Ab Winter 2024 soll es endlich losgehen mit dem geplanten Umbau des “Rathausforums” in Berlins historischer Mitte. Rund 34 Millionen Euro investiert das Land Berlin in das ökologisch und nachhaltig ausgerichtete Bauvorhaben, bei dem viele neue Grünflächen und sogar eine Freitreppe mit Brunnen an der Spree entstehen sollen. 

Eine barrierefreie Treppenanlage samt Brunnen soll an der Spree gegenüber des Humboldt Forums entstehen, ab 2025 sollen die Bauarbeiten für das Projekt “Rathausforum” beginnen. / © Visualisierung: Grün Berlin GmbH

© Visualisierungen: Grün Berlin GmbH
Text: Björn Leffler

 

Auf dem Gelände des heutigen sogenannten “Rathausforums” – das Areal zwischen Fernsehturm, Rotem Rathaus und Marx-Engels-Forum – stand bis zum Zweiten Weltkrieg und teilweise auch noch einige Jahrzehnte danach Berlins historische Altstadt, von der heute jedoch fast nichts mehr zu finden ist.

Die Stadtplanung der vergangenen Jahrzehnte hat die Spuren der historischen Bebauung fast unsichtbar gemacht. In einem jahrelangen Beteiligungsverfahren hatten die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen sowie der Bezirk Mitte ermittelt, wie die Zukunft des Areals gestaltet werden soll – und wie nicht.

Seit 2016 wurde die Entwicklung des Rathausforums vorangetrieben

Auf Basis von mühsam erarbeiteten Bürgerleitlinien kam ein Konzept heraus, welches aus dem einstigen Altstadt-Areal eine Grünfläche machen soll. Im Grunde ist dieses Konzept keine gravierende Veränderung des bestehenden Areals, denn bereits heute sind weite Teile des Geländes begrünt oder als Freiraum angelegt, als Folge der Neugestaltung des Areals in den 1960er und 1970er Jahren.

Dieser Freiraum soll also in den vergangenen Jahren modernisiert, neu gestaltet und erweitert werden. Was im östlichen Zentrum Berlins entstehen soll, ist eine öffentlich nutzbare, moderne Grünfläche. Diese Entscheidung hatte jedoch gleich verschiedene Stürme der Entrüstung von mehreren Seiten verursacht, da viele Gruppen, Initiativen und Bürgervereine eine historische oder zumindest historisch orientierte Bebauung des Areals forderten – und dies bis heute fordern.

Aktueller Plan: Ab Winter 2024 soll das Rathausforum-Gelände umgebaut werden

Von ihrem Konzept rückte die Senatsverwaltung der rot-grün-roten Vorgängerregierung jedoch nicht mehr ab. Denn es ging letztlich hervor aus vielen Wünschen der Beteiligten in den Bürgerforen, die sich mehr grün und weniger Verkehr in diesem Bereich wünschten.

Ab Winter 2024 soll der Umbau der Fläche nach aktuellem Planungsstand also beginnen. Seit der Wiederholungswahl im Februar jedoch sind CDU und SPD im Rahmen ihrer schwarzroten Regierungskoalition dabei, zahlreiche Stadtentwicklungsprojekte der Vorgängerregierung einzukassieren.

Berlin-Mitte: Die große Koalition hat für das Rathausforum völlig andere Pläne

Und auch für das Rathausforum in Berlin-Mitte hat die neue Regierung offenbar ganz andere Pläne. Bereits Ende Januar 2023 hatten wir erstmals darüber berichtet, dass es in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, genauer gesagt bei Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt, mögliche Bestrebungen gibt, die zukünftige Bebauung der Berliner Innenstadt noch einmal neu anzugehen.

Befeuert wurden diese Planspiele offenbar durch die im vergangenen Jahr gegründete Stiftung Mitte Berlin, die sich für eine Bebauung der historischen Berliner Innenstadt nach dem Vorbild des Stadtbilds der 1920er Jahre einsetzt. Die Unternehmerin und Autorin Marie-Luise Schwarz-Schilling hat die Stiftung gegründet.

Trotz Gegenwind: Umbau des “Rathausforums” wird weitergeplant

Am Dienstag führte die verantwortliche Grün Berlin GmbH, ein landeseigenes Unternehmen, eine weitere Informationsveranstaltung durch, bei der der Fahrplan für die nachhaltige und parkähnliche Umgestaltung des “Rathausforums” im Detail ausformuliert wurde.

Verkehrssenatorin Ute Bonde, Christopher Schriner, Bezirksstadtrat im Bezirk Mitte und Christoph Schmidt, Geschäftsführer von Grün Berlin, begrüßten interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Vorstellung des aktuellen Planungsstands.

Entwurfsplanung für die Gestaltung des “Rathausforums” ist abgeschlossen

Nach der Vorplanung im letzten Jahr wurde nach Angaben der Projektverantwortlichen nun ein bedeutender Meilenstein erreicht: die Entwurfsplanung ist nunmehr abgeschlossen. Bereits im Sommer finden archäologische Ausgrabungen statt, erste bauvorbereitende Maßnahmen zur Umgestaltung des Ortes sollen im kommenden Winter beginnen.

Ab sofort steht auch ein neuer Infocontainer an der Spandauer Straße, südlich des Neptunbrunnens, allen Berlinerinnen und Berlinern sowie Interessierten zur Verfügung. Er informiert über die künftige Gestaltung und den Beteiligungsprozess des gut sieben Hektar großen Areals und bietet von seiner Dachterrasse Ausblicke über das Planungsgelände. Die Besichtigung ist ganztägig möglich.

Neugestaltung der historischen Mitte Berlins kostet 34 Mio. Euro

Insgesamt knapp 34 Millionen Euro soll die Umgestaltung des “Rathausforum”-Geländes kosten. Das Geld wird aus dem Förderprogramm Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)“ sowie aus Investitionsmitteln des Landes Berlin in das Projekt fließen.

Im Zuge der Baumaßnahmen soll laut Grün Berlin ein “Grünes Band für die Zukunft” im Herzen Berlins entstehen, ein Großteil der heute versiegelten Flächen sollen entsiegelt und mit vielfältig nutzbaren Grünflächen versehen werden.

Berlin-Mitte: Versiegelte Flächen sollen entsiegelt und begrünt werden

Im denkmalgeschützten Bereich zwischen Fernsehturm und Spandauer Straße bleiben der Neptunbrunnen und die markanten Rosenbeete erhalten, neu gepflanzte Stauden sollen die ökologische Vielfalt steigern.

Der Platz vor dem Roten Rathaus bleibt als “Ort für politische Debatten und vielfältige Nutzungen durch die Stadtgesellschaft” erhalten, wie es in einer Projektbroschüre heißt. Die Skulpturen der Marx-Engels-Denkmalgruppe bleiben ebenfalls an ihren Standorten. Der ursprünglich vollflächig gepflasterte, ringförmige Platz wird künftig allerdings begrünt und damit ökologisch und wohl auch optisch aufgewertet.

Ab 2025 entsteht an der Spree eine neue Treppenanlage mit Brunnen

Die geplante Treppenanlage an der Spree, gegenüber der modernen Fassade des Humboldt Forums, soll zu einem Highlight des neuen Geländes werden. Eine Rampe wird künftig für einen barrierefreien Zugang zum Uferbereich sorgen.

Neu gepflanzte Bäume sollen mehr Schatten bieten und gleichzeitig das Mikroklima verbessern. Sitzstufen in der Rasenböschung sollen zum Verweilen einladen, ein Wasserspiel mit Nebelwolken wird am Fuß der Treppe für Abkühlung sorgen. Die Baumaßnahmen zur Neugestaltung am Spreeufer sollen im kommenden Jahr beginnen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Visualisierung: Grün Berlin GmbH

© Visualisierung: Grün Berlin GmbH

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© Open Street Map

Quellen: Grün Berlin GmbH, Architektur Urbanistik Berlin, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Grün Berlin, Bezirksamt Mitte, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

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3 Comments

  1. Dr Anthony R Flambard 4. Juli 2024 at 17:35 - Reply

    Dies wird nur eine Interimslösung sein. Und auch ziemlich mittelmäßig.

  2. Franz 5. Juli 2024 at 17:30 - Reply

    Ich finde die Verschmalerung der Spandauer Str und die stärkere Begrünung richtig gut. Ergänzende Frage: Werden dann auch endlich die Baumscheiben entlang der Rathausstr. zwischen Rotem Rathaus und Alexanderplatz bepflanzt, z.B. mit Platanen?

  3. Klaus Richter 2. August 2024 at 16:25 - Reply

    Die Freitreppe mit Blick auf die Rasterfassade des Schlosses im Brutalismus-Stil, ich könnte mir schönere Ausblicke vorstellen. Im übrigen denke ich auch, es ist nicht mehr als eine weitere Variante einer üblichen Platzgestaltung heutzutage, diesmal mit mehr Grün. Der Platzbereich ist überlaufen, überstrapaziert, wenig lässt sich daran ändern, denke ich.

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