Das Land Berlin hat der Deutschen Bahn erneut vier Grundstücke abgekauft. Das größte der vier Areale liegt in Steglitz-Zehlendorf. Die Grundstücke sollen wohl hauptsächlich als Bauland dienen – anders als beim letzten Kauf. Da diente der Erwerb hauptsächlich dem Artenschutz.
Text: Stephanie Engler
Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Finanzen und die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), hat mit der Deutschen Bahn (DB) kürzlich die Kaufverträge für vier weitere Grundstücke unterzeichnet.
Es handelt sich nun schon um das zweite, große Flächenpaket. Berlin kaufte bereits im vergangenen Jahr vier Grundstücke der Bahn. Auch dieses Mal wird öffentlich über den Kaufpreis nicht gesprochen. Dieser soll aber auf Höhe des aktuellen Verkehrswertes liegen.
BIM-Sprecherin Johanna Steinke ließ anklingen, dass dies nicht das letzte Grundstücksgeschäft zwischen dem Land Berlin und der Bahn gewesen sein soll: “Weitere Ankäufe sind in Planung.“
Vier unterschiedliche Grundstücke in vier verschiedenen Bezirken
Die kleinste der vier Flächen liegt im Heidemühler Weg, Ecke Dornbrunner Straße in Treptow-Köpenick. Es handelt sich hier um eine 400 Quadratmeter große, unbebaute Grün- und Verkehrsfläche. Der Bezirk plant eine Machbarkeitsstudie, um die zukünftige Nutzung des Areals zu klären.
Das Grundstück zwischen der Landsberger Allee und der Frank-Zappa-Straße umfasst insgesamt 1.900 Quadratmeter. Diese Fläche soll, ähnlich wie eine bereits 2021 erstandene Fläche im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Verfügung stehen.
5.000 Quadratmeter großes Gelände in Pankow: Schulbau geplant
In Pankow kaufte das Land ein 5.000 Quadratmeter großes Areal an der Dolomitenstraße 85. Hier steht die Nutzung schon fest. Denn der Bezirk plant den Bau einer Sporthalle für die angrenzende Schule.
Das größte Grundstück des Pakets liegt mit knapp 16.000 Quadratmetern an der Goerzallee 313/315 im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Auf diesem Areal befinden sich derzeit noch betriebsbereite Bahnanlagen und Gleise. Laut der BIM sollen diese Anlagen noch weiterhin genutzt werden, “etwa als Güterverkehrsanbindung für das angrenzende Gewerbegebiet“.
Raum für Kunst und Kultur könnte entstehen
Der ebenfalls noch ansässige Kleinbahnverein darf ebenfalls bleiben. So sind laut Berliner Senat auch keine Wohnungsbauten geplant, die Platz wegnehmen würden. Der endgültige Nutzungszweck wird also noch geprüft. Die Geschäftsführerin der BIM, Birgit Möhring, sagte: “Wir können uns gut vorstellen, dass dort unter anderem Raum für kulturelle Zwecke entsteht.“
Als bereits im vergangenen Jahr durch den Senat Land von der Deutschen Bahn gekauft wurde, war der Nutzen bereits im Vorfeld klar definiert. Die BIM wollte die Flächen unter anderem für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nutzen. So sollten etwa Ersatzhabitate für Reptilien entstehen. Doch auch Ersatzpflanzungen von Bäumen waren geplant.
Beim ersten Grundstücks-Ankauf von Land ging es um Artenschutz
Berlin erwarb daher in Treptow-Köpenick vier Grundstücke mit insgesamt 12.000 Quadratmeter Fläche als Lebensraum für eine streng geschützte Reptilienart: die Zauneidechse (Lacerta agilis).
Die neu erworbenen Areale sollen für Flora und Fauna genutzt werden. Denn wenn der bisherige Lebensraum durch Bauarbeiten zerstört wird, sollen Zauneidechsen und andere, geschützte Tierarten dort einen neuen Lebensraum finden.
Grundstücke gelten als ungeeignet für den Wohnungsbau
Die sogenannten Filetgrundstücke liegen überwiegend entlang von Bahntrassen. Daher sind sie ungeeignet als Bauland für neue Wohnungen. Marlen Zielke, BIM-Sprecherin, gab an, dass die Grundstücke auf den Gleis-zugewandten Seiten für die Tiere mittels eines Zaunes geschützt werden sollen.
Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) listet insgesamt 134 besonders schützenswerte Tier- und Pflanzenarten in Deutschland auf. Sie alle haben Anspruch auf einen Ersatzlebensraum in einem neuen und nah gelegenen Biotop.
Zwei Jahre andauernde Verhandlungen
Berlin und die Deutsche Bahn verhandelten lange über die Übernahme der vier nun transferierten Grundstücke. Der bundeseigene Eisenbahnkonzern benötigte die Flächen nicht mehr für eigene Zwecke. Die wachsende Metropole allerdings umso mehr. So werden ambitionierte Bauprojekte wie etwa das Bauvorhaben Pankower Tor immer wieder von ungeklärten Naturschutz-Themen ausgebremst.
Nach rund zweijähringen Verhandlungen war es dann im Oktober 2021 zum vertraglich vereinbarten, ersten Grundstückskauf gekommen. Die Finanzierung lief vollständig über das Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA). Schon damals wurde über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart, wie auch jetzt.
Weitere Ankäufe sind in Planung: es geht um 350.000 Quadratmeter
Um der Nachfrage nach den dringend benötigten Flächen für Wohnungen und Gewerbe nachzukommen, sind weitere Landkäufe geplant. Seit 2019 stehen das Land Berlin und die Deutsche Bahn in fortwährenden Verhandlungen. Es geht um insgesamt 62 Grundstücke mit einer Gesamtfläche von etwa 350.000 Quadratmetern.
Schon Anfang 2018 hatte das Berliner Abgeordnetenhaus den Senat beauftragt “Bahnflächen für verkehrliche Nutzungen zu sichern und freigestellte Bahnflächen für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung zu nutzen”.
Ein Auftrag, dem die Regierungskoalition sukzessive nachkommt. Für die von Wohnungsknappheit geplagte Hauptstadt ist das in jedem Fall eine gute Nachricht. Allerdings sollten die Flächen zukünftig auch tatsächlich für den Bau von Wohnungen geeignet sein.
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