Das historische Kathreiner-Hochhaus am Schöneberger Kleistpark wartet seit vielen Jahren auf die dringend notwendige Sanierung. Seit 2008 steht das Gebäude leer, soll zukünftig aber von der Berliner Justiz genutzt werden. Im Herbst 2023 beginnt nun die aufwendige Modernisierung.

Seit Jahren ungenutzt: Das historische Kathreiner-Hochhaus am Kleistpark in Berlin-Schöneberg. Im Herbst 2023 soll nun mit der Sanierung des Gebäudes begonnen werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Björn Leffler

 

Direkt am Schöneberger Kleistpark, der seit Jahren auf seine dringend notwendige Sanierung wartet, steht eines der am wenigsten bekannten Berliner Baudenkmäler: Das Kathreiner-Hochhaus, erbaut zwischen 1928 und 1930.

Seit 2008 steht das historische Gebäude allerdings fast vollständig leer. Es gehört dem Land Berlin und soll eigentlich für die Berliner Justiz umgebaut werden. Das Verwaltungsgericht sollte hier ursprünglich einziehen und dafür am Standort Moabit, bei dem auch ein hoher Flächenbedarf herrscht, zusätzliche Flächen frei machen.

Kathreiner-Hochhaus am Kleistpark: Leerstand seit über 15 Jahren

Ursprünglich war die Verwaltung der Kathreiner Malzkaffee-Fabrik im Gebäude mit dem 46 Meter hohen “Turm” untergebracht, nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten es unter anderem BVG, Polizei und Verfassungsschutz. Zukünftig will hier also die Berliner Justiz einziehen.

Diese Pläne gibt es bereits seit 2018, doch so einfach ist das nicht, denn das Berliner Landesdenkmalamt stellt hohe Ansprüche an eine Sanierung des Gebäudes, was den ursprünglichen Zeitplan –  Baubeginn ab 2019 und Fertigstellung bis 2024 – längst obsolet gemacht hat.

Die Berliner Justizverwaltung möchte das Gebäude zukünftig nutzen

Geplant hat die Berliner Justizverwaltung unter anderem einen modernen Anbau und die Umrüstung des bestehenden Gebäudekomplexes auf moderne Technik und Infrastruktur. Der Denkmalschutz jedoch kritisierte, dass diese Planung in weiten Teilen  nicht denkmalgerecht sei und verweigerte eine Freigabe des Bauvorhabens.

Unter Denkmalschutz steht das Gebäude bereits seit 1980. Seitdem müssen bauliche Änderungen zwingend mit dem Berliner Landesdenkmalamt abgestimmt werden. So müssen im Zuge eines möglichen Umbaus schützenswerte Bauteile wie gläserne Oberlichter, Glasbausteine oder Keramikkacheln zwischengelagert und später wieder an ihren alten Platz eingebaut werden.

Wie teuer wird der Umbau des historischen Kathreiner-Hochhauses?

Das wird nicht nur den Umbau zeitlich verzögern, sondern auch zu erheblichen Mehrkosten führen. Und das vor dem Hintergrund eh schon gestiegener Baukosten. Die ursprüngliche Kostenkalkulation – die Justiz war von knapp 50 Millionen Euro ausgegangen – wird längst überholt sein.

Doch beim Umbau wird es noch weitere Hürden geben. Die Bürowände beispielsweise sind zu dünn, bieten nur wenig Lärmschutz, was vor allem für eine Justizverwaltung problematisch ist. Auch der ab der sechsten Etage verbaute Holzboden hält den heutigen Brandschutzauflagen nicht mehr stand.

Justizsenatorin Badenberg kündigt Start der Sanierung für Herbst 2023 an

Auch für die historische Fassadenverkleidung muss eine Lösung gefunden werden, denn die Travertin-Steinplatten sind einen Zentimeter zu dünn. Zudem ist das Gebäude nicht ausreichend isoliert. Eine Menge Aufgaben also, die zwischen Justizverwaltung und Denkmalschutz – mittlerweile unter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angesiedelt – zu klären sind.

Dennoch soll im Herbst 2023 die Sanierung des Gebäudes beginnen, wie Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) in einem Interview mit dem Tagesspiegel bestätigte. Hier kündigte sie darüber hinaus an, “ein Gesamtkonzept für die Liegenschaften der Justiz, von Gerichten und Staatsanwaltschaft, für Ausbildung und vieles mehr” entwickeln zu wollen.

Dazu zählt Badenberg unter anderem auch den Bau der Teilanstalt I in der Tegeler Justizvollzugsanstalt, der in Kürze starten soll. Welche Lösungen das Landesdenkmalamt und die Justizverwaltung gefunden haben, um den komplizierten Umbau des Kathreiner-Hauses in Schöneberg realisieren zu können, war aber nicht in Erfahrung zu bringen.

Die verantwortliche BIM geht von einer Umbauzeit bis 2030 aus

Möglich ist aber auch, dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die natürlich großes Interesse an einer zügigen Umsetzung der Sanierung hat, ihren Einfluss auf das erst seit Beginn der neuen Legislaturperiode unter ihr angesiedelte Landesdenkmalamt ausgeübt hat.

Zuständig für die Immobilie ist die landeseigene Immobilienverwaltung BIM. Deren Architekt und Baumanager für das Projekt, Heiko Klimek, geht von einer Umbauzeit bis zum Jahr 2030 aus. Damit würde das Gebäude genau 100 Jahre nach seiner Eröffnung wiederhergestellt sein.

Kathreiner-Haus: von Bruno Paul im Stil der Neuen Sachlichkeit geplant

Das mit einem H-förmigen Grundriss versehene Gebäude wurde vom Berliner Atelier für Architektur Bruno Paul im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfen und ist auf einem knapp 1.300 Quadratmeter großen Grundstück entstanden. Innerhalb des Komplexes befindet sich eine Nutzfläche von knapp 10.000 Quadratmetern – abhängig davon, wie genau die Umbaupläne ausgestaltet sind.

Auch am Kleistpark steht die Modernisierung der Grünflächen und Parkanlagen nun in Aussicht: Ursprünglich sollte eine umfassende Umgestaltung des Geländes bereits ab Herbst 2022 erfolgen, die mit einer umfangreichen Rodung des Geländes einhergehen sollte.

Modernisierung des Kleistparks soll ab 2024 beginnen

Hauptanliegen des Bauvorhabens sollte es sein, die Parkfläche mit neuer Bepflanzung und neuen Wegeverbindungen nach historischem Vorbild „wieder erlebbar“ zu machen, wie es das Bezirksamt bei einer Präsentation der Umbaupläne im Februar 2022 nannte.

Der Umbau des Parks soll nun in den Jahren 2024 und 2025 erfolgen und wird damit rund ein Jahr später beginnen als ursprünglich geplant. Dabei hat die Parkanlage eine Modernisierung bitter nötig.

Besucherinnen und Besucher des Kleistparks sehen trotz der unbestrittenen Schönheit der historischen Baudenkmäler sehr deutlich den Modernisierungsbedarf, den die Grünfläche mittlerweile aufweist.

Moderne Nutzung und Denkmalschutz müssen auch hier harmonieren

Die Planerinnen und Planer müssen beim geplanten Umbau den Spagat hinbekommen, die heutige Nutzung und funktionale Aspekte wie Barrierefreiheit und automatisierte Bewässerung umzusetzen, ohne die denkmalgerechte Sanierung der historischen Strukturen zu vernachlässigen. Keine einfache Aufgabe.

Die neue Bewässerungsanlage soll das Rasenoval, die Schmuckpflanzen, die Sträucher und Stauden sowie die alten Bäume grün halten und ausgetrocknete Grünflächen, wie sie bislang vor allem in den heißen Sommermonaten häufig vorkommen, vermeiden.  Dabei soll kein Trinkwasser, sondern Wasser aus einem Tiefbrunnen zum Einsatz kommen.

 

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Quellen: Der Tagesspiegel, Wikipedia, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Architektur Urbanistik Berlin, RBB, BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH

 

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