Der Berliner Verein „Transiträume“ organisiert kulturelle Zwischennutzungen für leerstehende Immobilien und vermittelt zwischen Kreativen, Politikern und Immobilieneigentümern – und ermöglicht damit temporäre Kulturprojekte.
Installation InsideOut von Leigh Sachwitz im Rahmen der Ausstellung “Himmel unter Berlin”
© Fotos: Transiträume e.V. / HuB
Wie lassen sich leerstehende Immobilien oder Freiflächen sinnvoll nutzen, bevor sie abgerissen, baulich verändert oder vollkommen neu entwickelt werden? Bevor ein Bauprojekt umgesetzt wird, kommt es mitunter zu jahrelangen Wartezeiten, während derer die Flächen vollkommen ungenutzt sind.
Was im Berlin der 1990er Jahre zu einem weltweit bekannten Kulturprojekt avancierte – die künstlerische Zwischennutzung des Künstlerhaus am Tacheles in der Oranienburger Straße – macht der Verein Transiträume zum zentralen Thema seiner Aktivitäten.
Das Ziel: Temporäre Nutzung von Immobilien für Künstler und Kreative
Dabei soll es jedoch nicht darum gehen – wie im Fall der Tacheles-Künstler – eine Heimat für Kunstschaffende zu finden, die für mehrere Jahre oder Jahrzehnte nutzbar ist, sondern um eine Zwischennutzung, bei der von vornherein klar ist, dass es sich um eine temporäre Nutzung handelt, die in einigen Fällen gar nur für wenige Wochen oder wenige Ausstellungstermine genutzt werden kann.
Ein solches Projekt organisierte der Verein im Frühjahr 2022 in einem historischen Weinlager in Friedrichshain, welches in eine unterirdische Kunst-Location verwandelt wurde. Das Kunstprojekt war Teil der Veranstaltungsreihe „Himmel unter Berlin“.
“Himmel unter Berlin”: Temporäre ausstellungen im Geiste der 90er Jahre
Der Name der Veranstaltungsreihe nimmt Bezug auf Ausstellungen, die Anfang der 2000er Jahre illegal in Berliner Luftschutzbunkern und Kellern stattfanden. Die Konzepte der damaligen Events sind für die aktuelle Veranstaltungsreihe „Himmel unter Berlin” Vorbild. Sie will in ihrem Stil an die Kunst- und Clubkultur der 1990er Jahre erinnern, die von Partys in verlassenen Kellern geprägt war.
Zwischennutzung war das Schlagwort in dieser Zeit. Im Wirrwarr des wiedervereinigten Berlins ergaben sich in unzähligen Lagerhallen, Wohnungen, Kellern und Fabrikgebäuden völlig neue Nutzungsmöglichkeiten und Kreativkonzepte, die von Künstlerinnen und Künstlern ersonnen, ausprobiert und umgesetzt wurden.
Zwischennutzung als kultureller Mehrwert für die Gesellschaft
Den Veranstaltern von „Himmel unter Berlin” geht es heute besonders darum, an den kulturellen Mehrwert zu erinnern, den eine Zwischennutzung von leerstehenden Grundstücken für die Gesellschaft haben kann.
Die unterirdischen Gewölbe, die bis zum 10. April für die Ausstellung genutzt wurden, sind mittlerweile nicht mehr zugänglich. Durch das Neubauprojekt „Pandion Midtown“, welches auf dem Areal einer historischen Brauerei entsteht, werden auf dem Gelände nun Wohnflächen errichtet. Das ehemalige Weinlager war Teil der ehemaligen Brauerei.
Spektakuläre Licht- und Soundinstallationen
Die Besucherinnen und Besucher – pro Abend durften es nicht mehr als 199 sein – bekamen spektakuläre und bis dato in Berlin nicht gezeigte Installationen und Werke zu sehen. Deren Wirkung auf die Gäste war in den dunklen, verwitterten Räumlichkeiten um ein vielfaches intensiver, als hätte man die Werke in gewöhnlichen Ausstellungsräumen gezeigt.
Insgesamt 14 Künstlerinnen und Künstler stellten ihre vielfältigen Werke hier aus. 360-Grad-Lichtinstallationen, Videoerlebnisse und Soundinszenierungen dominierten die unterschiedlichen Räumlichkeiten und ermöglichten auf diese Art ein seltenes und umso wertvolleres Kunst-Erlebnis.
“Transiträume” bringt Künstler und Immobilieneigentümer zusammen
Der Verein Transiträume organisiert solche und ähnliche Zwischennutzungen auch weiterhin und wirbt auf seiner offiziellen Website um Interessierte und Teilnehmer auf beiden Seiten – sowohl Künstlerinnen und Künstler als auch Immobilieneigentümer.
Eine außerordentlich spannende Nutzungsform, die sich voll und ganz dem Berlin-Gefühl der Nachwendejahre verschrieben hat. Und vermutlich auch deshalb so faszinierend ist.
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2. November 2024
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