Ein riesiges Rechenzentrum im denkmalgeschützten ICC? Dieses Nutzungskonzept wurde dem Berliner Senat allem Anschein nach im vergangenen Herbst angetragen. Dieser hat jedoch ganz andere Pläne mit dem Gebäude.

Ein Rechenzentrum im riesigen ICC? Diese Idee eines privaten Investors lehnte der Berliner Senat klar ab.

 

Bis zu seiner Schließung im Jahr 2014 gehörte das Berliner Kongresszentrum ICC am Dreieck Funkturm in Charlottenburg zu den beliebtesten und am besten ausgelasteten Kongresszentren weltweit. Seitdem jedoch löst eine Nutzungsidee die andere ab, ohne dass es tatsächlich konkret wird.

So wurde das ICC schon als Mobility-Hub der Zukunft konzipiert, als Berliner Kunst- und Kultur-Version des “Centre Pompidou” oder als zukünftiger Standort für die Zentral- und Landesbibliothek, die nach aktuellem Planungsstand aber am Standort Blücherplatz in Kreuzberg realisiert werden soll. Wirklich ernsthaft verfolgt wurde bislang keines dieser Vorhaben.

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz möchte das ICC wieder mit Leben füllen

Der mittlerweile ehemalige Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) war bekanntermaßen kein Freund des ICC und stellte eine Sanierung des Baus mehrfach in Frage, auch öffentlich. Der neue Wirtschaftssenator, der parteilose Stephan Schwarz, hatte bereits in einem Interview mit dem Tagesspiegel im März 2022 betont, dass er eine vollkommen andere Sichtweise auf das Baudenkmal ICC hat.

Er sagte im Rahmen des Gesprächs offensiv: „Ich will die Frage des ICC in meiner Amtszeit lösen.“ Schwarz unterstrich dabei, dass es aus seiner Sicht inakzeptabel sei, ein so großes und geschichtsträchtiges Gebäude wie das ICC langfristig leer stehen zu lassen.

Das ICC hätte als Standort für ein Rechenzentrum dienen können

Nach Informationen der Berliner Morgenpost jedenfalls hätte die Berliner Landespolitik sich der problematischen Immobilie sogar längst entledigen können. Im Herbst 2021 ließ eine Anwaltskanzlei im Auftrag eines auf Industrieimmobilien spezialisierten Projektentwicklers anfragen, ob das ICC zur Nutzung als Rechenzentrum erworben werden könne.

Der Senat hätte das ICC also an einen privaten Nutzer verkaufen und dabei gutes Geld verdienen können. Derlei Anfragen sind nicht ungewöhnlich und kamen in den vergangenen Jahren immer wieder vor. Dem Vernehmen nach soll das US-amerikanischen Internet-Unternehmen Google als potenzieller Nutzer eines Rechenzentrums im ICC hinter der aktuellen Anfrage gesteckt haben.

Steckt Google hinter der Idee, im ICC ein Rechenzentrum aufzubauen?

Es ist aber längst bekannt, dass Google in Berlin und Umgebung nach Standorten sucht, um hier die technischen Voraussetzungen für eine neue „Cloud Region“ zu schaffen. Das Projekt ist Teil einer Investition von rund einer Milliarde Euro, die Google im vergangenen August für die Regionen Rhein-Main und Berlin-Brandenburg angekündigt hatte.

Wo genau die geplanten Rechenzentren aber gebaut werden sollen, konnte oder wollte der Konzern vor einigen Monaten im Wirtschaftsausschuss des Brandenburger Landtages noch nicht verraten. Sicher scheint aber, dass der Bau mehrerer solcher Anlagen geplant ist und dass Google diese entweder selbst betreiben oder die Immobilien alternativ anmieten will.

Die Berliner Landespolitik lehnt das private Nutzungskonzept ab

Im ICC am Autobahndreieck Funkturm jedoch wird ein solches Rechenzentrum nicht entstehen. Die politisch Verantwortlichen wollen das ICC nicht einfach mit Servern vollstellen, da dies keine Arbeitsplätze schaffe und zudem ein hoher Stromverbrauch sowie eine enorme Hitzeentwicklung zu erwarten sei. Zudem würde man sich damit weitere Entwicklungsperspektiven für das sanierungsbedürftige Gebäude verbauen.

Stephan Schwarz möchte das ICC hingegen nicht nur aus seinem Dornröschenschlaf erwecken, sondern das Gebäude zu neuem Leben erwecken. Eine Nutzung als Rechenzentrum würde diesem Vorhaben völlig entgegenstehen.

ICC-Nutzung: Renaissance für Kultur und Kongresse?

Er betonte in der Vergangenheit mehrfach, dass es durchaus spannende Zukunftskonzepte für das Gebäude gebe: „Es gibt eine Menge guter Ideen, darunter Pläne für ein Mobilitätshub oder eine Nutzung für Kultur und Kongresse. Die von Thomas Oberender initiierte Ausstellung ‚The Sun Machine is coming down‘ hatte gezeigt, wie es gehen kann.

Das Kunst-, Film- und Performance-Festival fand Anfang Oktober 2021 im ICC statt und zeigte Möglichkeiten einer zukünftigen, kulturell ausgerichteten Nutzung des Gebäudes auf.

Ein Fortschritt beim Thema ICC ist bislang nicht zu erkennen

Kunst und Kultur im ICC? Dieses Konzept findet Stephan Schwarz ausgesprochen spannend und beruft sich damit auf eines der spannendsten Konzepte, welches von der in Berlin ansässigen Projektgruppe ICCA erdacht worden ist. Unter dem Titel „ICCA“ (International Center for Contemporary Arts) schlägt das Büro eine Nutzung des Riesenbaus als Zentrum der Kulturszene vor.

Bislang jedoch konnte auch Stephan Schwarz keinen erkennbaren Fortschritt bei der Reaktivierung des steinernen Riesen in der City West erreichen. Es ist zu hoffen, dass sich dies in den kommenden Monaten ändern wird. Denn der Zustand des Gebäudes wird mit jedem Tag schlechter, und dennoch verursacht das einstige Kongresszentrum laufende Kosten. Genug Gründe eigentlich, um das Thema mit hoher Priorität zu behandeln.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Riese in der City West: Das seit 2014 geschlossene ICC am Dreieck Funkturm.

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