, die Dramen und Verwerfungen, Errungenschaften und geplatzten Träume, die sich im Schatten der großen Weltpolitik abgespielt haben. Genau hier, in Berlin, Ecke Bundesplatz.

Eine Dokumentation, die überall angesiedelt sein könnte

Und natürlich, das wird den Zuschauern schnell klar, könnt diese Dokumentation auch an vielen, anderen Orten der Bundesrepublik gedreht worden sein. So zeigt der Film eben nicht nur Berliner, sondern schlichtweg auch deutsche Biografien. Das macht ihn umso wertvoller.

Zur räumlichen Einordnung: Der Bundesplatz, der bis 1950 noch “Kaiserplatz” hieß, ist ein Verkehrsknotenpunkt im Süden des Berliner Ortsteils Wilmersdorf. Der Platz ist Mittelpunkt des Kiezes an der Grenze zum Ortsteil Friedenau, der zum heutigen Verwaltungsbezirk Tempelhof-Schöneberg gehört.

 

Hier könnt Ihr den offiziellen Trailer zum Projekt sehen: 

 

Die Langzeit-Dokumentation ist in einer 5-Disc-DVD-Box erhältlich. Hier könnt Ihr sie bestellen.

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