Der Boulevard Unter den Linden wird umgebaut: Es wird eine Neuverteilung des Straßenraums geben, bereits im Herbst starten die Bauarbeiten. Weitere Veränderungen werden mit den Bürger*innen diskutiert, um ein Zukunftskonzept für die Prachtstraße zu erarbeiten.
© Grafiken: © Grafik: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz / Eve Images GmbH
Zuletzt hatten wir am 19. August über die neue Bepflanzung auf dem Boulevard Unter den Linden berichtet. Dies werden nicht die letzten Bautätigkeiten auf und an Berlins repräsentativster Straße sein.
Die Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt hat auf einer Pressekonferenz am Montag die Pläne für eine umfassende Neugestaltung des Boulevards öffentlich gemacht.
Zwei Projektabschnitte zur Neugestaltung des Boulevards
Dabei geht es um zwei inhaltlich getrennte Projektabschnitte. Im ersten Abschnitt wird es kurzfristig eine Neuverteilung des Straßenraums geben. Die Bauarbeiten hierfür sollen bereits im Oktober 2021 beginnen. Der Straßenbelag wird hierfür saniert und die Spurenverteilung anschließend neu vorgenommen.
Heißt im Klartext: Radfahrende und Busse sollen zukünftig jeweils eine eigene Spur erhalten. Im Gegenzug werden die Autospuren von zwei auf eine reduziert. Diese Arbeiten sollen Anfang 2022 bereits abgeschlossen werden. Eine Bürgerbeteiligung ist in dieser Phase der Umgestaltung nicht vorgesehen.
Zweiter Projektabschnitt: Zukunftskonzept wird mit Bürgerbeteiligung erarbeitet
Im Zentrum des zweiten Projektabschnitts steht dann eine umfassende Neugestaltung des Boulevards, dessen Gestalt noch vollkommen offen ist und bei dem Bürgerinnen und Bürger – wie schon beim Rathausforum-Wettbewerb – ihre Vorstellungen einbringen können und sollen.
Sicher ist jedenfalls: Planung und Umsetzung dieser Neugestaltung werden einige Jahre in Anspruch nehmen. Die Anregungen der Teilnehmer*innen am Beteiligungsverfahren und Wünsche für die Neuordnung der Verkehrsströme zwischen Humboldt Forum und Brandenburger Tor sollen gesammelt und für die weitere Planung ausgewertet werden.
Wer sich beteiligen möchte, gelangt hier zur Online-Plattform
Ziel des Projektvorhabens ist es, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und mehr Platz für andere Verkehrsteilnehmer*innen zu schaffen. Die Verwaltung hat dazu mehrere Ideen vorgestellt, wie der Boulevardzukünftig aussehen könnte. Dies sind bislang aber nur erste Denkanstöße (Visualisierungen dazu sind am Ende des Artikels zu finden).
Klares Ziel: Reduzierung des Individualverkehrs
Dazu gehören Modelle, die sowohl den Bürgersteig, als auch den Mittelstreifen verbreitern – bis hin zur Pflanzung einer neuen Baumreihe. „Die Aufenthaltsqualität soll erhöht werden“, sagte Regine Günther, Senatorin für Verkehr und Umwelt von der Partei Die Grünen. „Wir wollen das Grün stärken, mehr Flächen entsiegeln und einen attraktiven Stadtraum schaffen.”
Denkbar ist nach Angaben Günthers auch, den Autoverkehr ganz fernzuhalten. Allerdings stehen dabei auch Bedenken des Denkmalschutzes entgegen und der Bund müsste seine Zustimmung erteilen, da es sich um eine Bundesstraße handelt.
19.000 Fahrzeuge täglich: vergleichsweise wenig
Tatsächlich handelt es sich beim Boulevard um eine vergleichsweise wenig befahrene Bundesstraße. Nur 19.000 Fahrzeuge nutzen die Straße täglich, weshalb eine Reduzierung des Individualverkehrs aus Sicht der Planer*innen vertretbar ist.
Insgesamt ist die Straße 61 Meter breit, der Mittelstreifen umfasst 17,50 Meter, die Gehwege jeweils 7,70 Meter und die gemeinsame Bus-/Radspur vier Meter. Der Querschnitt geht auf Planungen aus dem Jahr 1936 zurück. Der letzte Umbau des Straßenbelags fand 1950 statt.
Auch neue Bäume sollen gepflanzt werden
Die heute bestehende Mittelpromenade sowie die Beleuchtung des Boulevards wurde zwischen 1997 und 2006 errichtet. Zwischen 2009 und 2021 wurde der Mittelstreifen durch die Verlängerung der U5 teilweise aufgerissen und anschließend wieder in seinen vorherigen Zustand versetzt.
Da viele der auf dem Boulevard stehenden Linden erkrankt sind, ist auch eine teilweise Neupflanzung der Baumreihen vorgesehen. Hierbei wird diskutiert, ob man auch aufgrund des Klimawandels auf resistentere Baumarten wie etwa Nussbäume zurückgreifen sollte. Diese wurden auch in der Vergangenheit schon auf dem Boulevard gepflanzt.
Frühester Start des Umbaus ab 2026
Wann der Umbau nach abgeschlossenem Beteiligungs- und Planungsverfahren starten kann, ist auch abhängig davon, ob für das Projekt ein eigenes Planfeststellungsverfahren benötigt wird oder nicht.
Sollte dies nicht der Fall sein, könnten die Bauarbeiten im Jahr 2026 starten. Andernfalls, falls das Planfeststellungsverfahren durchgefürt werden muss, rechnet man mit einem Baustart etwa zwei Jahre später.
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Visualisierung einer möglichen Neugestaltung des Boulevards – Variante 2
Visualisierung einer möglichen Neugestaltung des Boulevards – Variante 3
Visualisierung einer möglichen Neugestaltung des Boulevards – Variante 4
Visualisierung einer möglichen Neugestaltung des Boulevards – Variante 5
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