Das neu gestaltete “Tegel Center” in der Reinickendorfer Fußgängerzone Gorkistraße ist in den vergangenen Jahren für rund 250 Millionen Euro aufwendig umgebaut worden. Das im Oktober 2022 eröffnete Quartier wirkt heute jedoch wenig belebt. Viele der neu entstandenen Gebäude stehen in weiten Teilen leer.
Text und Fotos: Björn Leffler
Es waren ambitionierte Pläne, die Investor Harald Huth und der damalige Vorstandsvorsitzende der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, Stephan Fanderl, im Mai 2018 bekanntgaben. Im Norden Berlins, im Reinickendorfer Ortsteil Tegel, sollte ein neues und attraktives Einkaufserlebnis entstehen.
Die in die Jahre gekommene Fußgängerzone Gorkistraße sollte durch mehrere Um- und Neubauten deutlich attraktiver und somit auch neu belebt werden. Immerhin musste sich die Einkaufsmeile gegen das nur wenige hundert Meter entfernt liegende Einkaufszentrum “Hallen am Borsigturm” zur Wehr setzen.
“Tegel Center”: 50.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sollten entstehen
50.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sollten auf dem Areal entstehen, welches von der Berliner Straße im Westen, der Bernstorffstraße im Norden, der Buddestraße im Osten und der Grußdorfstraße im Süden begrenzt werden wird. Architekt des Vorhabens war der Schweizer Max Dudler.
Die Fußgängerzone Gorkistraße wurde 1978 eröffnet und bildet seitdem eine 250 Meter lange, autofreie Einkaufszone in Berlin-Tegel. Das Quartier wurde nach dem russischen Schriftsteller Maxim Gorki benannt. Seit der Jahrtausendwende jedoch war das Areal deutlich in die Jahre gekommen und bedurfte einer Revitalisierung.
250 Mio. Euro wurden in die Revitalisierung der Gorkistraße in Tegel investiert
Die hat Harald Huths HGHI Holding GmbH in den vergangenen fünf Jahren schließlich vorgenommen und dabei rund 250 Millionen Euro in das aufwendige Umbauprojekt investiert. Dabei wurden einige Bestandsbauten abgerissen und neu gebaut, andere wurden in das neue Ensemble teilweise integriert.
Auf beiden Seiten der Fußgängerzone sind neue Gebäude entstanden. Die einstige Markthalle ist in anderer, veränderter Form zurückgekehrt – aber an einem anderen Standort als zuvor. Der grundsätzliche Charakter der Gorkistraße ist, trotz der modernen Architektur, die entstanden ist, grundsätzlich gleich geblieben.
Felix Schönebeck (CDU): “Die Straße ist im Jahr 2016 steckengeblieben”
Dieser Umstand war und ist für viele Anwohner und Besucher jedoch auch Grund für Kritik. Zur offiziellen Eröffnung des Areals im Oktober 2022 äußerte sich auch der Bezirksverordnete Felix Schönebeck (CDU) gegenüber der Berliner Woche skeptisch zum Projekt: “Zu wenig grün, kaum Mülleimer, keine Verweilmöglichkeiten, geringe Aufenthaltsqualität,” urteilte er.
Und weiter: “Die Gebäude wurden komplett erneuert, die Straße selbst ist aber im Jahr 2016 stehen geblieben.” In dieser Zeit wurde der Neubau der Fußgängerzone tatsächlich geplant. Wer die Gorkistraße heute besucht, findet tatsächlich wenig Sitzgelegenheiten. Auch die Begrünung des Areals lässt zu Wünschen übrig. Die Fußgängerzone ist im Grunde vollständig versiegelt.
“Tegel Center” in der Gorkistraße: Viel Leerstand in neuen Gebäuden
Dafür findet man allerdings etwas anderes: eine ganze Menge Leerstand. Aus den Fassaden der neu gebauten Gebäude hängen seit ihrer Fertigstellung viele Kabel, die darauf warten, mit einer Leuchtreklame verbunden zu werden.
Doch die neuen Gebäude stehen zu großen Teilen leer, sowohl links als auch rechts der Fußgängerzone. Zwar hat Galeria Kaufhof wie angekündigt im “Tegel Center” seinen ersten Neubau seit 30 Jahren mit einer Fläche von knapp 9.000 Quadratmetern bezogen, es ist jedoch einer der wenigen Ankermieter im neuen Quartier geblieben.
Herausforderungen: Strukturwandel im handel, Corona-Pandemie, Karstadt-Krise
Denn seit der Planung für das Areal ist viel passiert. Neben dem grundsätzlichen Strukturwandel im Einzelhandel kamen die Corona-Pandemie und die bundesweite Schließung zahlreicher Galeria Karstadt Kaufhof Filialen hinzu.
Dies ist in der umgebauten Gorkistraße deutlich zu sehen. Die Fußgängerzone wirkt heute deutlich aufgeräumter und moderner als vor ihrem Umbau, aber wirkliches Leben will dort bislang noch nicht einkehren. Auch hier sollten sich also, wie an vielen anderen Standorten Berlins, die Betreiber über alternative Nutzungsmöglichkeiten Gedanken machen.
Ein zusätzlicher Außenbereich für die neu entstandene Markthalle, wie sie Felix Schönebeck bereits gefordert hat, kann dabei durchaus helfen. Aber auch andere Nutzungskonzepte, die nicht ausschließlich auf den kriselnden Einzelhandel abzielen, sollten überdacht werden. Gute Ideen sind also gefragt.
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Quellen: Der Tagesspiegel, Berliner Woche, Architektur Urbanistik Berlin, archdaily, Immobilienzeitung, Wikipedia
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2. November 2024
Hallo, bin sehr froh über die Gesamtinvestition und Erneuerung und ganz besonders über den Einzug von Galeria Kaufhof in die Zone. Habe ein gutes Kaufhaus in Tegel wie viele Nachbarn sehr vermisst.
Und ja, der kahle Ausbau der Strasse und die fehlenden Bänke sind grosse Negativpunkte. Wird wohl sehr heiß im Sommer. All das wird die Menschen nicht in die Läden zwingen, sonden evtl gänzlich vom Bummeln abhalten. Fußgängerzone muss auch Lebenszone sein wie im Kiez, Einkauf ist nicht nur rennen in den Laden und kaufen. Einkauf ist oft auch ein Event. Das Zentrum hat schließlich einen großen Pluspunkt nämlich die Verkehrsanbindung ist optimal. Man kann sich prima treffen. Ich wohne übrigens in Heiligensee und nutze in Tegel auch die medizinischen Angebote, die wirklich prima sind.
Viel Kritik habe ich und viele Nachbarn auch betreffend die Markthalle, die weniger Gastronomieangebot hat und wenig Obst und Gemüsestände, hier hätte man mehr regionales erwartet.
Wir vermissen auch unser Möbelgeschäft und den Baumarkt.
Man muss nicht immer mit den gleichen öden Ladenketten arbeiten sondern ein breites Angebot bieten.
Aber vielleicht sind ja auch die Mieten mal wieder für viele mögliche Ladengeschäft zu hoch.
Hoffe man arbeitet noch an diesen Punkten und danke für den Artikel und die Kommentarmöglichkeit.
Hallo,
Ich habe die neue Gorkistraße mitsamt der geänderten Gebäudekonzipierung vor kurzem persönlich in Augenschein nehmen können.
Fazit: Eine einzige Enttäuschung!
Den positivsten Eindruck hinterlassen da in erster Linie die verbliebenen Altgebäude (Wohnhäuser). Dem neuen Areal fehlt es ansonsten komplett an Charisma. Es wirkt kalt und total ungemütlich!
Da möchte ich auch bei wärmeren Temperaturen nicht verweilen.
Kein Grün. Keine Sitzmöglichkeiten. Nichts was ins Auge fallen würde oder zum Besuch einlädt!
Planerisch/Architektonisch (auch Standort/Aussehen/Funktion der Markthalle) wirklich eine einzige Katastrophe! Sprach einen davor wesentlich mehr an!
Seit dem Umbau fehlt einfach der Kitzflair den wir vorher hatten. Es fehlt an allem was dazu einlädt gemütlich zu verweilen. Es ist ein Betonklotz nach dem anderen geschaffen worden. Keine Bänke, keine Blumenrabatte oder Kübel die zum verweilen einladen. Vorher hatten wir ein Eiskaffee welches zum verweilen und als Treffpunkt diente. Alles weg. Unsere gemütliche Markthalle wo buntes Treiben stattfand …..alles weg. Die neue Markthalle eine Katastrophe. Ungemütlich, dunkel, zu wenig Händler, zu teuer, ohne Gemütlichkeit. Keine Blumen oder Grünpflanzen zur Dekoration oder Verkauf vorhanden. Ein einziger Gemüsestand….was ist daran Markthalle. Die Verantwortlichen sollten sich gute Markthallen in Berlin einmal anschauen um zu verstehen was hier in Tegel für viel Geld passiert ist. Einfach nur Schade….wir hatten uns alle sehr darauf gefreut. Es ist leider nicht geglückt.