An der Rummelsburger Bucht im Berliner Bezirk Lichtenberg soll der Aquariums-Bau “Coral World” entstehen. Das Unternehmen hat nun beantragt, das Projekt größer und raumgreifender zu bauen, als es der Bebauungsplan zulässt.
Beliebtes Wohn- und Erholungsareal: Die Rummelsburger Bucht im Bezirk Lichtenberg.
Auch ohne das ambitionierte Vorhaben eines Aquarium-Baus wäre die Rummelsburger Bucht nicht arm an Bauprojekten. Projektvorhaben unterschiedlicher Art werden und wurden rund um die beliebte Wasserlandschaft errichtet.
So ist in den vergangenen Jahren an der Kynaststraße das 300 Meter lange Bürogebäude “B:Hub” entstanden, wenige Meter weiter plant die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE den Bau von 169 Mietwohnungen. Darüber hinaus entstehen auch hochwertige Eigentumswohnungen wie beim Projekt “My Bay” oder weitere Gewerbeprojekte wie etwa das “Axis Offices“, welches direkt am Bahnhof Ostkreuz realisiert wird.
Bau des Aquariums hat bislang nicht begonnen
Es ist also einiges los rund um die Rummelsburger Bucht. Dabei hat der Bau eines der umstrittensten Bauprojekte im Quartier noch gar nicht begonnen. Das Unternehmen Coral World, welches bereits Aquarien an anderen Standorten der Welt betreibt (u.a. in Mallorca, Australien und Israel), möchte zwischen Kynaststraße, Hauptstraße und Paul-und-Paula-Ufer einen weiteren Standort errichten.
Die Natur des Projekts, welches auch ein Hotel beinhalten soll, ist ganz klar touristischer Natur, was viele Anwohnerinnen und Anwohner äußerst kritisch sehen. Daher gibt es seit Jahren Diskussionen rund um und Proteste gegen das Projekt. Anwohnende und Umweltschutz-Verbände kritisieren vor allem den geplanten Standort innerhalb eines Wohngebiets und auch die möglicherweise negativen ökologischen Auswirkungen des Projekts.
Projekt wurde trotz Protesten im April 2019 beschlossen
Beschlossen wurde der Bau des Aquariums trotzdem, und zwar bereits im April 2019, als die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) des Bezirks Lichtenberg mehrheitlich für die Umsetzung des Bauvorhabens stimmte. Nun hat das für das Projekt zuständige Unternehmen Coral World Berlin (kurz “CWB”), bei der Lichtenberger Baugenehmigungsbehörde eine Befreiung vom Bebauungsplan beantragt.
Grund dafür ist, dass das Gebäude höher und seine räumliche Ausbreitung breiter werden soll. Die Geschossfläche soll um etwa sieben Prozent überschritten werden, das Gebäude soll nach Plänen von “CWB” also 1,50 Meter höher werden als ursprünglich geplant. Zudem sollen Gebäudeteile an bestimmten Stellen über die Baulinien hinausragen.
“Coral World” möchte eine Befreiung vom Bebauungsplan erreichen
Weil das Unternehmen außerhalb des Gebäudes zu viele technische Einrichtungen und Terrassen installieren will, kann es außerdem die Vorgaben zur Grünfestsetzung nicht einhalten. Grünfestsetzung bedeutet, dass die Eingriffe eines Baus in Natur und Landschaft vorrangig auf dem Baugrundstück selber ausgeglichen werden sollen.
Unabhängig von der jetzt beantragten Befreiung des Bebauungsplans hat sich “CWB” allerdings bereits im April 2017 dem Land Berlin gegenüber verpflichtet, eine öffentliche Grünanlage mit Spielplatz zu errichten und diese bis 2037 zu pflegen. Die Anlage soll auf Flächen des Landes Berlin entstehen und Teil des Wasserparks sein.
Bezirkspolitiker sehen das Vorgehen von “Coral World” unterschiedlich
SPD-Stadtrat Kevin Hönicke betonte, dass ein solcher Befreiungsantrag grundsätzlich nicht unüblich sei. Es komme laut Hönicke immer wieder vor, dass Befreiungen von Bebauungsplänen angefragt und auch erteilt werden. Es soll nun noch im Januar geprüft werden, ob den Grundzügen der Planung durch die angefragte Befreiung widersprochen wird und Interessen Dritter betroffen seien.
Sollte dies aus Sicht der Behörden nicht der Fall sein und die Abweichungen als nachvollziehbar bewertet werden, wird der Befreiung stattgegeben. Spätestens im Februar soll darüber entschieden werden. So wohlwollend wird der Vorgang aber nicht von allen Bezirkspolitikern gesehen.
Die Linke sieht den Vorgang kritisch
Antonio Leonhardt, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Linken in Lichtenberg lehnt die Befreiung der Investoren von Festsetzungen des Bebauungsplans ab. Er sagt: “Gerade weil die Linke Lichtenberg diese massive Bebauung der Rummelsburger Bucht kritisch sieht, waren uns präzise Festsetzungen zur maximalen Bauhöhe und zur Geschossflächenzahl wichtig. Neue Abweichungen durch die Hintertür höhlen die demokratischen Beschlüsse der Bezirksverordnetenversammlung aus.”
Eine Visualisierung des Projekts gibt es bislang übrigens nicht. Dies hängt vermutlich auch damit zusammen, dass die letztliche Ausgestaltung des Projekts noch nicht vollends geklärt ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies im Laufe der kommenden Wochen nun ändern wird.
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2. November 2024
Nach meinem Verständnis ist in der Karte das falsche Grundstück markiert. Das Aquarium soll an der unteren Kynaststrasse entstehen.