Nach einer mehrjährigen Verzögerung steht der neu entstandene Otto-Weidt-Platz in der nördlichen “Europacity” in Berlin-Moabit mittlerweile kurz vor der Fertigstellung. Kontaminierte Böden, Lieferengpässe und Abhängigkeiten zu benachbarten Bauprojekten haben zum zeitlichen Verzug des Projekts geführt.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Es hat sehr viel Vorlaufzeit benötigt, doch nun ist der Bau des Otto-Weidt-Platzes in der nördlichen “Europacity” im Berliner Ortsteil Moabit auf die Zielgrade eingebogen. Der öffentliche Platz entsteht auf einer Fläche von knapp 10.000 Quadratmetern, rund 17 Millionen Euro investiert das Land Berlin in das Projekt.
Mit dem neu entstehenden Stadtplatz entsteht eine der wenigen öffentlichen Grün- und Freiflächen im neuen Quartier nördlich des Hauptbahnhofs. Ursprünglich sollte der Platz bereits 2018 eröffnet werden, doch die Fertigstellung verzögerte sich.
Otto-Weidt-Platz: Fertigstellung mit mehreren Jahren Verspätung
Entstehen werden neben befestigten Gehwegen mehrere Grünflächen und Sitzmöglichkeiten. Zudem ist in der Platzmitte eine aufwendige Brunnenanlage vorgesehen, die derzeit baulich umgesetzt wird. Im Juni 2021 war bereits eine Teilabnahme und Freigabe für den nördlichen Teil des Platzes erfolgt.
Nun wird an der Fertigstellung des südlichen Platzteils gearbeitet. Die Bauarbeiten befinden sich mittlerweile in den letzten Zügen. Hierzu gehören auch eine Freitreppe zum Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal und eine Rampe zum Ende 2021 fertiggestellten Golda-Meir-Steg.
Austausch notwendig: Der Großteil des Bodens war kontaminiert
Die bisherigen Verzögerungen ergaben sich aus unterschiedlichen Gründen. Zunächst wurde gleich zu Beginn der Bauarbeiten festgestellt, dass ein Großteil des Bodens, der früher industriell genutzt wurde, kontaminiert war.
Somit musste das Erdreich erst einmal gereinigt werden. Daher wurde der Boden großflächig ausgehoben, abtransportiert und dann mit neuem antransportiertem Boden wieder aufgefüllt, was natürlich entsprechend zeitaufwendig war – und auch die Kosten des Projekts in die Höhe trieb.
Fertigstellung des Golda-Meir-Stegs verzögerte sich um mehrere Jahre
Zudem musste vor der Fertigstellung des Platzes die neue Brücke, der Golda-Meir-Steg, eröffnet werden. Dieser Bau wurde mangels Bietern insgesamt dreimal ausgeschrieben, bis sich endlich eine Firma für die Umsetzung gefunden hatte. So entstanden weitere Verzögerungen.
Auch die Fertigung und Lieferung des aus Granitblöcken gefertigten Brunnens verzögerte sich mehrfach. Hinzu kamen Lieferengpässe bei anderen Baumaterialien wie etwa Naturstein, was die Fertigstellung einer Freitreppe am Schifffahrtskanal beeinträchtigte.
Baukosten für den Otto-Weidt-Platz erhöhten sich um zehn Prozent
Die ursprünglich veranschlagten Kosten von 15 Millionen Euro haben sich durch die Verzögerungen, die Corona-Pandemie und die steigenden Zinsen und Baukosten um etwa zehn Prozent im Vergleich zur ursprünglichen Kalkulation erhöht.
Dass der Platz nun doch noch fertiggestellt wird, ist für das insgesamt sehr nüchterne Umfeld der “Europacity” und die dort wohnenden und arbeitenden Menschen also eine gute Nachricht.
Otto Weidt rettete mehreren Juden im Nationalsozialismus das Leben
Der Namensgeber für den Platz, Otto Max August Weidt (geboren 1883 in Rostock), war Besitzer einer Berliner Blindenwerkstatt. Als junger Mann engagierte sich Weidt in der anarchistischen Arbeiterbewegung.
Während der Zeit des Nationalsozialismus stellte sich Otto Weidt schützend vor seine jüdischen Mitarbeiter und rettete damit mehreren Juden das Leben. Postum wurde er im Jahr 1971 als “Gerechter unter den Völkern” geehrt.
Golda-Meir-Steg in der “Europacity”: 77 Meter lange Verbindungsbrücke
Auch die direkt auf den Otto-Weidt-Platz zulaufende Brücke Golda-Meir-Steg wurde am Ende viel teurer als zuvor geplant. Die Kostensteigerung resultiert nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung aus der anspruchsvollen Bauweise der Brücke.
So wurden die an orientalische Ornamentik erinnernden Stahlbleche an den Brückenseiten hochpräzise per Lasertechnik hergestellt. Sie haben, ebenso wie Handlauf und Pfosten, jeweils eine statische Funktion. Zudem kämpften die Ingenieure mit dem schwierigen Baugrund am Ufer, was die Gründung der pfeilerlosen Brücke kompliziert machte.
Fast 77 Meter lang und vier Meter breit ist die Brücke nun geworden, die eine Querung des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals zu Fuß oder mit dem Fahrrad ermöglicht. Sie verbindet den Stadtplatz in der “Europacity” mit der Kieler Straße am anderen Ufer. Zudem verkürzt sie den Weg für die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers in die östlichen Quartiere von Mitte.
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Quellen: Architektur Urbanistik Berlin, Bezirksamt Mitte, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, return42 (Jan Wedel)
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2. November 2024