An der Titiseestraße in der Reinickendorfer Rollbergesiedlung im Norden Berlins ist ein gemeinsames Wohn- und Betreuungsprojekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU und der evangelischen Kirche geplant. Unter anderem sollen 126 Mietwohnungen und eine Kita entstehen. Im September wurde Richtfest für das Bauvorhaben gefeiert.

Für das Wohn- und Betreuungszentrum “FACE Campus” in Berlin-Reinickendorf wurde im September Richtfest gefeiert.

© Fotos / Visualisierungen: Kirchenkreis Reinickendorf / Hanna Halfon / GESOBAU
Text: Björn Leffler

 

In der Rollbergesiedlung im Nordberliner Bezirk Reinickendorf fand vor etwas über einem Jahr der symbolische Spatenstich für ein außergewöhnliches Wohnprojekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU statt.

Gemeinsam mit der evangelischen Kirche soll in der Titiseestraße ein Haus mit 126 Wohnungen, einer Kita und einem Familienzentrum entstehen.

126 Wohnungen sollen an der Titiseestraße in Reinickendorf entstehen

Der Neubau entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Gemeindezentrums der Felsenkirche, welches schon 2015 wegen hoher Schadstoffbelastung geschlossen wurde. Anfang 2022 folgte dann die Kita nebenan.

Kurz darauf erfolgte schließlich der Abriss und das “fachgerechte Entsorgen des Giftcocktails”, so Projektkoordinatorin Ute Strelow. Der Generalunternehmer des nun wachsenden Neubaus ist die Firma Ten Brinke.

Die Planungen für das Wohn- und Sozialprojekt sind bereits fünf Jahre alt

Die Planungen für den siebengeschossigen Wohnungs- und Kita-Bau starteten schon vor rund fünf Jahren. Nun sollen die vor einem Jahr begonnenen Bauarbeiten in rund drei Jahren abgeschlossen werden, also bis zum Frühjahr 2026. Dann sollen Kita und Familienzentrum eröffnen.

Die Verantwortung des Bauherren teilen sich einerseits die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU, die für die Wohnungen zuständig ist, und der Kirchenkreis Reinickendorf der Evangelischen Kirche, welcher die Realisierung von Kita und Familienzentrum übernimmt.

Das “FACE” Familienzentrum ist bereits seit 2018 im Bezirk vertreten

Der Name des Projekts lautet “FACE Campus”, abgeleitet vom “FACE”-Familienzentrum am Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel. Seit 2018 ist das Familienzentrum auch in der Rollbergesiedlung ansässig.

Der Kirchenkreis investiert in seine beiden Gebäude rund sieben Millionen Euro. Davon sind etwa 4,8 Millionen Euro durch Förderungen und Co-Finanzierungen abgedeckt, allein 3,8 Millionen Euro stammen aus dem Baufonds des Städtebauförderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.

Reinickendorf: Familienzentrum mit einer Fläche von 750 Quadratmetern

Das neue Familienzentrum in der Titiseestraße 7 soll über eine Nutzfläche von etwa 750 Quadratmeter verfügen, inklusive eines Mehrzweckraums für Versammlungen. Das Angebot der Station soll künftig unter dem Stichwort „Frühe Hilfen“ stehen.

Es sollen Schwangerschaftsberatungen und Kleinkinderaktivitäten sowie ein „Kinder-Club“ für Kinder im Grundschulalter mit Hausaufgabenhilfe und Bewegungsspielen angeboten werden. Die benachbarten Kirchengemeinden aus Waidmannslust, Lübars oder Wittenau stellen ebenfalls einige Veranstaltungsangebote.

Neue Kita mit 80 Plätzen und einer Nutzfläche von 630 Quadratmetern

Die Kita der Kirchengemeinde mit 80 Plätzen wird über eine Fläche von 630 Quadratmetern verfügen. Der Schwerpunkt der Kindertagesstätte wird auf Sprach- und Bewegungsförderung gelegt werden.

Über den beiden Gebäuden der Kirchengemeinde werden sich auf sechs Stockwerken die 126 Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen der GESOBAU verteilen. Die Hälfte der Wohnungen wird mit einer Nettokaltmiete ab 6,50 Euro pro Quadratmeter gefördert. Des Weiteren sind 270 Fahrrad-Abstellanlagen geplant. Die Wohnungen sollen nach GESOBAU-Informationen bereits bis Herbst 2024 fertiggestellt werden.

1.150 Quadratmeter große Gartenanlage für Bewohner der Anlage geplant

In der rund 1.150 Quadratmeter großen offenen Gartenanlage vor dem Gebäude sind mehrere Spielbereiche für Kinder unterschiedlichen Alters geplant, die mit Geräten von Babyrutsche und Federwippe über Mosaik-Einstiege und Spielhäuser bis zu einem Bereich für Teenager mit Rasenfläche und Hochsitzbänken ausgestattet werden sollen.

Darüber hinaus sollen künftig Nischen mit Bänken und Hockern alle Generationen zum Verweilen einladen. Als Partizipationsprojekt können interessierte Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses zudem Hochbeete bewirtschaften und damit ihren eigenen kleinen Obst- und Gemüseanbau in einem abgeschlossenen und sicheren Bereich vor der Haustür haben.

Der Neubau entsteht in einem Quartier mit vielen Familien in sozialer Schieflage

Der Neubau entsteht in einem nicht gerade einfachen Quartier, denn viele der Anwohnerinnen und Anwohner sind arbeitssuchend, die soziale Schieflage vieler Familien vererbt sich nicht selten auf die nächste Generation. Dabei liegt die Kinderarmut seit Jahren bei über 60 Prozent.

Brockhausen sprach diese Herausforderungen schon vor einem Jahr im Rahmen der Grundsteinlegung ganz offen aus: “Mir sind die Probleme in der Rollbergesiedlung gut bekannt, ich will sie auch nicht kleinreden.” Er wisse jedoch aus Gesprächen mit den Anwohnern, “dass sie optimistisch sind” und auf Fortschritte hoffen. Umso wichtiger ist ein Projekt wie der “FACE Campus”.

Superintendent Thomas Harms: “Gegen Kinderarmut müssen wir alle kämpfen.”

Am Richtfest im September 2023 nahmen neben dem Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Christian Gaebler, Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner, GESOBAU-Vorstand Christian Wilkens und dem Geschäftsführer von Ten Brinke, Albert Ten Brinke, auch die Generalsuperintendentin von Berlin, Ulrike Trautwein, und der Superintendent des Kirchenkreises Reinickendorf, Thomas Harms, teil.

Gegen Kinderarmut und soziale Benachteiligungen, die betroffene Kinder erleben, müssen wir alle gemeinsam kämpfen. Wir wollen mit dem Familienzentrum und der Kita Räume schaffen, in denen Kinder spielen und leben können und gleichzeitig gefördert werden durch soziale Arbeit vor Ort. Wir sind ja schon seit fünf Jahren mit zwei Mitarbeiter*innen in einem kleinen Ladengeschäft in der Rollbergesiedlung aktiv und angesichts der weiterhin hohen Armut ist ein größeres Engagement aller Beteiligten zwingend notwendig“, sagte Thomas Harms zum ambitionierten Bauvorhabe.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Thomas Harms (Superintendent Kirchenkreis Reinickendorf), Senator Christian Gaebler (Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen), Ulrike Trautwein (Generalsuperintendentin von Berlin), Christian Wilkens (Vorstand GESOBAU AG), Emine Demirbüken-Wegner (Bezirksbürgermeisterin von Reinickendorf), Albert Ten Brinke (Geschäftsführer von Ten Brinke) und Ute Strelow (Projekt- und Immobilienentwicklung), v.l.n.r. / © Foto: Kirchenkreis Reinickendorf / Hanna Halfon / GESOBAU

 

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Quellen: Kirchenkreis Reinickendorf, Hanna Halfon, GESOBAU, Berliner Woche, Bezirksamt Reinickendorf, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

 

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