Am Hafenplatz an der Grenze zwischen Kreuzberg und Tiergarten möchte das Unternehmen Art Project gemeinsam mit der GEWOBAG das Wohn- und Gewerbequartier “Kulturhafen” realisieren. Dafür müssen die Bestandsgebäude aus den 1970er Jahren abgerissen werden. In der Nachbarschaft wird das Projekt mit großer Skepsis gesehen.
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons
© Visualisierung: MVRDV Berlin
Text: Björn Leffler
Die Gesichte des Kreuzberger Hafenplatzes, in unmittelbarer Nähe zum Potsdamer Platz, kennen vermutlich nur wenige Berlinerinnen und Berliner. Bis in die 1950er Jahre hinein existierte tatsächlich ein Hafen am Landwehrkanal, genau an dieser Stelle.
David Bowie betrieb ein Studio auf dem Gelände an der Köthener Straße während seiner West-Berliner Schaffensphase. In den 1970er Jahren wurden die für diese Zeit typischen Plattenbauten errichtet, darunter auch ein Studentenwohnheim in einem der fünf Gebäude.
Hafenplatz: Wohnhäuser aus den 1970er Jahren prägen das Bild
Obwohl einst modern, erscheint das Bauwerk heute äußerlich eher unattraktiv und verfallen. In den 358 Wohnungen und 361 Gewerbeeinheiten leben aber noch immer zahlreiche Menschen. Das ehemalige Heim wird zudem zur Unterbringung ukrainischer Geflüchteter genutzt.
Auf dem Areal planen private Investoren in Kooperation mit der GEWOBAG die Entwicklung eines neuen, gemischt genutzten Quartiers. Die bestehenden Gebäude aus den 1970er Jahren sollen dafür vollständig abgerissen werden.
Art Project verfolgt das Projekt “Kulturhafen” auf dem Gelände
Projektentwickler Art Project verantwortet die Planung des Areals. Gegenüber dem Tagesspiegel sagte Geschäftsführerin Alexandra von Stosch zum “Kulturhafen”-Projekt folgendes: “Ein vielfältiges, sozial ausgewogenes, ökologisches und kulturell lebendiges Innenstadtquartier soll entstehen.”
Die Mieterinnen und Mieter, die derzeit noch in der bestehenden Wohnanlage wohnen und einen unbefristeten Mietvertrag haben, sollen laut Art Project auch in der neuen Anlage eine Wohnung bekommen. Dies betrifft aktuell rund 120 Mietparteien. Für Mieter mit befristeten Verträgen gibt es laut Berliner Mietverein aber keine dementsprechende Garantie.
“Kulturhafen”: Mieter mit befristeten Verträgen fürchten Verdrängung
Die insgesamt fünf Gebäude, die heute auf dem Areal stehen, gehören überwiegend privaten Unternehmen. Nur eines von ihnen wird von der GEWOBAG verantwortet. Bei einem Neubau muss auch eine neue Bleibe für die rund 200 Flüchtlinge gefunden werden, die noch immer in den Räumlichkeiten am Hafenplatz untergebracht sind. Das wäre dann Aufgabe des Berliner Senats.
Art Project möchte die Zahl der Wohnungen auf dem Gelände deutlich steigern, von bis zu 900 Wohnungen war auf den vergangenen Informationsveranstaltungen die Rede. Künftig soll die Nutzung zu 60 Prozent aus Wohnungen und zu 40 Prozent aus gewerblichen Nutzungen bestehen. Die neuen Gebäude sollen deutlich höher sein als die Bestandsbauten.
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg muss dem Projekt zustimmen
Doch für die Realisierung des Projekts ist die Zustimmung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg erforderlich. Da in den Gewerberäumen auch viele kulturelle und kreative Nutzungen einziehen sollen, ist auch das landeseigene Unternehmen Kulturraum GmbH in die Planungen involviert.
In der Nachbarschaft wird das Projekt dennoch kritisch betrachtet, da durch den Bau von neuen Gebäuden steigende Mieten und eine Verdrängung der Mieterschaft befürchtet wird. Mittlerweile hat sich auch eine Bürgerinitiative gegründet, die sich mit dem Bauvorhaben kritisch auseinandersetzt.
Architekturbüros entwerfen Ideen für das künftige Quartier am Landwehrkanal
Derweil treibt das Unternehmen Art Project die Pläne weiter voran. Für die künftige Entwicklung des Quartiers am Hafenplatz hat mittlerweile eine Ideenwerkstatt mit vier Architekturbüros stattgefunden, in welcher Vorschläge und Ideen für Konzepte künftiger Nutzungen und Gestaltungen des Quartiers gesammelt wurden.
Die Ergebnisse dieser Ideenwerkstatt wurden den bisherigen Mieterinnen und Mietern bereits vorgestellt. Die Initiative verlangt vom Bezirk jedoch, dass dieser erst dann einen Bebauungsplan erstellt, wenn sichergestellt ist, dass alle Mieter im Neubau neue Wohnungen erhalten werden.
Es ist also noch einiges an Vermittlungs- und Kommunikationsarbeit zu leisten, um das ambitionierte Projekt am Kreuzberger Hafenplatz in die Realität umzusetzen. Unstrittig ist, dass die bestehenden Wohngebäude so oder so dringend modernisiert oder durch Neubauten ersetzt werden müssen.
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Quellen: Der Tagesspiegel, MVRDV Berlin, Berliner Mietererein, Entwicklungsgesellschaft Quartier am Hafenplatz mbH, Architektur Urbanistik Berlin, Kulturraum GmbH
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