Nachdem der Wettbewerb um den Wiederaufbau des Molkenmarkts im September ohne eindeutigen Sieger endete, erklärt Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel in einem Interview nun den weiteren Fortgang des Projekts und verteidigt die Entscheidung der Jury, zwei konkurrierende Entwürfe mit dem 1. Preis zu bedenken.

Städtebauliches Modell: So stellt sich das Büro Bernd Albers (mit Silvia Malcovati) den Wiederaufbau des Molkenmarkts in Berlin-Mitte vor. Es ist einer von zwei Entwürfen, die mit dem 1. Preis bedacht wurden. / © Visualisierung: Bernd Albers Architekten / Silvia Malcovati

© Visualisierungen: Bernd Albers Architekten / Silvia Malcovati
Text: Björn Leffler

 

Mitte September fand der Wettbewerb zum Wiederaufbau des Molkenmarkts in Berlin-Mitte ein äußerst überraschendes Ende: Nach einer rund neunstündigen Sitzung wurde entschieden, dass letztlich nichts entschieden ist. Denn keiner der beiden Wettbewerbsbeiträge wurde zum Sieger erklärt.

Zur Einordnung der zwei konkurrierenden Konzepte: Das dänisch-deutsche Büro OS arkitekter / CKA wählte einen radikal modernen Ansatz, um das zukünftige Molkenmarkt-Quartier zu gestalten. Vor der ästhetischen Gestaltung der Gebäude steht erst einmal der Grundgedanke, ein klimaneutrales und innovatives Viertel zu entwickeln, welches auf alternative Baustoffe und ein nachhaltiges Gebäudekonzept setzt.

Offene frage: Wie geht es weiter am Molkenmarkt in Berlin-Mitte?

Deutlich traditioneller kommt der Entwurf des Büros Bernd Albers daher, der sich stark an der historischen, geschlossen konzipierten Blockrandbebauung des einstigen Molkenmarktviertels orientiert. Doch auch in diesem Entwurf ist der nachhaltige Ansatz des Büros unverkennbar, da er von der Jury auch klar eingefordert wurde.

Nach der umstrittenen Entscheidung, den ersten Preis des Wettbewerbs endgültig zweimal zu vergeben, war lange die Frage, ob ein solches Vorhaben überhaupt möglich ist und wie der weitere Verlauf des Projekts vonstatten gehen soll.

Andreas Geisel: “Das Ergebnis ist bisher unzureichend”

Andreas Geisel äußerte sich dazu Anfang der Woche in einem Interview mit dem Tagesspiegel und verteidigte gewissermaßen die Entscheidung der Jury und die Haltung seiner Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt.

So äußerte sich Geisel zu den beiden Entwürfen wie folgt: “Das Ergebnis ist bisher unzureichend. Wir haben zwei Wettbewerbsergebnisse, die beide Stärken und Schwächen haben. Bei beiden sind zum Beispiel Ver- und Entsorgung des Gebietes nicht zufriedenstellend geklärt.

Geisel: Stärken beider Entwürfe sollen zusammengebracht werden

Geisel sagt, die Stärken beider Entwürfe – die Klimaresilienz des Entwurfs von OS arkitekter und die kleinteilige Parzellierung des Büros Bernd Albers / Silvia Malcovati müssten nun in einem weiterführenden Verfahren sinnvoll kombiniert werden. Dabei betonte Geisel, dass keiner der beiden Entwürfe 1:1 umgesetzt werden wird.

Frau Kahlfeldt wird nun mit den Fachleuten in unserer Verwaltung das Gebiet weiterqualifizieren und einen Vorschlag erarbeiten, auf dessen Grundlage wir Architekturwettbewerbe für die einzelnen Häuser ausloben können. Einen der beiden Entwürfe zum Sieger zu küren und diesen dann nicht zu bauen, wäre nämlich auch keine Lösung gewesen,” so Geisel.

Molkenmarkt: In einem Jahr soll ein Architekturwettbewerb beginnen

Geisel betonte zudem, dass es das Ziel des Projekts sein muss, die Vereinbarkeit von bezahlbarem Wohnraum und guter Architektur möglich zu machen. Und er formuliert ein klares, zeitliches Ziel: “Wir werden die Ergebnisse in einem Jahr haben und dann Architekturwettbewerbe ausschreiben.

Der Ball liegt nun also beim Team von Petra Kahlfeldt, welches die beiden vorliegenden Entwürfe in einen Masterplan überführen soll, um auf dessen Grundlage einen Architekturwettbewerb für das Gelände auszuloben.

Die ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN Redaktion zeigt in diesem Artikel ausgewählte Visualisierungen des Büros Bernd Albers / Silvia Malcovati.

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© Visualisierung: Bernd Albers Architekten / Silvia Malcovati

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Quellen: Der Tagesspiegel, Bernd Albers Architekten / Silvia Malcovati, Architektur Urbanistik Berlin, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

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