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Linksalternatives Zentrum „Lause“ verhindert Verdrängung

Über ein Jahrzehnt kämpften die Mieterinnen und Mieter eines Hauses in der Lausitzer Straße in Kreuzberg gegen die Umwandlung ihres Gebäudekomplexes in ein Spekulationsobjekt – letztlich mit Erfolg.

Sehr beliebtes Wohnviertel einerseits, umkämpfter Immobilienmarkt andererseits: In Kreuzberg treffen immer häufiger politische Projekte und Vereine oder Kulturareale auf die Interessen von Investoren.

 

Für die Mieterinnen und Mieter des Kreuzberger Wohn- und Gewerbeensembles „Lause“ in der Lausitzer Straße war der vergangene Freitag (28. Januar) ein ausgesprochen guter Tag. Es war der erfolgreiche Abschluss eines über 15 Jahre andauernden Kampfes gegen die Verdrängung der Mieterschaft aus dem Kiez.

An diesem Tag unterzeichnete die Genossenschaft „Einer für Alle“ nämlich einen Erbbaurechtsvertrag mit dem Land Berlin, der die Zukunft des Gebäudeensembles regelt und den Verbleib der rund 170 Mieterinnen und Mieter im Gebäude garantiert – für die kommenden 65 Jahre jedenfalls. Aber das darf man ja durchaus als langfristige Perspektive bezeichnen.

Kampf gegen Verdrängung aus dem Kiez

Das Land Berlin hatte das Gebäude im Jahr 2006 an das dänische Immobilienunternehmen Tækker verkauft, was bereits damals zu großen Protesten der ansässigen Wohn- und Gewerbegemeinschaft geführt hatte. Denn die Befürchtung, dass das Unternehmen den bisherigen Mieterinnen und Mietern kündigen und das Gebäude in ein hochwertiges Immobilienobjekt umbauen lassen würde, war omnipräsent.

Die „Lause“ ist eines der wichtigsten, noch existenten, linksalternativen Zentren im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Im Gebäudekomplex sind unter anderem das antifaschistische Bildungszentrum Apabiz, das Videoportal Leftvision, das Umbruch-Bildarchiv sowie der Verein Initiative Schwarzer Menschen Deutschlands ansässig.

Zahlreiche Proteste und Aktionen seit 2016

Bis zum Jahr 2016 bestätigten sich die Sorgen der Bewohnerinnen und Bewohner immerhin nicht. Dann jedoch wurden – zufällig – die Verkaufspläne des Unternehmens bekannt, welches die Immobilie für 20 Millionen Euro – ein vielfaches des ursprünglichen Kaufpreises – weiterveräußern wollte.

In zahlreichen Protestaktionen machten die Betroffenen ihrem Unmut Luft und forderten das Land Berlin auf, das Grundstück vom Investor zurück zu erwerben, um ein Ende der „Lause“ als Spekulationsobjekt zu erreichen. Die über mehrere Jahre anhaltenden Proteste waren letztlich erfolgreich.

Das Land Berlin hat das Grundstück zurück erworben

Der Investor erklärte sich dazu bereit, das Grundstück zu einem deutlich niedrigeren Preis als den angestrebten 20 Millionen Euro an das Land Berlin zurück zu verkaufen. Ein Preis von rund 11 Millionen Euro wurde hier kolportiert, allerdings weder vom Land Berlin noch vom Unternehmen Tækker bestätigt. Der Rückkauf trat nun mit der Unterzeichnung des Erbpachtvertrags in Kraft.

Für die privaten und gewerblichen Mieterinnen und Mieter der „Lause“ bedeutet die Entscheidung, dass sie nun deutlich entspannter in die Zukunft blicken können. Ihr lang andauerndes Engagement einerseits und die Unterstützung ihres Anliegens seitens des Bezirks führten letztlich zum angestrebten Ergebnis.

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Weiterhin Platz für Subkultur, Kreativität und politische Aktivitäten: Die vielfältigen Institutionen, die in der “Lause” untergebracht sind, müssen ihre Heimat in der Lausitzer Straße nicht verlassen.

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Thema von Anders Norén