Bei der Suche nach Potenzialflächen für den Bau neuer Wohnungen in Berlin-Pankow hat der Bezirk ein Areal am historischen Betriebsbahnhof Niederschönhausen ins Auge gefasst. Für den Bau der Wohnungen würden vor allem brach liegende Friedhofsflächen bebaut werden.
© Fotos Titelbild: A. Savins / Wikimedia Commons
Text: Björn Leffler
In Berlin-Pankow werden händeringend Flächen für den Bau der dringend benötigten Wohnungen gesucht. Erst kürzlich haben wir über den geplanten Bau von rund 4.000 Wohnungen im Pankower Ortsteil Französisch-Buchholz berichtet.
Ein weiteres Wohnungsbauvorhaben könnte in den kommenden Jahren in Pankow-Niederschönhausen entstehen, in direkter Nachbarschaft zum historischen Straßenbahndepot. Nordöstlich des Straßenbahnbetriebshofs an der Dietzgenstraße liegt nach Ansicht des Bezirks ein geeignetes Areal für den Bau neuer Wohnungen.
Pankow: Neue Wohnungen könnten am historischen Lokdepot entstehen
Für Flächen am Rande der so genannten Nordend-Friedhöfe, zu beiden Seiten der Bundesstraße 96, lässt das Pankower Bezirksamt mit Hilfe mehrerer Planungsbüros derzeit den Bau eines neuen Wohnquartiers untersuchen.
Sollte dort ein Wohnquartier entwickelt werden – mehrere hundert neue Wohnungen könnten entstehen – wäre auch eine Verlängerung der Tramlinie M1 angedacht. Noch befinden sich diese Planspiele aber lediglich im Stadion der „Vorklärung“.
Wohnungsbau in Pankow: Randbebauung an der Bundesstraße 96 geplant
Denkbar ist laut Bezirk eine Randbebauung an der Straßenseite. Die dahinterliegenden Grünflächen sollten erhalten bleiben, um von den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern genutzt werden zu können. Denn ein großer Teil der Bestattungsflächen liegt mittlerweile brach und ist zum Teil völlig verwildert. So bietet sich die Chance, auf diesem Gelände eine neue Parklandschaft zu schaffen.
Um das neue Quartier an den öffentlichen Nahverkehr anzuschließen, müsste die Tramlinie M1 bis zur Kreuzung Rosenthaler Weg verlängert werden. Bislang endet die Linie hier am Tramdepot Niederschönhausen.
Das Tramdepot Niederschönhausen steht unter Denkmalschutz
Das 1901 errichtete Depot liegt seit mehreren Jahren brach, denn die filigranen aber denkmalgeschützten Toreinfahrten sind zu schmal für die modernen Trams, die von der BVG mittlerweile eingesetzt werden. Wie eine künftige Nutzung unter Wahrung der Denkmalschutzauflagen aussehen kann, ist derzeit unklar.
Seit mehreren Jahren laufen die Gespräche zwischen BVG und Landesdenkmalamt – bislang ohne zielführende Ergebnisse. Der Bezirk würde das Tramdepot eigentlich gern in das geplante Wohnungsbauprojekt integrieren, hat aufgrund der Eigentums- und Denkmalverhältnisse aber wenig Spielraum.
Wohnungen auf Friedhofsflächen – Pilotprojekt in Weißensee
So konzentrieren sich die Stadtplaner vorerst auf die Umnutzung der brach liegenden Friedhofsflächen. Je nach Geschossanzahl der neu entstehenden Wohnungen wird von einem Potenzial zwischen 200 und 400 Wohnungen ausgegangen.
Ein ähnlich gelagertes Projekt wird in Pankow bereits im Ortsteil Weißensee umgesetzt. An der Gustav-Adolf-Straße sollen Flächen des “Georgen-Parochial-Friedhofs III” für eine Wohnbebauung nutzbar gemacht werden, um insgesamt 620 Wohnungen zu errichten.
Friedhofsflächen werden auch in Neukölln und Mariendorf bebaut
Auch im Süden Berlins, in Mariendorf, sollen Friedhofsflächen umgewidmet werden. Auf einem Areal an der Eisenacher Straße soll ein inklusiver Campus mit 190 neuen Wohnungen entstehen. Auch eine Kita und verschiedene Institutionen zur Jugendberufshilfe und Eingliederungshilfe sind auf dem künftigen “Campus Schätzelberg” geplant.
Deutlich weiter ist man bereits an der Neuköllner Hermannstraße. Hier werden bereits mehrere Bauprojekte auf einstigen Friedhofsflächen umgesetzt. Eines der geplanten Projekte ist der Neubau eines Schulungszentrums für den Bundesverband deutscher Gartenfreunde. Auch ein Zentrum für gemeinnützigen Journalismus und weitere gewerbliche Projekte werden in Neukölln realisiert.
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Quellen: Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin
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4. November 2024
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Danke für die interessante Information “Pankow plant Wohnungsneubau am alten Straßenbahndepot”. Mit dem Straßenbahndepot beschäftigen wir vom Berliner Zentrum Industriekultur uns auch seit einiger Zeit. Dazu ein wichtiger Hinweis:
Dass “die filigranen aber denkmalgeschützten Toreinfahrten zu schmal sind für die modernen Trams, die von der BVG mittlerweile eingesetzt werden” stimmt NICHT. Die Trams passen durch. Aber weil die “Betriebsordnung Straßenbahn / U-Bahn” vorschreibt, dass zur Gefahrenabwehr für Dienst-Personal und sonstige Personen während des Einfahrens des Zuges ein seitlicher Sicherheitsabstand von 0,5 m zum Tor verbleiben muss. Eine Veränderung dieser Vorschrift etwa durch anderweitige Sicherheitsvorkehrungen gegen Personenschäden während der Einfahrt der Bahnen würde ausreichen, um die historische Denkmalfassade weiter zu nutzen!
Ich verweise auch auf den Eintrag in der ROTEN LISTE GEFÄHRDETER KULTURDENKMALE: https://kulturerbenetz.berlin/rote-liste-objekt/?id=32 des KulturerbeNetz.Berlin. Hier gibt es auch zu fast hundert weiteren Standorten interessante Informationen. Es ist eine offene, zivilgesellschaftlich organisierte Plattform, zu auch jeder Interessierte beitragen kann.