Das Gebiet nördlich und südlich des Hauptbahnhofs gehört – seit der Eröffnung des Bahnhofs im Sommer 2006 – zu den am rasantesten wachsenden Flächen im Stadtgebiet. Seit der größte Kreuzungsbahnhof Europas vor 13 Jahren seinen Betrieb aufgenommen hat, hat sich das Umfeld städtebaulich enorm verändert. Die vielen freien Baufelder, die noch Mitte der 2000er Jahre die Gegend dominierten, sind heute fast vollständig verschwunden. Es wurde viel gebaut – Europacity, Regierungsviertel und diverse Hotel- und Bürogebäude haben dem Viertel ein völlig neues Antlitz verliehen.

Am Humboldthafen sind die ersten zwei gebäude fertig – und bereits bezogen

Und die städtebauliche Veränderung geht unvermindert weiter: Während das architektonisch auffällige Projekt “The Cube” in diesem Jahr vor seiner Fertigstellung steht, sind am direkt benachbarten Humboldthafen vor wenigen Monaten bereits zwei Gebäude fertiggestellt worden, die in den vergangenen Jahren nach einem Entwurf des renommierten Architekten Hadi Teherani realisiert worden sind.

In den zwei direkt an das denkmalgeschützte Hafenbecken angrenzenden Gebäuden ist eine Mischung aus Wohn-, Büro und Einzelhandelsflächen umgesetzt worden, wobei der Anteil der hochwertigen Eigentumswohnungen dominirert. 188 Wohneinheiten sind hier entstanden.

Direkt am Bahnhof entsteht das “EDGE Grand Central”

Ebenfalls bereits im Bau ist das unmittelbar an den Europaplatz angrenzende Projekt EDGE Grand Central Berlin (Grafik: EDGE Technologies GmbH), welches direkt am Eingang des Tiergartentunnels aus der Erde wächst. Der Projektentwickler OVG Real Estate plant an dieser Stelle hochmoderne Büroflächen und ein Vier-Sterne-Hotel der spanischen Hotelgruppe “Barcélo”. Die Fertigstellung des aufwändigen, raumgreifenden Gebäudekomplexes wird noch in diesem Jahr erwartet.

Um die letzten noch unbebauten Flächen im Umfeld des Hauptbahnhofs wird derzeit zwischen Berliner Senat und dem Bezirk Mitte gerungen. Auf dem Baufeld östlich des Washingtonplatzes plant der Bund eine Blockbebauung, die sich architektonisch und in ihren Ausmaßen an den bereits bestehenden Gebäuden auf der zum Regierungsviertel hin gewandten Seite des Hauptbahnhofs orientiert. Und auch auf der Ost- und Westseite des Humboldthafen-Beckens sollen zwei schmale Riegelbauten entstehen, die die oben erwähnten Wohn- und Bürohäuser ergänzen.

Der Bezirk möchte die Flächen am Hafenbecken nun aber unbebaut lassen und dort Freiflächen entwickeln. Da dies dem gültigen Bebauungsplan widerspricht, wird das Thema seit mehreren Monaten im Abgeordnetenhaus verhandelt. Das Ergebnis dieser Diskussionen ist noch offen.

Weiterführung der S21 und ein weiteres Hochhausprojekt

Sehr viel weiter in der Diskussion sind die Deutsche Bahn und der Bund, ebenfalls Eigentümer mehrerer Gundstücke in diesem Areal, mittlerweile beim Thema Weiterbau der S-Bahn-Linie 21 und der Weiterführung der neuen Linie zum Potsdamer Platz.

Der Bau der Linie S21, die den Hauptbahnhof ab der geplanten Fertigstellung im Jahr 2021 in nördlicher Richtung an den Bahnhof Gesundbrunnen und damit an den Berliner Ring anbinden wird, ist der Grund dafür, dass am Europaplatz derzeit noch eine große Baulücke klafft.

Nach Abschluss der letzten Bauarbeiten an dieser Stelle wird dieses Baufeld verfügbar für ein Bauprojekt, welches die Deutsche Bahn – Eigentümer der Fläche – auf diesem Grundstück plant, nämlich die Errichtung eines Büroturms mit einer Höhe von mindestens 100 Metern. Mehr als diese grobe Konzeption ist über das Projekt bislang aber öffentlich nicht bekannt. Hier bleibt zudem abzuwarten, ob der untertunnelte Baugrund für den Bau eines Hochhauses überhaupt geeignet ist.

Das nächste grosse Infrastrukturprojekt für berlins Mitte

Über die Weiterführung der S21 in südlicher Richtung vom Hauptbahnhof bis zum Potsdamer Platz wurde in den vergangenen Jahren zwischen Bundestagsverwaltung und Deutscher Bahn intensiv debattiert, da die Bundestagsverwaltung durch den notwendigen Tunnel, der dafür unter dem Regierungsviertel gegraben werden muss, Schäden am Reichstagsgebäude befürchtete. Daher wurde nun eine alternative Tunnelführung erarbeitet, die von allen Projektparteien Zustimmung erfährt.

Die Projektplaner können bei der Weiterführung der S 21 auf bereits bestehende Tunnel im Bereich des Potsdamer Platzes zurückgreifen, die dort schon seit 1939 bestehen. Die Umsetzung dieses gigantischen Infrastrukturprojektes wird die nächste große Umwälzung im Berliner Verkehrskonzept, und sie wird sich ziehen; die Fertigstellung ist für das Jahr 2035 avisiert – nach heutigen Schätzungen.

Eines jedoch ist sicher: das Gelände rund um den Hauptbahnhof wird sich auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiterhin stark wandeln.

 

Ist schon fertig: Randbebauung am Humboldthafen

Wird bald fertig: EDGE Grand Central Berlin

Blick in die Zukunft: So soll das EDGE Grand Central von innen aussehen / Grafik: EDGE Technologies GmbH

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  1. […] Unternehmen EDGE Technologies, welches in Berlin unter anderem schon Projekte am Hauptbahnhof oder auf dem Mediaspree Areal realisiert, baut die neue Deutschland-Zentrale von Vattenfall. Das […]

  2. […] wir bereits im Januar 2020 berichteten, gehört die Anbindung des Hauptbahnhofs an den S-Bahnring zu einem von mehreren großen […]

  3. […] direkt am Banhof entstehenden Gebäuden wie dem EDGE Grand Central wächst im Norden von Europas größtem Kreuzungsbahnhof ein gänzlich neues Stadtviertel aus der […]

  4. […] Bauprojekte am Hauptbahnhof hat im Laufe der vergangenen Wochen die Hüllen fallen lassen: Die Fassaden des EDGE Grand Central sind nun vollumfänglich fertiggestellt. Nun läuft der Innenausbau des […]

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  6. […] Streckenbau der S-Bahnlinie 21 gehört zu den größten und wichtigsten Infrastrukturprojekten der Deutschen Bahn in der […]

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