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Konferenz im Oktober: Zukunft des Olympiaparks wird diskutiert

In der vergangenen Woche berichteten wir auf unserer Bezirksseite Charlottenburg-Wilmersdorf über eine Veranstaltung des Landessportbundes Berlin, welche den heutigen Status Quo und die zukünftige Nutzung des historischen Olympiaparks im Nordwesten des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf zum Thema hatte.

Im Rahmen dieses öffentlichen, rund achtstündigen Workshop-Formats wurde über die schwierige Geschichte des Ortes, ein passender Umgang damit, seinen heutigen Zustand und ein mögliches, tragbares Nutzungskonzept für die kommenden Jahre und Jahrzehnte diskutiert.

Gesucht: Ein Tragfähiges Nutzungskonzept für den Olympiapark

Auch über das Vorhaben des Berliner Bundesligisten Hertha BSC wurde gesprochen. Der Verein plant die Errichtung eines reinen Fußballstadions auf dem Gelände des Olympiaparks. Die mittlerweile fünf Jahre andauernde Debatte darüber ist bislang ergebnislos geblieben.

Dieses und weitere Themen sollen nun im Rahmen eines Expertenforums im Oktober dieses Jahres weiterführend behandelt werden. An der geplanten Konferenz sollen alle beteiligten Institutionen und Nutzer teilnehmen, also Vertreter*innen der landeseigenen Olympiastadion GmbH sowie aus dem Berliner Senat, aber auch Historiker, Denkmalschützer und der Landessportbund Berlin. Auf dessen Initiative hin wird der Workshop im Oktober derzeit geplant.

Expertenkonferenz im Oktober geplant

Neben der am 8. Juni durchgeführten Veranstaltung ist eine weitere Grundlage für die im Oktober geplante Konferenz eine Studie des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ), in der ein kritischer Umgang mit den Relikten der NS-Zeit gefordert wird, die sich auf dem Gelände des Olympiaparks befinden. Dies betrifft unter anderem die Namensgebung für Straßen und Gebäude, aber auch die auf dem Areal verteilten Skulpturen und Statuen.

Für die in Berlin stattfindenden Olympischen Spiele 1936 wurde das “Reichssportfeld” genannte Gelände im Stadtteil Westend in seiner heutigen Form neu geschaffen. Dabei wurde das an dieser Stelle bestehende “Deutsche Stadion” weitgehend abgerissen und durch das Olympiastadion ersetzt, während das bereits Ende der 20er Jahre angelegte Sportforum durch weitere Bauten ergänzt wurde.

Das “Reichssportfeld” entstand bis 1936 nach Plänen von Werner March

Architekt des Geländes war Werner March. Dieser folgte bei den Planungen für das Gelände eng den planungspolitischen Vorgaben der Nationalsozialisten und Adolf Hitlers. So erhielt das Gelände seinen noch heute in weiten Teilen erhaltenen, ideologisch dominierten Charakter.

Zum Reichssportfeld gehörten neben dem Olympiastadion das Deutsche Sportforum, das Olympia-Schwimmstadion, die Waldbühne, das Maifeld, der Glockenturm mit Langemarckhalle, das Hockeystadion, das Reiterstadion sowie die Stadionterrassen.

Professor Dr. Magnus Brechtken, Leiter des IfZ, äußert sich wie folgt zur Studie: „All diese Bauten aus dem Dritten Reich sind der Versuch, Rassenideologie in Stein zu formen.“ Brechtkens Ziel ist es, eine neue, sachlich geführte Diskussion darüber zu beginnen, was aus heutiger Sicht erhaltenswert ist oder welche Dinge möglicherweise verändert werden sollten.

Öffnung des Areals für die Öffentlichkeit und mögliche Olympia-Bewerbung 2036

Auch die umfassende Öffnung Des Areals für die Bevölkerung soll ein Thema der Veranstaltung im Oktober werden. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Thema, welches sich seit über einem Jahr konstant in den Medien hält und immer wieder aufflammt: Eine mögliche Bewerbung Berlins für die Olympischen Sommerspiele des Jahres 2036.

Vor allem vor diesem Hintergrund fordert Thomas Härtel, Präsident des Landessportbundes Berlin, dass es auf dem Gelände Veränderungen gibt, um den Eindruck zu vermeiden, eine solche Bewerbung könnte als Jubiläumsfeier der von den Nationalsozialisten als Propagandaspektakel missbrauchten Spiele 1936 angesehen werden.

Der Landessportbund fordert Veränderungen auf dem Gelände

Härtel sagt auch, dass er den Wunsch von Hertha BSC nach einem neuen, reinen Fußballstadion auf dem Gelände durchaus nachvollziehen könne und dass auch darüber intensiv diskutiert werden sollte.

Oliver Schruoffeneger, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, begrüßt die Initiative ausdrücklich: “Es ist gut, dass die Diskussion beginnt. Ich freue mich, wenn wir in rund vier Jahren ein Konzept für die vielfältige Nutzung als Sport- und Freizeitgelände sowie als historischen Gedenk- und Bildungsort haben.

Ein neues Stadion für Hertha BSC auf dem Gelände bleibt ein Thema

Es kommt also Bewegung in das Thema Olympiapark. Klar ist dabei von vornherein, dass die Zukunft des Geländes und ein passender Umgang mit seiner historischen Vorbelastung sicher zu den komplexesten Themen gehört, die die Historiker*innen und Stadtplaner*innen der Hauptstadt zu diskutieren haben. Es ist gleichzeitig aber auch eines der spannendsten Themen der ambitionierten Sportstadt Berlin.

Denn das einzigartige Gelände im Westen Berlins ist, auch im internationalen Vergleich, ein Sportareal mit außergewöhnlich großem Potenzial. Ob es gelingt, dieses Potenzial zu nutzen und ein tragfähiges Nutzungskonzept auf die Beine zu stellen und die vielfältigen Ansprüche, die an das Gelände gestellt werden, umzusetzen, bleibt abzuwarten. Wichtig ist indes nur, dass ein politischer Wille zur Veränderung des Status Quo erkennbar wird.

Mehr Projekte im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf findet Ihr hier.
Auch im Prenzlauer Berg wird über die Zukunft der Sportstätten im Jahnsportpark diskutiert.

Herzstück des Olympiaparks Berlin: Das von 2000 bis 2004 modernisierte Olympiastadion

Wie sieht der richtige Umgang mit dem Erbe der NS-Architektur aus? Bild der historischen Feuerschale der Olympischen Sommerspiele des Jahres 1936. Sie steht noch heute in der denkmalgeschützten Arena.

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1 Kommentar

  1. Christian Paschen Juni 16, 2021

    es wird wieder einmal übersehen, daß die Planungen für das Olympiastadion und den Olympiapark deutlich vor 1933 begannen, verknüpft waren mit den Siedlungsgesellschaften und dem U-Bahn-Bau, und daß die Nationalsozialisten vieles in ihrem Sinne anpassten. Ich halte nichts von selektiver Beseitigung einer auch negativ geprägten Geschichte, jedenfalls nicht, um einem drittklassig spielende Fußballverein auch noch ein neues Stadion in ein umgebendes Wohngebiet zu setzen. Das Thema sollte man vertagen, bis der Verein dreimal in Folge die deutsche Meisterschaft geholt hat.

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