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Wohnungen und Gewerbe: Abriss und Neubau an der Urania

An der Grenze zwischen Tiergarten und Schöneberg entsteht unweit der Urania ein Büro- und Wohngebäude, welches von der “Jahr Gruppe” und dem Projektentwickler “Hamburg Team” realisiert wird. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist der laufende Abriss eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes in die Diskussion geraten.

Visualisierung: So soll der Neubau mit Büroräumen und Wohnungen an der Urania zwischen Schöneberg und Tiergarten nach seiner Fertigstellung aussehen. / © Visualisierung: Jahr-Gruppe / HAMBURG TEAM Projektentwicklung

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierungen: Jahr-Gruppe / HAMBURG TEAM Projektentwicklung

Text: Björn Leffler

 

Die Kurfürstenstraße in Berlins City West ist noch immer stark geprägt von Gebäudestrukturen aus den Wiederaufbau-Zeiten der 1960er und 1970er Jahre. Viele der Gebäude sind stark in die Jahre gekommen – und zudem wenig ästhetisch.

Wie schon beim Bauvorhaben “Equalizer”, welches unweit des Lützowplatzes entsteht, wurde auch bei einem weiteren Neubauprojekt ein Bestandsgebäude aus den 1960er Jahren  abgerissen, um Platz für ein neues Gebäudeensemble zu schaffen.

An der Urania entwickelt die Jahr-Gruppe ein Büro- und Wohnprojekt

Nur wenige Meter südlich des “Equalizer”-Bauprojekts entwickelt die Jahr-Gruppe gemeinsam mit dem Projektentwickler Hamburg Team ein Büro- und Wohngebäude, welches am Kreuzungsbereich Kurfürstenstraße, Ecke An der Urania entsteht und sich bereits im Hochbau befindet.

Anders als beim Nachbarprojekt des Unternehmens DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG sollen bei dem Projekt, welches direkt an der Grenze zwischen Tiergarten und Schöneberg entsteht, keine Elemente der ursprünglichen Gebäude in das neue Ensemble einfließen.

Beim “Equalizer Projekt” ist hingegen vorgesehen, ein Wohngebäude aufzustocken und im Innern neue, moderne Wohnflächen zu schaffen. Der Altbau soll zudem durch einen deutlich höheren und architektonisch vollkommen unterschiedlich gestalteten Neubau ergänzt werden.

Das ehemalige “Pressehaus Constanze” wurde für das Projekt abgerissen

Bei der Jahr-Gruppe hat man sich jedoch entschieden, vollständig auf einen Neubau zu setzen, ohne Berücksichtigung des Bestandsbaus. Auf dem Grundstück, auf dem der Neubau entstehen soll, stand zuvor das seit vielen Jahren leer stehende “Pressehaus Constanze”. Es war die erste deutsche Frauenzeitschrift nach dem Zweiten Weltkrieg, die dem Gebäude seinen Namen verliehen hatte.

Nachdem bereits im Sommer 2019 zwischen den beiden Berliner Bezirken Mitte und Tempelhof-Schöneberg ein Hochbauwettbewerb für das Grundstück an der Kreuzung Kurfürstenstraße / Schillstraße / An der Urania durchgeführt wurde, ist im Februar 2022 dann auch die entsprechende Baugenehmigung erteilt worden.

An der Kurfürstenstraße soll ein Büroturm mit 17 Geschossen entstehen

Das Grundstück an der Kurfürstenstraße befindet sich schon seit 1967 im Besitz der Jahr-Gruppe, die das Gelände neu bebaut und Eigentümer des Grundstücks bleibt. Bei dem Vorhaben handelt es sich vornehmlich um ein Büroprojekt, bei dem aber auch Wohnraum entstehen soll.

So soll eine sogenannte “Mixed-Use-Immobilie” mit einem 17-geschossigen Büroturm und zwei angeschlossenen Wohnbauteilen entstehen. Das zukünftige Gebäudeensemble wird insgesamt rund 22.000 Quadratmeter Brutto-Grundfläche umfassen.

Neubau im Tiergarten: 46 neue und zum Teil geförderte Wohnungen sind geplant

Diese Nutzfläche soll sich auf knapp 17.000 Quadratmeter Büro- und 4.300 Quadratmeter Wohnfläche aufteilen. Hinzu kommen etwa 800 Quadratmeter für die Nutzung durch Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe.

Der Bereich Wohnen setzt sich dabei aus privat finanzierten und geförderten Einheiten zusammen. Insgesamt werden aber nicht mehr als 46 Wohnungen neu entstehen. Auch 69 Parkplätze werden im Rahmen des Bauvorhabens geschaffen, in einer Tiefgarage unter dem Gebäude. Die Dächer sollen begrünt werden. Das Projekt, welches ein Investitionsvolumen von gut 100 Millionen Euro umfasst, soll bis 2025 fertiggestellt werden.

An der Urania wird in den kommenden Jahren viel neu gestaltet

Das Bauprojekt markiert den Beginn einer kompletten Neugestaltung des gesamten Kreuzungsbereiches. Die Bezirke Mitte und Tempelhof-Schöneberg haben bereits 2018 in einem Werkstattverfahren mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein Konzept zum Umbau der Kreuzung Kurfürstenstraße / Schillstraße / An der Urania erarbeitet.

In den kommenden Jahren sollen demzufolge alle vier Eckgrundstücke neu entwickelt werden. Dabei soll es eine gemischte Nutzung aus Kultur, Gewerbe, Gastronomie und Wohnen geben. Das laufende Projekt der Jahr-Gruppe ist das erste der vier geplanten Projekte, welches baulich umgesetzt wird.

Ehemaliger Bürokomplex aus den 1960er Jahren soll abgerissen werden

Ein Teil dieser Planungen ist ein ehemaliger Bürokomplex, der sich auf der Schöneberger Seite des Kreuzungsbereichs befindet, an der Adresse An der Urania 4-10. Seit rund sechs Jahren steht das Gebäude nun leer.

Nach Informationen der Senatsfinanzverwaltung sowie der Berliner Woche gibt es für das deutlich in die Jahre gekommene Gebäude (Baujahr 1967) keine Zukunft. Seit mehreren Monaten läuft der Abriss des wenig ansehnlichen Bürogebäudes.

Schöneberg: Auf dem Gelände des Bestandsbaus soll ein Neubau entstehen

Anschließend soll auf dem Grundstück ein Neubau errichtet werden. Eine Sanierung und somit auch ein Erhalt des Bestandsbaus ist nach Angaben des Senats nicht möglich, da das Gebäude stark schadstoffbelastet sei.

Eine restlose Entfernung der chemischen Giftstoffe, die auch in das Betonskelett und die gesamte Gebäudeinfrastruktur eingedrungen seien, ist nach Angaben der Senatsverwaltung nicht möglich, ohne die Statik des Gebäudes zu gefährden.

Schadstoffbelastung: Der Bestandsbau lässt sich nicht mehr retten

Darüber hinaus entspricht vor allem die Bauweise des Gebäudes mit einer Vielzahl von Einzelzimmern, einem Parkdeck und einer dazugehörigen Parkfläche und somit einer vollständigen Versiegelung des Grundstücks nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Geschäfts- und Wohnkomplex.

Ein solches Ensemble soll an dieser Stelle jedenfalls entstehen. Ein städtebauliches Werkstattverfahren zum betreffenden Grundstück hat es bereits vor rund sechs Jahren gegeben. Der damals prämierte Siegerentwurf sieht vor, dort Gebäude zu errichten, die über eine Nutzfläche von rund 24.000 Quadratmetern verfügen werden.

Seit 2018 gibt es ein Nutzungskonzept für das zukünftige Gebäudeensemble

Das wären etwa 6.000 Quadratmeter mehr als im bisherigen Gebäude. Für Wohnungen sollen knapp 10.000 Quadratmeter eingerichtet werden. Auf den übrigen 14.000 Quadratmetern sollen Flächen für Verwaltung und soziale Einrichtungen entstehen.

Im Erdgeschoss sollen zudem Einzelhandels- und Gastronomieangebote entstehen. Auch ein begrünter Innenhof soll Teil des Ensembles werden. Bislang wird im bestehenden Gebäude eine Schadstoffsanierung durchgeführt, bis in der zweiten Jahreshälfte 2024 der maschinelle Abbruch des Gebäudes beginnen kann.

Abriss des einstigen Verwaltungsbaus ist ins Stocken geraten

Doch nun ist der bereits laufende Abriss des einstigen Verwaltungsgebäudes, von dem mittlerweile nur noch das Skelett erhalten ist, erstaunlicherweise ins Stocken geraten. Die Initiative „an.ders Urania“ fordert den Erhalt und die Modernisierung des Gebäudes, wie die Berliner Morgenpost berichtet.

Dafür wurde eine Petition gestartet und Unterschriften gesammelt. Zudem hat das Bündnis eine eigene Machbarkeitsstudie erstellen lassen, in der dargelegt werde, wie das Gebäude an der Urania 4-10 erhalten, saniert und umgebaut werden kann.

Die BIM setzt den laufenden Abriss wie gehabt fort

Durch Aufstockung des Bestandsgebäudes könnten demnach rund 300 Wohnungen entstehen – und das ohne den umweltschädlichen Abriss und Neubau, der erhebliche mehr CO₂-Emissionen verursache, so die Aktivisten in einem öffentlichen Statement.

Die für den Abriss verantwortliche Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIM) ließ jedoch verlautbaren, dass eine solche Aufstockung statisch auf der noch verbliebenen Gebäudesubstanz leider nicht möglich sei und dass der Abriss trotz der Proteste fortgesetzt werden soll. So scheint ein Erhalt des Gebäudes sehr unwahrscheinlich.

 

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Quellen: Jahr-Gruppe, HAMBURG TEAM Projektentwicklung, DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, Initiative an.ders Urania, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

 

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