Über den Wiederaufbau der Denkmalskirche am Berliner Dom wird seit Jahren diskutiert. Der Dombauverein möchte das erst 1975 abgerissene Gebäude als Museumsort wieder errichten lassen. Zahlreiche Originalbauelemente sind noch heute erhalten und könnten wiederverwendet werden.
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Text: Stephanie Engler
Seit mehreren Jahren steht die Diskussion im Raum, die Denkmalskirche am Berliner Dom wieder aufzubauen. Vieles spricht für den Wiederaufbau – besonders historische und kulturelle Gründe. Endgültige Entscheidungen, wann das Projekt starten und wie es finanziert werden soll, stehen jedoch noch weiterhin aus.
Abwechslungsreiche Geschichte: Der Bau des Berliner Doms
Die Geschichte des Berliner Doms ist lang und abwechslungsreich. Denn bis zum heutigen Dom war es ein langer Weg, der 1536 mit einer einfachen Backsteinkirche begann.
Sie wurde ersetzt von dem von Friedrich II. 1747 in Auftrag gegebenen barocken Neubau am Lustgarten. Dieser zweite Dom wurde jedoch zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Schinkel wieder in eine schlichtere Variante des damals modernen Klassizismus umgebaut.
Berliner Dom: Der Bau der Denkmalskirche
Der dritte und uns bekannte Dom wurde wiederum nach Abriss des Schinkel-Doms zwischen 1894 und 1905 nach Julius Carl Raschdorffs Plänen im Stil des Historismus aufgebaut. König Wilhelm II. aus dem Hause der Hohenzollern veranlasste den damaligen Neubau.
Im Zuge des Baus entstand hier auch die Denkmalskirche an der Nordseite des Doms. Sie war der Hauptzugang zur Hohenzollerngruft, barg die prunkvollen Sarkophage der Hohenzollern und bildete die Nordapsis des Doms.
Berlins BauDenkmal für Zerstörung, Verfall und Wiederaufbau
Seit der Einweihung 1905 wurde der Berliner Dom fortan als Hofkirche der Hohenzollern und Hauptkirche des Protestantismus genutzt. Während des Zweiten Weltkrieges kam es zu weitreichenden Schäden, wobei er nach dessen Ende zu 25 Prozent als zerstört galt.
Es folgten notdürftige Reparaturen, bis sich die DDR-Regierung 1975 zur Beseitigung der größten Schäden und des Wiederaufbaus entschied. Erst ab 1993, nach der Wiedervereinigung, konnte der Berliner Dom dann wieder als Gemeindekirche genutzt werden.
1975: Die späte Zerstörung der Denkmalskirche am Berliner Dom
Trotz zahlreicher Schäden am Dom überstand die Denkmalskirche den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Dennoch wurde sie 1975 im Zuge des Wiederaufbaus komplett abgerissen. Ein Drittel der gesamten Grundfläche des Berliner Doms, geschichtliches und kulturelles Erbe von Jahrhunderten, wurden dabei vernichtet.
So wurden vor einigen Jahren Stimmen laut, die ebendieses Erbe wieder aufbauen lassen wollen: Mit dem Umbau der Hohenzollerngruft soll auch die Denkmalskirche wieder aufgebaut werden.
Die Diskussion um einen möglichen Wiederaufbau der Denkmalskirche
Besonders laut ist die Forderung des Dombauvereins. Denn laut des Vereinsvorsitzenden Horst Winkelmann bliebe der Dom ohne die Denkmalskirche lediglich ein Torso. Außerdem würde die Hohenzollerngruft endlich wieder ihren ursprünglichen Zugang erhalten.
Laut des Berliner Dombauvereins und des ehemaligen Dombaumeisters Rüdiger Hoth könnten durch den Wiederaufbau der Kirche die wertvollen Sarkophage der Hohenzollern wieder “wie früher würdig präsentiert werden.“
Sowohl historische als auch kulturelle Gründe sprechen für eine Rekonstruktion
Peter Goralczyk, Denkmalpfleger des Berliner Doms, sieht in der Denkmalskirche zudem den einzig “angemessenen und für die Öffentlichkeit zugänglichen Aufstellungsort” der zahlreichen Kunstwerke des Doms.
Seit dem Ausbau der Museumsinsel, der Rekonstruktion des Stadtschlosses und spätestens nun seit dem Beginn der Umbauarbeiten der Gruft stehen die Chancen für einen Wiederaufbau der Denkmalskirche zumindest besser als in den Jahrzehnten zuvor.
Denn laut einem Bericht der Berliner Zeitung (Dezember 2018) soll das gesteigerte Interesse der Besucherinnen und Besucher der Hohenzollerngruft die Diskussionen um einen Wiederaufbau der Denkmalskirche befeuert haben.
Die geretteten Überreste der Kirche könnten helfen
Ein weiteres Argument sind wohl die 200 Originalbauelemente, die beim Abriss der Denkmalskirche in den 1970er-Jahren gerettet wurden. Sonja Tubbesing, Domarchitektin, bezeichnet diese Überreste als einen “einzigartigen Schatz, den es zu heben gilt.“
So könnten bei einem Wiederaufbau ebendiese Bauelemente der ursprünglichen Denkmalskirche wieder verwendet werden, um eine möglichst historische Wiederherstellung zu gewährleisten. Zudem sei geplant, die Kirche als Küsterwohnung, Gemeinderaum oder als Museum einzurichten.
Ein Denkmal für das ehemalige Herrschergeschlecht Preußens?
Warum der Wiederaufbau noch keine klare Zusage bekommen hat, ist derzeit unklar. Laut Rüdiger Hoth würde das Thema Hohenzollern stets abgetan werden. Dabei ist das ehemalige Herrschergeschlecht ein Teil deutscher und Berliner Geschichte.
Beim Wiederaufbau gehe es zudem nicht um die Schaffung einer Gedenkstätte für die Hohenzollern. Vielmehr stünde auch laut Claudia Kruschel, Projektleiterin des Umbaus der Hohenzollerngruft, die Nutzung als Museum im Vordergrund.
Das Problem ist nach wie vor die Finanzierung
Das Domkirchenkollegium hätte wohl schon 2011 einer Rekonstruktion der Denkmalskirche zugestimmt. Es seien jedoch noch Fragen offen, die Nutzung, Architektur und Finanzierung beträfen. Die Domverwaltung hofft hier auf die Unterstützung des Bundes, des Landes Berlin und von privaten Spendern.
Svenja Pelzel, Pressesprecherin des Doms, betont jedoch, dass zuallererst der Umbau der Hohenzollerngruft abgeschlossen werden müsse, bevor überhaupt mit einem Wiederaufbau der Denkmalskirche begonnen werden könnte. Das Projekt wird die Berliner Öffentlichkeit in den kommenden Jahren sicher noch weiter beschäftigen.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
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Quellen: Dombauverein Berlin, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin, Berliner Zeitung
Weitere Artikel zu ähnlichen Projekten findet Ihr hier:
https://entwicklungsstadt.de/artikelreihe-juedische-architekten-in-berlin-teil-8-alfons-anker/
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2. November 2024
Wäre es möglich, den möglichst original-getreuen “historischen” Wiederaufbau zeitnah endlich zu realisieren- mehr als 30 Jahre sind vergangen- worauf denn noch immer warten- war das nicht schon längst mehr als genug Zeit zum “Diskutieren” und “Finanzierungs-Abklären” etc.?
Zudem: Ein Projekt an dieser zentralen Stelle im “Herzen der Hauptstadt” dürfte – ähnlich wie das Stadtschloss – keine allzu großen Probleme beim “Spenden-Eintreiben” aufweisen?!