Friedhofsflächen an der Gustav-Adolf-Straße im Pankower Stadtteil Weißensee sollen zum Baugrund für ein Wohnquartier umgewidmet werden. 620 Wohnungen und auch eine neue Schule sollen entstehen.
Auf der Suche nach dem passendem Baugrund zur Errichtung der so händeringend benötigten, neuen Wohnungen rücken nicht nur brachliegende Flächen in den Fokus, wie beim Wohnungsbauprojekt am Pasedagplatz, über das wir am vergangenen Mittwoch berichtet haben.
Auch nicht mehr benötigte Friedhofsareale werden vermehrt in Flächen für Wohnungsbau umgewidmet. So wurde es beispielsweise auch an der Neuköllner Hermannstraße umgesetzt, wo auf einem ehemals evangelischen Friedhof ein Neubau für gemeinnützigen Journalismus entsteht.
Flächen eines Friedhofs an der Gustav-Adolf-Straße werden umgewidmet
Auch im Pankower Stadtteil Weißensee, einem der am stärksten wachsenden Ortsteile Berlins, soll durch eine solche Umwidmung nun neuer Wohnraum entstehen. An der Gustav-Adolf-Straße sollen Flächen des “Georgen-Parochial-Friedhofs III” für eine Wohnbebauung nutzbar gemacht werden.
Dank eines Aufstellungsbeschlusses für einen veränderten Bebauungsplan soll der Weg geebnet werden für ein neues Stadtquartier, welches hinter den historischen Backsteinmauern an der Gustav-Adolf-Straße und Roelckestraße entstehen soll.
Konzept einer gemischten Siedlung wird angestrebt
Auf dem Areal soll das Konzept einer durchmischten Siedlung realisiert werden, in der Studenten und Senioren gemeinsam leben und Genossenschaften mit einer Stiftung und privaten Bauträgern zusammenarbeiten, um neuen Wohnraum zu schaffen.
Insgesamt rund sechs Hektar sollen bei dem Bauvorhaben bebaut werden. Erste Planungen für das Projekt liegen bereits über fünf Jahre zurück, 2018 gab es die ersten, kleineren Informationsveranstaltungen zum Projekt. In den kommenden Monaten sollen Anwohnerinnen und Anwohner noch stärker über das bevorstehende Bauprojekt informiert werden.
43.000 Quadratmeter Geschossfläche sollen entstehen
Insgesamt 43.000 Quadratmeter Geschossfläche sollen bei dem Projekt entstehen. Ganz im Nordosten des Baugrundstücks soll eine neue Grundschule mit drei Zügen und einer Turnhalle entstehen. Südlich schließt sich ein Block der Weißenseer Stephanus-Stiftung mit drei Gebäuden für betreutes Wohnen, Pflegeeinrichtungen und einer Kita an – so jedenfalls der Plan.
Im Westen des Grundstücks liegt ein 13.500 Quadratmeter großes Grundstück, welches der Bezirk Pankow jungen Genossenschaften zur Verfügung stellen will. Und im Süden des Areals sollen private Baugruppen zum Zug kommen, die 10.500 Quadratmeter Grabfläche erhalten. Im Zentrum der vier geplanten Bauabschnitte sollen die zukünftigen Anwohnerinnen und Anwohner einen neuen Stadtplatz vorfinden, der für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein soll.
Viele, historische Friedhöfe in Berlin liegen brach – und werden verkauft
Neben dem neu zu planenden Grundstück sollen natürlich weitläufige Friedhofsflächen erhalten bleiben. Es wird nur ein Teil des “Georgen-Parochial-Friedhofs III” umgewidmet. Dass der Bezirk das Wohnungsbauvorhaben auf dieser Fläche überhaupt vorantreiben kann, hängt auch mit den Schwierigkeiten der Berliner Friedhofsträger zusammen, die nach heutigem Stand zu große Flächen bewirtschaften müssen.
Weil nicht genügend Begräbnisse stattfinden, liegen Teile der historischen Anlagen vielfach brach. In der Folge sinken die Einnahmen. Gleichzeitig besteht aber die Verpflichtung, die Trauerstätten in gepflegtem Zustand zu erhalten. So entscheiden sich immer mehr Kirchengemeinden dafür, Teile der Friedhofsflächen zu veräußern.
620 neue Wohnungen sollen in Weißensee entstehen
Beim Projekt in Weißensee soll neben den 620 Wohnungen wie bereits erwähnt auch ein Schulbau realisiert werden. Da Schulflächen in Pankow jedoch genauso knapp sind wie Wohnraum, wird zudem geprüft, ob auf dem Areal noch ein weiteres Schulbauprojekt umgesetzt werden kann.
An der Ruine des Kinderkrankenhauses Weißensee, welches sich ebenfalls auf dem Gelände befindet, könnte ein weiterer Schulstandort entstehen. Die Umsetzung ist allerdings schwierig, da mehrere, denkmalgeschützte Gebäude aus den 1910er Jahren in das Projekt integriert werden müssten.
Die Schaffung einer weiteren Schule auf dem Areal wird geprüft
Eine erste Machbarkeitsstudie hat jedoch gezeigt, dass ein solches Projekt machbar wäre. Auch die Unterbringung einer Jugendfreizeiteinrichtung auf diesem Areal wäre laut Bezirksamt denkbar.
Die Pläne für die Quartiersentwicklung auf dem Friedhofsareal, die im Bezirk parteiübergreifend unterstützt werden, sind also schon recht konkret. Vielleicht ist das Projekt ein Vorhaben, welches auch in anderen Bezirken Berlins Schule machen könnte.
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2. November 2024
Schon meine Urgroßeltern wurden dort beerdigt, meine Großeltern, Nachbarn, Freunde! Dort stehen (oder standen?) wunderschöne alte Bäume. Dieser Friedhof war ein Platz zum Durchatmen, um Ruhe zu finden, um zu Gedenken. Macht einen Park daraus, aber pflastert ihn nicht mit Beton zu!
Liebe Frau Harder,
an Parks, Friedhöfen und Laubengartengelände mangelt es ja nun wirklich nicht in Berlin. Allein in Weißensee sind es ca. 6-7 Friedhöfe.
Was aber benötigt wird, sind kostengünstige Miet- und Genossenschaftswohnungen.
Ich glaube auch nicht, dass die Gräber Ihrer Vorfahren angetastet werden.
Sinnvoll wäre, die Gebäude in Holzbauweise zu errichten und mindestens 5-6 Stockwerke, damit schonend und sinnvoll mit der Fläche umgegangen wird.
Damit wäre wahrscheinlich Ihnen geholfen und genauso Menschen, die eine günstige Wohnung suchen.
Hallo, ich denke dafür könnte man aber auch die einstöckigen Supermärkte und deren versiegelten Parkplätze in der Umgebung nutzen und das Gebiet trotzdem als Park nutzen – im Sinne der Kühlung des Kiezes, Klimaschutz, Artenvielfalt und CO2-Bindung… Von versiegelten Flächen, die zu bebauen sind hat man in der Umgebung genug…
Ich habe noch nie einen so extremen Schwachsinn gelesen ! Wo bitte ist der Sinn darin das wiederholt alles mit “EIGENTUMSWOHNUNGEN – TOWNHOUSES ” zugepflastert wird zu extrem teuen Verkaufszahlen was sich Normalbürger aus Weissensee NICHT leisten können ! Sollen die Leute die diese Objekte kaufen doch da bleiben wo sie jetzt sind ! KEIN MENSCH brauch hier diese “Juppie – Öko – “Nobel” Herrschaften die hier die Mieten für die nomale Bevölkerung in die Höhe treiben !! Es ist nur noch zu kotzen !!!
Es ist schon irre, was seit Jahren in Pankow passiert. Immerhin hat der Senat vor kurzem wenigstens zugegeben, dass seit vielen Jahren ein Großteil (exakt 61 %) der Neubauvorhaben im Osten gestemmt wird – und das, obwohl der Westteil Berlins wesentlich größer ist. Es muss daran liegen, dass ein Großteil der Senatsmitglieder eher in den gutsituierten und grünen Wohngegenden im Südwesten der Stadt wohnt; so kann es ihnen relativ schnuppe sein, wenn in Pankow nun jedes kleine Fleckchen Grün mit Wohnungen zugestopft wird.
[…] kürzlich hatten wir über ein Wohnungsbauprojekt in Berlin-Weißensee berichtet, bei dem eine ehemalige Friedhofsanlage umgewidmet werden soll, um Platz für ein neues Stadtquartier…. Dank eines Aufstellungsbeschlusses für einen veränderten Bebauungsplan ist das Projekt an der […]
[…] kürzlich hatten wir über ein Wohnungsbauprojekt in Berlin-Weißensee berichtet, bei dem eine ehemalige Friedhofsanlage umgewidmet werden soll, um Platz für ein neues Stadtquartier…. Dank eines Aufstellungsbeschlusses für einen veränderten Bebauungsplan ist das Projekt an der […]
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Ich sehe es wie Sabine, es ist ein über Jahre gewachsenen Biotop mit altem Baumbestand, das eine wichtige Funktion bei Kilmaschutz, CO2-Bindung und Kühlung des Kiezes hat. Viel sinnvoller wäre es doch die in 50-300m entfernten einstöckigen Supermärkte und deren versiegelten Parkplätze dafür zu nutzen (Aldi, Edeka, Lidl, Netto,…) und das Gebiet in einen Park umfunktionieren, der allen Bewohner:innen zugute kommt – der Park und See am Weißen See kann das schon lange nicht mehr alles auffangen. So langsam hat man das Gefühl, als würden die Verantwortlichen im Bezirk gegen den “Handlungsansatz 3: Grün- und Freiräume für mehr Kühlung klimaoptimieren” des Klima-Stadtentwicklungsplan des Senats arbeiten…. Ich hoffe sehr, das sich das Projekt noch abwenden lässt und andere (bereits versiegelte) Baufläche gefunden wird.