Ist das der Durchbruch im Ringen um ein neues Hertha-Stadion auf dem Gelände des Berliner Olympiaparks? Sportsenatorin Iris Spranger brachte am Donnerstag einen weiteren Standort ins Spiel. Dieser befindet sich, wie vom Verein gewünscht, im Olympiapark, ist allerdings an mehrere Bedingungen geknüpft.

Die Vision von Hertha BSC: Ein Stadion-Neubau an der Rominter Allee. Nach den Vorstellungen des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf und des Berliner Senats wird es einen Stadion-Neubau an dieser Stelle nicht geben. / © Visualisierung: HH Vision & Hertha BSC

© Visualisierung Titelbild: Lukas Mering (exemplarisch)

 

Noch im Januar hatten wir über die schwierige Umsetzung von Stadionprojekten in Berlin berichtet, von denen es derzeit insgesamt drei gibt: Die Diskussion um einen Stadion-Neubau im Jahnsportpark im Prenzlauer Berg, ein mögliches, neues Stadion für Hertha BSC und die Erweiterung der Alten Försterei, des Stadions des 1. FC Union.

Nachdem die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Prenzlauer Berg nach jahrelanger Diskussion nun einen Abriss des alten Stadions und einen Neubau an gleicher Stelle forciert, kommt auch in die Stadion-Debatte von Hertha BSC wieder Bewegung.

Der von Hertha BSC favorisierte Standort Rominter Allee wird es nicht werden

Zum Hintergrund: Der Fußball-Bundesligist Hertha BSC möchte ein neues, privat finanziertes, reines Fußballstadion errichten, und dies am liebsten auf dem Gelände des Olympiaparks im Berliner Westend. Das Grundstück, welches sich der Verein dafür ausgesucht hat, liegt an der Rominter Allee.

Für einen Stadionbau an dieser Stelle müssten jedoch mehrere Mietwohnungen abgerissen werden, was sowohl die betroffene  Wohnungsgenossenschaft als auch der zuständige Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ablehnen.

Obwohl selbst Bürgermeisterin Franziska Giffey kürzlich noch betonte, dass sie das Konzept von Hertha BSC schlüssig finde, lässt sich das Projekt an diesem Standort aller Voraussicht nach nicht umsetzen. Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger, die dem Projekt nach eigener Aussage aber positiv gegenübersteht, hat nun einen Alternativvorschlag unterbreitet.

Sportsenatorin Iris Spranger schlägt einen Standort nördlich des Maifelds vor

Sie sagte am gestrigen Donnerstag im Interview mit dem RBB: “Wir haben am Rande des Maifelds noch sehr viel Freifläche, wo man ein kleineres Stadion hinsetzen könnte“. Konkret meint die SPD-Politikerin damit ein Areal an der Friedrich-Friesen-Allee, welches nördlich des Maifelds liegt (Visualisierung: siehe unten).

Das Gelände ist auch unter dem Namen “Lindeneck” bekannt. Der Verein Hertha BSC reagierte im ersten Schritt positiv auf die Äußerungen der Senatorin und ließ verlauten: “Wir freuen uns sehr über das positive Signal von Frau Senatorin Spranger und halten den Vorschlag für eine sinnvolle Lösung, denn er vereint die vielen Vorteile, die der Olympiapark vor allem hinsichtlich der infrastrukturellen Anbindung bietet.

Hertha BSC möchte den Vorschlag nun eingehend prüfen

Der Verein möchte die Realisierbarkeit nun schnell und eingehend prüfen und betonte, dass man sich auf die weiteren Gespräche mit dem Senat und allen Projektbeteiligten freue. Der Standort wäre laut Iris Spranger jedoch an Bedingungen geknüpft.

Spranger sagte, dass sie erwarte, dass Hertha BSC einer Verlängerung der Spielzeit in seiner jetzigen Heimspielstätte, dem landeseigenen Olympiastadion, bis zum Jahr 2030 zustimmt. Ursprünglich wollte der Verein sein neues Stadion bereits 2025 beziehen, jedoch ist der Zeitplan aufgrund der schwierigen Diskussionen um das Projekt längst hinfällig.

Das Stadion würde etwas kleiner werden als von Hertha BSC ursprünglich geplant

Der Berliner Senat möchte die Zeit nutzen, um ein zukunftsträchtiges Nutzungskonzept für das Olympiastadion und den gesamten Olympiapark zu entwickeln. Da der vorgeschlagene Standort nördlich des Maifelds etwas weniger Platz als das von Hertha BSC favorisierte Areal an der Rominter Allee bietet, müsste der Stadionbau etwas kleiner als ursprünglich geplant werden.

Nach Angaben der Initiative Blauweißes Stadion, die das Projekt seit Jahren begleitet und mit der Politik im engen Austausch steht, würde das Fassungsvermögen der zukünftigen Arena bei rund 45.000 Plätzen liegen. Das wäre etwas weniger, als Hertha BSC ursprünglich geplant hätte.

Initiative “Blauweißes Stadion” äußert sich positiv

Allerdings würden bei einer Realisierung an dieser Stelle nach Angaben der Initiative deutlich mehr Stehplätze geschaffen werden als ursprünglich geplant. Die Initiative äußert sich zum nun vorgeschlagenen Standort wie folgt: “Wir sind sehr glücklich darüber, dass endlich ein Ort gefunden werden konnte – jenseits der bereits thematisierten und unterschiedlich komplizierten Planungsorte Rominter Allee und Maifeld.

Die Initiative betont, dass dieser Standort planungsrechtlich bereits als Sportfläche festgelegt ist. Direkt angrenzend befindet sich das Amateurstadion, welches vom U23-Team des Vereins Hertha BSC genutzt wird.

Erstmals scheint ein Konsens in diesem Projekt möglich

Die Initiative betont in ihrem Statement die Chance, die sich durch das Angebot des Berliner Senats bietet: “Wir wissen, es ist noch ein langer Weg bis zum endgültigen Planungsrecht und zur Baugenehmigung. Wir wissen aber auch, dass dieser Vorschlag der Berliner Landespolitik eine einmalige Chance ist, in Berlin überhaupt ein eigenes Stadion zu errichten. Zu groß ist die Flächenkonkurrenz in unserer Stadt, zu schlecht ist die ÖPNV-Anbindung der anderen diskutierten Standorte.

Für Hertha BSC würde es bedeuten, dass der Verein noch weitere acht Jahre im Olympiastadion spielen müsste. Dennoch bietet sich durch den Vorschlag von Iris Spranger zum ersten Mal überhaupt, seit die Geschäftsführung von Hertha BSC das Projekt Stadion-Neubau im Frühjahr 2017 öffentlich kommuniziert hatte, die Möglichkeit, das Vorhaben auch tatsächlich umzusetzen. Der Ball liegt nun beim Verein.

 

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