Die umstrittene Bebauung der Innenhöfe im Ilse-Kiez in Berlin-Karlshorst ist beschlossen. Doch um diese auf den letzten Metern noch zu verhindern, bereitet eine Initiative der Anwohnenden mit dem Naturschutzbund BUND eine Klage vor. Diese scheint aber wenig Aussicht auf Erfolg zu haben.

Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft will im Karlshorster Ilse-Kiez 200 neue Wohnungen bauen. Dagegen gibt es Widerstand durch die Anwohnenden.

© Foto Titelbild: Google Earth
Text: Stephanie Engler

 

Die Anwohnenden des Ilse-Kiezes in Berlin-Karlshorst haben eine umfangreiche Artenliste von Tieren wie Kröten, Molchen oder seltenen Bienen erstellt, die in den Innenhöfen ihres Wohnquartiers leben.

Diese Liste soll als Grundlage für die Ablehnung der geplante Bebauung mit zusätzlichen Wohnungsbauten dienen. Die Bürgerinitiative „Rettet den Ilse-Kiez“ bereitet nun gemeinsam mit dem Naturschutzbund BUND eine Klage vor. Vonseiten der Initiative heißt es, die kommunale Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE müsse ihr Bauvorhaben auf den Mai 2025 verschieben.

Karlshorst: HOWOGE geht von geplanter WohnBebauung aus

Die Wohnungsbaugesellschaft teilte mit, dass von keiner Verschiebung des Projekts im Nordwesten des Berliner Stadtteils ausgegangen wird. Besonders nicht, da die Baugenehmigungen schon vorliegen.

Nun stünde nur noch die Finalisierung der Planungen, die europaweite Ausschreibung der Bauarbeiten und der Abschluss der bauvorbereitenden Maßnahmen aus. Dabei wolle die HOWOGE die Anwohnenden in die Planungen einbinden.

Ilsekiez: Zehn Wohngebäude sollen durch zusätzliche Häuser ergänzt werden

Das Wohnensemble in Karlshorst besteht aus zehn vier- bis fünf-geschossigen Wohngebäuden, die zahlreiche begrünte Innenhöfe umschließen. Viele der dort stehenden Bäume wurden in den 1950er-Jahren gepflanzt, teilweise sogar durch Anwohnende selbst.

Vier altersgruppenspezifische Spielplätze und ein Sportplatz werden zudem nicht nur von den Anwohnenden der Ilsehöfe, sondern auch von den Familien der Nachbarschaft sowie der Karlshorster Grundschule und mehreren Kindertagesstätten genutzt.

Bezirksamt Lichtenberg: Nicht alle Baugenehmigungen wurden erteilt

Das Bezirksamt Lichtenberg lehnte einige Bauanträge ab, unter anderem aufgrund einer zu großen Gebäudehöhe. In einem Innenhof war ein Wohnhaus mit 25 Wohnungen, Gewerbeflächen und einer Kita geplant.

Allerdings kündigte die Wohnungsbaugesellschaft an, Widerspruch gegen die Entscheidung des Bezirks einzulegen. Eine Sprecherin sagte auf Nachfrage: “Bereits ein 2019 eingereichter Bauantrag für ein Gebäude mit derselben Geschossigkeit und einer größeren Höhe wurde positiv beschieden.“Eine Antwort vom Bezirksamt steht dazu noch aus.

Neue Wohnungen in den Ilsehöfen: Baubeginn ist für 2024 geplant

Insgesamt umfasst das Bebauungsprojekt der Innenhöfe im Ilse-Kiez mehr als 200 Wohnungen, mehrere Gewerbeflächen, eine Schule sowie eine Kita. Der Beginn der Bauarbeiten wurde für den Jahreswechsel 2024/2025 angekündigt.

Schon seit 2016 kämpfen Anwohnende im Ilse-Kiez in Karlshorst darum, die grünen Innenhöfe zu erhalten. Der Streit um die Nachverdichtung ist mittlerweile schon von politischer Bedeutung.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat ihr Vorhaben der Bebauung zudem gegen den Willen des Bezirks Lichtenberg durchgesetzt. Die HOWOGE steht in den Startlöchern.

Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) will einen Innenhof „retten“

Kevin Hönicke von der SPD will sich dafür einsetzen, dass mindestens ein Innenhof nicht bebaut wird. Der Stadtrat wurde in der Vergangenheit wegen der Nachverdichtung lange kritisiert.

Vertreter der Grünen bemängeln, dass es sich bei diesem speziellen Innenhof um einen bereits versiegelten handelt. Gerade dieser Hof ist nicht bepflanzt, es handelt sich dabei um einen Parkplatz mit mehreren Stellplätzen.

Karlshorst: Bereits versiegelte Flächen sollten Bauvorrang haben

Die Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Stadtentwicklung und Mieter*innenschutz bei den Grünen, Daniela Ehlers, sagte, dass gerade “im Sinne einer ökologischen Stadtentwicklung […] Neubauten zuerst auf bereits versiegelten Flächen” errichtet werden müssten. Im Gebäude, welches mit Hönickes Unterstützung nun verhindert werden soll, sollte eine Kita einziehen. “Was bedeutet das jetzt für die Versorgung mit ausreichend Kita-Plätzen?“, kritisierte Ehlers.

Die Bebauung der grünen Innenhöfe im Ilse-Kiez lehnen die Grünen aber grundsätzlich ab. Philipp Ahrens, der Fraktionsvorsitzende sowie Sprecher für öffentliches Grün und Naturschutz, betonte, dass gegen Neubauten auf einem bestehenden Parkplatz aber nichts spräche. Über die Bebauung der Innenhöfe im Karlshorster Ilse-Kiez wird in den kommenden Wochen und Monaten wohl noch weiter gestritten werden.

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Quellen: Bezirksamt Lichtenberg, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Der Tagesspiegel

 

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