Auf die Menschen in Prenzlauer Berg kommt in den kommenden Jahren einiges zu. Fünf Jahre geplante Bauzeit, umfangreiche Verkehrseinschränkungen und Baukosten in Höhe von rund 34 Millionen Euro wird die geplante Brückenerneuerung in der Schönhauser Allee mit sich bringen. Zeitgleich sollen noch zwei weitere Brücken abgerissen und neu gebaut werden.
© Visualisierung: Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz
Text: Wolfgang Leffler
Wenn die Schönhauser-Allee-Brücke abgerissen und anschließend wieder neu gebaut werden wird, wird dies immense Auswirkungen auf den dort fließenden Verkehr haben.
Vom Berliner Senat vorgestellte Simulationen zeigen nun erstmals anschaulich, wie sich nach der geplanten Fertigstellung des Brückenneubaus im Jahr 2030 Kraftfahrzeuge, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger über den Ringbahngraben fortbewegen sollen.
Schönhauser Allee: Abriss der alten Brücke soll 2025 beginnen
Bevor es aber mit dem Neubau los gehen soll, muss das alte Brückenbauwerk spätestens im Jahr 2025 abgerissen werden. Aus Sicht des Planungsteams stellt dies eine technische Herausforderung größerer Dimension dar, denn die im Jahr 1886 errichtete Straßenbrücke befindet sich an einem der markantesten Verkehrs-Knotenpunkte in Prenzlauer Berg.
Das Planungsbüro steht vor der Herausforderung, sowohl den Abriss als auch den Neubau so zu gestalten, dass der komplette BVG-Verkehr mit U- und S-Bahn als auch der DB-Fernverkehr störungsfrei weiterlaufen kann.
Allerdings ist durch die geplanten Bauarbeiten mit erheblichen Einschränkungen beim Autoverkehr zwischen Pankow und der östlichen City rund um den Alexanderplatz zu rechnen.
Verkehrsplanung in Pankow: Alternative Verkehrswege müssen her
Ein wesentlicher Planungsbestandteil besteht in der Untersuchung alternativer Verkehrswege während der Bauphase, so die Aussage der Berliner Senatsverwaltung. Als Ergebnis der Untersuchung soll dieser Verkehrsknotenpunkt während der Bauphase so gering als möglich im Verkehrsfluss beeinträchtigt werden.
Auch die sehr hohe Wohn- und Geschäftsdichte im unmittelbaren Umfeld der Bautätigkeit gelte es vor zu großen Lärm- und Umweltbelastungen zu schützen. Eine Menge Aufgaben für die Projektverantwortlichen.
Auswirkungen auf die “Schönhauser Allee Arkaden”, Neuer Radweg mit 2,50 M Breite
Da das Einkaufszentrum „Schönhauser Allee Arkaden“ direkt an besagter Brücke liegt, befürchten die ortsansässigen Händler und Betreiber einschneidende negative Auswirkungen auf die hochfrequentierte Shopping Mall. In einem weiteren Simulationsbild wurden Impressionen zum Straßenverlauf nach Fertigstellung des Neubauprojekts im Jahr 2030 vorgestellt.
“Ein breiter Radweg auf der rechten Spur der Schönhauser Allee, konkret zwischen den U-Bahnhöfen Eberswalder Straße und Schönhauser Allee, so dass damit das Pankower Programm für eine fahrradfreundlichere Gestaltung des Bezirks weiter vorangetrieben wird.” So äußert sich die Verkehrsverwaltung zur geplanten Radwegführung, die den geplanten Ausbau der Radwege auf der Schönhauser bis zum Jahr 2030 abschließen soll.
Ausbau der Radwege auf der Schönhauser Allee startet im Frühjahr 2023
Bei der im Frühjahr 2023 anstehenden Neugestaltung der in Richtung Pankow führenden Schönhauser Allee mit einem 2,50 Meter breiten und geschützten Radweg wurde der nördliche Teil der Brückenneubaukonstruktion ausgesperrt, denn der Berliner Senat und das Bezirksamt Pankow wollen unnötige Mehrkosten vermeiden.
So muss der Ausbau der Radwege auf diesem Teilabschnitt weiter warten. Beim Neubau der Fahrradtrasse fallen zudem 150 Pkw-Parkplätze weg. Erst nach Fertigstellung der neuen Brückenkonstruktion werden die Radfahrer dann eine durchgehende und stabile Radwegverbindung vorfinden.
Ein weiteres Verkehrsprojekt ist der Neubau der Dunckerbrücke
Knapp 100 Meter weiter östlich der in die Jahre gekommenen Schönhauser-Allee-Brücke nehmen die Planungen für eine weitere Verkehrsverbindung Gestalt an, denn ab Februar 2023 soll die alte Dunckerbrücke einem Neubau weichen.
Damit wird das Pankower Neubauprogramm mit geplanten 20 Radwegen weiter forciert, was sich auch für den Radverkehr auf der Dunckerstraße feststellen lässt, denn bis zum Ende des jetzigen Jahrzehnts soll diese Passage über den Ringbahngraben zum neuen Radfernweg „Panke Trail“ zwischen dem Pankower Ortsteil Karow und der Mitte Berlins werden.
Neubau der Dunckerbrücke: Radverkehr soll künftig bevorzugt werden
Bei der ersten öffentlichen Vorstellung dieser Planungen erklärte Arne Huhn, Brücken-Sachverständiger der Senatsverkehrsverwaltung, dass die ursprünglich 1926 errichtete Dunckerbrücke nach deren Abriss zunächst in der gleichen Art wieder aufgebaut wird, trotzdem aber mit Regelungen zugunsten des Radverkehrs und somit zum Nachteil des Kraftwagenverkehrs konzipiert werden soll.
Für das anstehende Neubauprojekt ist vorgesehen, dass die neue Dunckerbrücke in zwei Phasen gebaut wird, da die Fußverbindung über den Ringbahngraben jederzeit passierbar sein muss. Die andere Hälfte der alten Brücke auf der Westseite bleibt also vorerst erhalten, während die Sanierungsarbeiten auf der Ostseite durchgeführt werden.
In Phase zwei läuft das Projekt dann in umgekehrter Richtung.
Auch ein Komplettabriss der Brücke mit dem Bau einer provisorischen Konstruktion sei angedacht gewesen, so Holger Klipstein als zuständiger Fachplaner. Diese Variante stellte sich jedoch als zu kompliziert und auch als zu teuer heraus.
Welche Konsequenzen während der Bauphase auf die Radfahrer zukommen, ist noch nicht vollständig absehbar. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass die Radfahrer aufgrund der schmalen Wegbreite der intakten Brückenhälfte absteigen müssen, was ein sprichwörtlich gangbarer Weg sein sollte.
Dunckerbrücke: Sperrung des Privaten Autoverkehrs für zwei Jahre
Unumstößlich ist jedenfalls, dass die Dunckerstraße für rund zwei Jahre für den kompletten privaten Autoverkehr gesperrt bleiben wird. Sobald der Neubau genehmigt ist, müssen sich die Autofahrer den neu geschaffenen Radwegen anpassen und deren „Hoheit“ akzeptieren.
Trotz der Forderung einiger Anwohnerinnen und Anwohner zur kompletten Verbannung des Autoverkehrs aus der Dunckerstraße wird es dazu vermutlich nicht kommen – zu wichtig ist die Verbindung, um die nahegelegene Schönhauser Allee zu entlasten.
Immerhin sind Paketzustellungen, Müllabfuhr und Rettungswege in diesem Areal des Prenzlauer Berg abzusichern, denn ohne entsprechende Fahrspuren können diese wichtigen Dienstleistungs-und Versorgungsaufgaben kaum erfüllt werden.
Aller guten Dinge sind drei: Brücken-Neubau an der Sonnenburger Straße
Neben dem Neubau der Brücke an der Schönhauser Allee sowie der Dunckerbrücke muss eine weitere Querung modernisiert werden. Als kleinster Teil der drei Bauvorhaben soll in Höhe der Sonnenburger und Schönfließer Straße für 3,5 Millionen Euro ein breiter Brücken-Korridor für Radfahrer und Fußgänger entstehen.
Ab Ende 2024 soll die sieben Meter breite Brücke Gestalt annehmen und damit auch die im Krieg zerstörte Querung wiederherstellen, die einst vom bekannten Architekten Alfred Grenander erbaut wurde.
Anwohner fürchten neue “Party-Brücke” in Prenzlauer Berg
Der neue Brücken-Korridor soll ästhetisch anspruchsvoll ausgeführt werden. Huhn sieht in der Schönfließer Brücke mehr als die bloße Verbindung über die Ringbahngleise. Aussichtsplattformen für Kinder oder Bahn-Fans, Bänke und Sitznischen sollen das Bauwerk von einem Transitort in einen Verweilort mit Qualität verwandeln.
Anwohner sehen in diesem Konzept mit Blick auf die Entwicklungen rund um die Admiralsbrücke jedoch große Gefahren. Die Brücke in Kreuzberg hat sich unlängst zu einem Sammelplatz für Partypublikum entwickelt, sodass Nachbarn über fortwährende Ruhestörung klagen.
Die drei in Prenzlauer Berg geplanten Brückenprojekte stellen die Verkehrs- und Stadtplaner vor große Herausforderungen. Nichtsdestotrotz sind die Baumaßnahmen notwendig. Die betroffenen Anwohner und Verkehrsteilnehmer werden in den kommenden Jahren dennoch gute Nerven brauchen.
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Quellen: Berliner Morgenpost, berlin.de, Wikipedia, Bezirksamt Pankow, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz
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