Im Berliner Kulturforum soll bis 2027 das Museumsprojekt “berlin modern” realisiert werden. Am vergangenen Freitag wurde die offizielle Grundsteinlegung für das vieldiskutierte Kulturprojekt gefeiert.
© Fotos: Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Text: Björn Leffler
In den vergangenen Jahren ist viel geschrieben worden über das geplante “Museum der Moderne”, welches im Berliner Kulturforum im Stadtteil Tiergarten errichtet werden soll. Es war vor allem viel kritisches, denn sowohl der architektonische Entwurf des Büros Herzog & de Meuron als auch die stetigen Kostensteigerungen waren der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln.
Im April 2023 hatte dann die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine Überarbeitung des architektonischen Konzepts veröffentlicht, obwohl die Bauvorbereitungen für das Projekt bereits liefen. Bereits im Dezember 2019 erfolgte der offizielle Spatenstich für das Projekt, welches allerdings noch weit vom Hochbau entfernt ist.
“berlin modern”: Museumsbau entsteht im Berliner Kultuforum
Die geplanten Veränderungen sollen das Haus nachhaltiger und sozialer machen. Dafür hat der Bundestag im Herbst 2022 knapp zehn Millionen Euro genehmigt. Teil dieser Veränderungen soll eine flächendeckende Photovoltaik-Anlage sein, die auf dem Dach des Gebäudes installiert wird. Sie wird eine Fläche von rund 4.000 Quadratmetern bedecken.
Zugunsten einer verbesserten CO2-Bilanz des Gebäudes wurden auch zahlreiche Einsparungen und Änderungen an den Materialien vorgenommen. Für die Fassade sind nun Klinker ohne Beton vorgesehen. Sie sollen die ursprünglich geplanten Beton-Klinker-Fertigteile ersetzen.
Mehr Nachhaltigkeit: Ursprünglicher Entwurf wurde überarbeitet
Während das Material weiterhin einen optischen Bezug zur St. Matthäus-Kirche herstellen soll, wird sich die sandgraue Färbung des Klinkers auch auf den Sockel der Neuen Nationalgalerie beziehen. Immerhin werden beide Häuser künftig gemeinsame Ausstellungen zeigen.
Darüber hinaus wurden in den Planungen eine Verschlankung des Tragwerkes und Einsparungen von Stahl und Beton vorgenommen. Zudem soll der Anteil von recyceltem Beton erhöht werden, was sich bereits während des Baus positiv auf die Klimabilanz des Gebäudes auswirken soll.
Am Freitag war Grundsteinlegung für das Projekt “berlin modern”
Am vergangenen Freitag wurde schließlich die offizielle Grundsteinlegung für das vieldiskutierte Projekt gefeiert, welches mittlerweile unter dem Titel “berlin modern” firmiert.
Neben Claudia Roth und Kai Wegner sprachen Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Danyal Bayaz, Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie, Dirk Messner, Präsident des Bundesumweltamtes und der Architekt Jacques Herzog.
Der Grundstein wurde in die 16 Meter tiefe Baugrube gehoben
Nach dem Befüllen der Zeitkapsel, unter anderem durch den Vizepräsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Gero Dimter, und den Segenssprüchen für das Haus, wurde der mehrere Tonnen schwere Grundstein mithilfe eines Krans in die rund 16 Meter tiefe Baugrube im Berliner Kulturforum gehoben.
Hermann Parzinger kommentierte den Festakt, der von einer musikalischen Live-Performance begleitet wurde, wie folgt: “Nachdem wir heute den Grundstein für das berlin modern gelegt haben, wird der Bau in den nächsten Monaten rasant in die Höhe wachsen. Der Grundstein ist die Manifestation eines sicheren, stabilen Fundaments.”
“berlin modern” und Neue Nationalgalerie sollen gemeinsame Ausstellungen zeigen
Der geplante Neubau und die benachbarte Neue Nationalgalerie sollen künftig die umfangreichen Kunstbestände der Sammlung der Nationalgalerie aus dem 20. Jahrhundert zeigen, die aus Platzmangel bisher nur in Ausschnitten präsentiert werden konnten.
Darüber hinaus werden hier auch Werke der Sammlung Ulla & Heiner Pietzsch, der Sammlung Marx und der Sammlung Marzona sowie der Kunstbibliothek und des Kupferstichkabinetts zu sehen sein. Auch Werke von Andy Warhol und Gerhard Richter sollen im “berlin modern” dauerhaft gezeigt werden.
9.000 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche sollen entstehen
Rund 9.000 Quadratmeter Ausstellungsflächen ergänzen zukünftig die bisherigen 6.000 Quadratmeter der Neuen Nationalgalerie. In einem Rundgang durch beide Häuser lässt sich künftig die Kunst und damit auch die Geschichte des 20. Jahrhunderts in ihren verschiedenen Stationen und Ausprägungen durchlaufen – so der Plan der Projektverantwortlichen.
Neben Malerei, Skulpturen, Fotografie und Performance soll der Besuch beider Gebäude auch Ausblicke auf die Geschichte von Architektur, Design und Film ermöglichen.
Bis 2027 soll das Bauvorhaben im Kulturform abgeschlossen sein
Das Bauvorhaben in Berlin-Tiergarten wird gesteuert durch den Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Bauherrin und Eigentümerin der Immobilie.
Das Projekt soll aus Sicht der Stiftung ein wesentlicher Baustein zur “Vollendung des Kulturforums” werden, wie es in einer offiziellen Pressemitteilung heißt. Architekt Jacques Herzog erläutert das architektonische Konzept: “Die eigenständige und zugleich offene Form des Hauses rückt die Menschen, ihre Begegnungen untereinander und mit der ausgestellten Kunst in den Vordergrund und verbindet die bestehenden Gebäude auf dem Kulturforum zu einem städtebaulichen Ganzen.”
Die Fertigstellung des Gebäudes ist derzeit für das Jahr 2027 vorgesehen. Dann wird sich zeigen, wie sich der Bau in die bestehende Umgebung des Kulturforums einfügen wird – und wie er vom kulturinteressierten Publikum angenommen werden wird.
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Quellen: Architektur Urbanistik Berlin, Deutsches Architektur Forum, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
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