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Im Interview: Thomas Härtel zur Zukunft des Olympiaparks

Die Weiterentwicklung des Olympiaparks im Berliner Westend wird seit Jahren intensiv diskutiert. Wir sprachen mit Thomas Härtel, dem Präsidenten des Landessportbundes Berlin, dazu.

Herzstück des historischen Olympiaparks im Berliner Westend: Das Olympiastadion

 

Die Entwicklung der landeseigenen Sportstätten ist ein häufig diskutiertes Thema in Berlin. Auch auf ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN haben wir schon häufig über das Thema berichtet. Sei es die schwierige Entwicklung des Friedrich-Ludwig-Jahnsportparks im Prenzlauer Berg, gescheiterte Großprojekte wie die geplante, aber nie realisierte “Olympiahalle” in Mitte oder eben die Zukunft des historischen Olympiaparks in Berlin-Charlottenburg.

Im Juni hatten wir über eine Veranstaltung des Landessportbundes Berlin berichtet, welche den heutigen Status Quo des Geländes und die zukünftige Nutzung des historischen Olympiaparks im Nordwesten des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf zum Thema hatte.

Dieses und weitere Themen sollen nun im Rahmen eines Expertenforums im Oktober 2021 weiterführend behandelt werden. An der geplanten Konferenz sollen alle beteiligten Institutionen und Nutzer des Olympiapark-Areals teilnehmen.

Wir konnten mit Thomas Härtel, Präsident des Berliner Landessportbundes, zu diesem Thema etwas ausführlicher sprechen.

ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN: Sehr geehrter Herr Härtel, vielen Dank dass Sie uns Ihre Zeit für ein kurzes Interview widmen. Zu Beginn würde ich gern wissen, was der Auslöser bzw. die Beweggründe dafür waren, den am 8. Juni durchgeführten, öffentlichen Workshop “Das Olympiagelände Berlin – Erbe, Nutzung, Vermittlung” durchzuführen. Dieser war ja vom Landessportbund Berlin initiiert worden.

Thomas Härtel: Der LSB beobachtet, dass Belange des Denkmalschutzes den Interessen des organsierten Sports manchmal im Weg stehen. Das liegt auch daran, dass beide Seiten in der Vergangenheit viel zu wenig miteinander geredet haben. Die Veranstaltung sollte anhand des konkreten Beispiels des Olympiaparks eine Brücke schlagen zwischen beiden Seiten und nach Lösungen suchen, die den historischen, kulturellen und ästhetischen Wert eines Standorts mit seiner sportfachlichen Bedeutung in Einklang bringen. Dafür war es ein guter und wichtiger erster Schritt.

Das Thema „Zukunft des Olympiaparks Berlin“ soll nun im Rahmen einer Fachkonferenz im Oktober 2021 fortgeführt werden. Welche Ziele verfolgen Sie als Vertreter des Landessportbundes dort? Was soll das Ergebnis dieser Konferenz sein?

Wir haben viel über die Vergangenheit gesprochen bei der Auftaktveranstaltung, das war für die Einordnung sehr wichtig. Bei der Fachkonferenz im Herbst wollen wir nun darauf aufbauend den Blick nach vorne richten und endlich konkret werden. Natürlich erwarte ich nicht, dass am Ende feststeht, welcher Akteur im Olympiapark welche Fläche bespielt, zu welchen Konditionen. Aber eine genauere Vorstellung davon, wie wir z.B. den Sportverbänden eine bessere Infrastruktur bieten können, damit diese ihrer Aufgabe als Dienstleister gegenüber den Vereinen besser gerecht werden können, müssen wir da schon bekommen können.

“Wir wünschen uns einen modernen, offenen, inklusiven Ort des Sports in Berlin, der Anlaufstelle für alle Menschen ist, die im Sport unterwegs sind oder es gern sein möchten.”

Welche Anforderungen an ein zukünftiges Nutzungskonzept formulieren Sie als Landessportbund? Was soll der Olympiapark aus Ihrer Sicht zukünftig sein?

Wir wünschen uns einen modernen, offenen, inklusiven Ort des Sports in Berlin, der Anlaufstelle für alle Menschen ist, die im Sport unterwegs sind oder es gern sein möchten. Gleichzeitig soll er zu Bewegung und Wohlbefinden animieren, das ganze vor einer historisch einmaligen Kulisse, die klug und nachhaltig genutzt wird. Ich muss aber auch betonen, dass der Olympiapark nicht gesondert gesehen werden darf, sondern im Kontext einer gesamtstädtischen Sportentwicklungsplanung. Ebenso wie es ein Konzept für den Olympiapark braucht, braucht es auch eines für ganz Berlin und seine zentralen Sportorte, zu denen neben dem Olympiapark das Sportforum Hohenschönhausen, der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, das Tempelhofer Feld und der ehemalige Flughafen Tegel gehören. Mir fehlt auch vom Senat dieser Blick für das große Ganze.

“Ein Hertha-Stadion im Ensemble des Olympiaparks hat durchaus einen sportlichen Reiz auch in Hinblick auf mögliche olympische und paralympische Spiele, auch wenn es große Hürden gibt.”

Wenn über den Olympiapark debattiert wird, sind zwei Themen in den letzten Jahren immer wieder omnipräsent: Eine mögliche Bewerbung Berlins für die Olympischen Sommerspiele im Jahre 2036 und die Pläne von Hertha BSC, auf dem Gelände ein eigenes, reines Fußballstadion zu errichten. Wie bewerten Sie diese beiden Themen?

Zunächst: Es wäre nicht nur eine Bewerbung für Olympische, sondern auch für Paralympische Spiele. Das ist wichtig, weil wir mit den Special Olympic World Games 2023 in Berlin schon zeigen können, wie weit die Stadt beim Thema Inklusion ist. Da spielt auch der Olympiapark eine große Rolle. Ein Hertha-Stadion im Ensemble des Olympiaparks hat durchaus einen sportlichen Reiz auch in Hinblick auf mögliche olympische und paralympische Spiele, auch wenn es große Hürden gibt. Die Frage hinter beiden Projekten ist aber im Grunde goldrichtig: Was kann der Olympiapark, welche Nutzung ist richtig, auch um den Ort und seine auch nationale Bedeutung zu würdigen? Da gibt es keine Denkverbote.

Oliver Schruoffeneger, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, gab das Ziel aus, in vier Jahren ein tragfähiges Nutzungskonzept haben zu wollen. Im ersten Moment klingt das erstaunlich lang. Welchen Zeithorizont halten Sie für realistisch oder auch wünschenswert?

Es ist schon so oft darüber gesprochen worden und es liegen ja auch schon Pläne vor. Ich glaube, man kann die zeitliche Frist halbieren.

Sehr geehrtergeehrter Herr Härtel, wir danken Ihnen für Ihre Zeit!

Weitere Interviews und alle unsere Podcast-Folgen gibt es auf unserer “interview”-Seite.
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