Der Berliner Senat plant auf Berliner Supermärkten bis zu 110 Neubauten, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. So sollen bis zu 36.000 neue Wohnungen entstehen. Die Discountermärkte gelten als bisher ungenutztes Wohnraumpotenzial.
© Visualisierung Titelbild: Lidl
Text: Stephanie Engler
Der Berliner Senat plant auf Berliner Supermärkten bis zu 110 Neubauten. So sollen laut Senat bis zu 36.000 neue Wohnungen entstehen. Die Discountermärkte gelten als bisher ungenutztes Wohnraumpotenzial.
Derzeit werden laut einem Bericht der Stadtentwicklungsverwaltung bereits 39 Supermärkte überbaut. Die Zahl soll sich auf insgesamt 110 Überbauungen von möglichen 300 erhöhen und so neuen Wohnraum für die Berlinerinnen und Berliner schaffen.
300 Berliner Supermärkte könnten überbaut werden
In Berlin-Mitte und Marzahn-Hellersdorf liegen die meisten dieser ersten Märkte. So sollen in Mitte acht und in Marzahn-Hellersdorf fünf Märkte überbaut werden. Doch auch im Süden Blankenburgs im Bezirk Pankow sind zwei derartige Projekte schon in Planung.
Der Berliner Senat sieht in der Supermarkt-Überbauung die Möglichkeit, mehr Wohnraum zu schaffen. Nach Berechnungen sollen so an den 300 Standorten mit bisher eingeschossigen Lebensmittelmärkten 14.000 bis 36.000 Wohnungen entstehen können.
Stadtplaner erkannten das Potenzial schon früher
Laut der Berliner Morgenpost würden Stadtplaner dieses Wohnraumpotenzial über Supermärkten schon seit mehreren Jahren sehen. Denn die Märkte wären oft an attraktiven Standorten und verkehrsgünstig gelegen. Der Raum für neue Wohnungen sei daher quasi schon erschlossen und müsse nur noch umgewidmet und optimaler genutzt werden.
Die Senatsverwaltung hat von den 1.100 Berliner Supermärkten allerdings nur 300 mit Wohnraumpotenzial identifiziert. Denn nicht bei allen Bestandsbauten sei eine entsprechende Aufstockung möglich, da sie sich beispielsweise in Gegenden mit eingeschossiger Wohnstruktur befinden würden.
Innovativer Ansatz, aber: Nur ein Drittel der Berliner Märkte kommt infrage
Aber auch die Umgebung spiele eine große Rolle bei der Auswahl. Es müsse ein geeinigtes Wohnumfeld geben, damit Neubauwohnungen auf Supermärkten überhaupt sinnvoll wären.
Laut Berliner Morgenpost plane der Discounter Aldi bereits etwa 2.000 Wohnungen an insgesamt 15 Berliner Standorten. Marktkonkurrent Lidl publizierte schon im Dezember 2020 im Marzahn-Hellersdorfer Ortsteil Mahlsdorf den ersten Spatenstich für eine neue Filiale mit insgesamt 26 neuen Wohnungen darüber (siehe Titelbild und Abbildung unten).
Längst werden Supermarkt-Überbauungen konkret geplant oder umgesetzt
Ein weiteres Projekt ist in Friedrichshain im Bau: Wir berichteten schon im März von einem ähnlichen Bauvorhaben, welches das Gelände einer alten DDR-Kaufhalle nutzbar machen soll. „The Franz“ soll am Franz-Mehring-Platz in Friedrichshain mit Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss und 160 Eigentumswohnungen in sieben Geschossen darüber entstehen.
Diese Beispiele zeigen, dass es sich bei den Planspielen des Berliner Senats mitnichten um utopische Ideen handelt, sondern um eine umsetzbare Option. Die Handelsunternehmen selbst profitieren sogar von dem Vorhaben, da sie im Zuge der Bauarbeiten einerseits ihre Märkte modernisieren können und über die neu gebauten Wohnungen zusätzliche Einnahmequellen erschließen.
Und was gibt es besseres, als die potenzielle Käuferschaft direkt über dem Supermarkt einzuquartieren. Zudem werden Einkaufswege mit dem Pkw vermieden. So sollte der Berliner Senat aufgrund der weiterhin akuten Wohnungsnot noch einmal intensiver untersuchen, ob es nicht noch weitere Handels- und Gewerbeobjekte in Berlin gibt, die möglicherweise um- oder überbaut werden könnten, um weitere Wohnungen zu schaffen.
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Quellen: Berliner Morgenpost, Lidl, Diamona & Harnisch, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
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