Für das Dragonerareal in Berlin-Kreuzberg steht nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit nun endlich das städtebauliche Konzept. Mit dem Bau von 470 neuen Wohnungen und der Umgestaltung des heutigen Gewerbeareals soll ab 2025 begonnen werden. Noch gibt es allerdings offene Fragen der Finanzierung.

Vision: So stellen sich die Planer von SMAQ Architektur das zukünftige Dragoner-Areal in Berlin-Kreuzberg vor.

© Visualisierungen: SMAQ Architektur und Stadt GmbH
Text: Stephanie Engler

 

Für das Dragonerareal steht nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit nun endlich das städtebauliche Konzept. Es hängt für die Öffentlichkeit nun bis etwa Mitte September 2022 am Zaun hinter dem Finanzamt am Mehringdamm 20-30 in Berlin-Kreuzberg aus. Das Areal soll Wohnungen, Gemeinschaftsräume und Gewerbeflächen enthalten. Bereits im März 2022 berichteten wir über das aufwendige Projektvorhaben.

Im Süden des Dragonerareals, neben der Kiezgalerie hinter dem Finanzamt, haben erste Abrissarbeiten bereits begonnen. Dort baut die städtische WBM in fünf größeren Wohnhäusern die ersten 240 Wohnungen. 2025 soll Baubeginn sein, informierte Christina Geib, WBM-Geschäftsführerin, bei der Präsentation des Städtebaukonzeptes.

470 neue Wohnungen sollen entstehen

Insgesamt sollen von der WBM 370 Wohnungen gebaut werden. Mindestens die Hälfte sind als Sozialwohnungen geplant. Die verantwortlichen Bauherren der übrigen, geplanten 100 Wohnungen, wie bspw. Wohnungsbaugenossenschaften, sollen in einem Vergabeverfahren ermittelt werden. 2027 sollen die ersten Mieterinnen und Mieter hier einziehen. 

Insgesamt soll der Rathausblock Kreuzberg mit dem Dragonerareal künftig zu einem gemischt genutzten Stadtquartier entwickelt werden. So sind mittlerweile sechs Akteure mit an Bord: die WBM, das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, das Vernetzungstreffen Rathausblock, das Forum Rathausblock und die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). 

Die S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH ist mit den Sanierungsarbeiten betraut worden. Der Entwurf des städtebaulichen Konzepts stammt von der Planungsgemeinschaft SMAQ Architektur und Stadt mit Man Made Land Landschaftsarchitekten und Barbara Schindler (Kulturkommunikation). 

Gärten, Kiezräume und Gewerbeflächen sind geplant

Der ursprüngliche Entwurf wurde mehrfach überarbeitet. Daher sind nun auf dem Areal unter anderem ein begrünter Mittelhof, eine Quartiershalle, Mietergärten, Begegnungsräume für die Nachbarschaft und ein Gewerberiegel mit Tiefgarage für Handwerksbetriebe geplant. 

Das geplante Wohnhaus soll über 16 Stockwerke reichen, um die knapp 500 Wohnungen fassen zu können. Es entsteht hinter der Adler-Halle in Richtung Großbeerenstraße. Das benachbarte Rathaus und das Finanzamt Friedrichshain-Kreuzberg sollen zudem erweitert werden.

Die bestehenden und zum Teil denkmalgeschützten Gebäude sollen weitgehend in das neue Quartier integriert werden. So sollen nach Sanierung der Jugendclub in die alte Reithalle und die Kita in die Lkw-Garagen einziehen. 

Betriebe suchen Ausweichquartiere

Leider können auf dem Areal nicht alle bisher angesiedelten Gebäude und Gewerbe bestehen bleiben. Das Marmorwerk musste aufgrund der Abrissarbeiten im Südhof schon weichen. Laut Pamela Schobeß, Sprecherin der Gewerbetreibenden und Chefin vom Club Gretchen, hätten das Werk und drei weitere Betriebe jedoch Ausweichquartiere gefunden.

Zehn weitere Betriebe bleiben noch auf dem Gelände. Darunter sind Autowerkstätten, eine Polsterei, der Club Gretchen, ein Biomarkt sowie ein Getränkehändler. “Uns hat man versprochen, dass wir bleiben können“, so Schobeß. Dies wird wohl nicht am gleichen Ort, aber immerhin im Gewerberiegel im Norden des neuen Quartiers der Fall sein. 

Zweijährige Bearbeitung findet ihren Abschluss

Das Städtebaukonzept sei nun auch der Startschuss für den Bebauungsplan, so Staatssekretär für Bauen und Wohnen im Bezirk, Christian Gaebler. Die zweijährige Überarbeitungszeit des ursprünglichen Entwurfs wurde vom Baustadtrat Florian Schmidt (Die Grünen) vor allem damit begründet, dass der Entwurf “durch die eingebrachten Belange der Kooperationspartner optimiert und nochmals genauer überprüft” werden musste.

Die Planungen für das Areal laufen hingegen schon mindestens drei Jahre. Dennoch sind weiterhin wichtige Fragen ungeklärt. Laut Birgit Möhring, BIM-Geschäftsführerin, sei die Finanzierung für den Gewerberiegel “noch nicht klar“. 

Finanzierung des Projekts noch nicht abschließend geklärt

Spätestens zum Bau des Wohnhochhauses sollte diese Frage jedoch geklärt sein, da der Riegel eine Art Schallschutz zwischen dem nördlichen Gewerbegebiet und den südlichen Wohnungen darstellen wird.

Für den Anbau des Finanzamtes und die Sanierung der historischen Reithalle steht die Finanzierung ebenfalls nicht. Die Verantwortlichen sehen hier jedoch die Möglichkeit, den Fördertopf „Lebendige Zentren und Quartiere“ zu verwenden, wozu das Dragonerareal jedoch noch ein Freiflächen- und ein Gewerbekonzept benötigt. Es liegt also noch einiges an Arbeit vor den Projektverantwortlichen.

 

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Das Dragoner-Areal heute. In den kommenden Jahren soll das Gelände um- und neugestaltet werden.

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Quellen: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, SMAQ Architektur und Stadt, S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

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