Die Außenanlagen rund um das Humboldt Forum in Berlin-Mitte sind nun offiziell fertiggestellt. Im Rahmen eines Festaktes verkündete Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt, dass auch die geplante Freitreppe am Spreeufer gebaut werden soll. Der Neptunbrunnen allerdings soll vor dem Roten Rathaus verbleiben, auf dem Schloßplatz wird eine moderne Brunnenanlage geplant.

Status Quo: Während die Außenanlagen rund um das Humboldt Forum fertiggestellt sind, klafft in der Ufermauer zur Spree noch eine große Lücke. Hier soll nun die geplante Freitreppe realisiert werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Visualisierung Titelbild: bbz Landschaftsarchitekten, Sora Images
Text: Björn Leffler

 

Die Außenraumgestaltung rund um das Humboldt Forum gilt nun offiziell als abgeschlossen. Am Dienstag wurde am rekonstruierten Berliner Stadtschloss ein kleiner Festakt zur Fertigstellung der Außenbereiche begangen.

Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt nutzte die Gelegenheit, um zwei weitere Bauprojekte am Humboldt Forum anzukündigen. Dabei handelt es sich einerseits um die seit mehreren Jahren geplante Freitreppe an der Uferwand zur Spree, die bislang vom Berliner Senat nicht freigegeben worden war.

Andererseits ging es um den Bau einer neuen Brunnenanlage auf der südlichen Freifläche vor dem Humboldt Forum, dem historischen Schloßplatz – und den zukünftigen Standort des Neptunbrunnens, der sich heute vor dem Roten Rathaus befindet.

Kahlfeldt: Der Neptunbrunnen wird vor dem Roten Rathaus bleiben

Und dort soll er nach Wünschen Kahlfeldts auch zukünftig bleiben. “Der Neptunbrunnen hat vor dem Roten Rathaus seinen Platz gefunden, da soll er bleiben,” sagte Kahlfeldt im Rahmen der Veranstaltung. Gleichzeitig bestätigte sie, dass es Planungen für eine neue Brunnenanlage auf der Südseite der Museumsanlage gibt, wie wir bereits im April 2023 berichtet hatten.

Kahlfeldt sagte dazu: “Der Schloßplatz bekommt eine neue, moderne Brunnenanlage, die Vorgespräche laufen.” Damit folgt die Senatsbaudirektorin der Linie der rot-grün-roten Vorgängerregierung. Bereits im Zuge der Planung für die “Rathausforum” genannte Fläche in Mitte war festgelegt worden, dass der Neptunbrunnen an seinem jetzigen Standort verbleiben solle.

Verein “Denk mal an Berlin” fordert die Rückführung des NeptunBrunnens

Mit Elisabeth Ziemer, Vorsitzende des Vereins Denk mal an Berlin e.V., sprachen wir bereits im März 2021 über das Thema Rückführung des Neptunbrunnens an seinen ursprünglichen Ort auf dem Schloßplatz. Der Verein befürwortet eine mögliche Rückführung des Brunnens ausdrücklich.

Ziemer argumentierte vor allem damit, dass der von Reinhold Begas konzipierte Brunnenbau “als aufwendiger, repräsentativer Brunnen” geschaffen worden sei, der das Schloss als Hintergrund und einen Platz mit räumlicher Fassung für die Entfaltung seiner Wirkung benötige. Dies sei an seinem jetzigen Standort nunmal nicht möglich.

Auf dem Schloßplatz soll ein zeitgenössischer, neuer Brunnen entstehen

Am Humboldt Forum aber soll ein zeitgenössischer Brunnen errichtet werden. Die baulichen Voraussetzungen für den Bau einer weiteren Brunnenanlage in der historischen Berliner Mitte seien laut Kahlfeldt mit der Verlegung von Wasserleitungen bereits geschaffen worden. Zudem soll dieser Bereich des Schlosses, der bislang vollständig versiegelt ist, auch neu bepflanzt werden.

Damit wird bereits kurz nach seiner Fertigstellung der Freiraum rund um das Humboldt Forum erneut umgestaltet. Die Senatsverwaltung kommt damit den Wünschen von Stadtentwicklungs- und Klimaexperten entgegen, die mehr Grün auf der Südseite des Schlosses und bessere Möglichkeiten zum Verweilen gefordert hatten.

In die Außengestaltung des Humboldt Forums investierte Berlin rund 45 Mio. Euro

In die bisherige Gestaltung der Außenflächen hat das Land Berlin seit 2017 insgesamt 45 Millionen Euro investiert. Kahlfeldt betonte, dass die Anforderungen an Themen wie Klimaresilienz und Bodenentsiegelung vor zehn Jahren, als der Entwurf von bbz Landschaftsarchitekten ausgewählt worden war, noch nicht auf dem heutigen Stand waren – daher werden nun Optimierungen notwendig.

Ein weiteres Konfliktthema war in den vergangenen Jahren der geplante Bau der Freitreppe, der auf der Westseite des Humboldt Forums direkt neben dem Einheitsdenkmal entstehen soll. Der Baustart des Projekts war ursprünglich für das Jahr 2022 vorgesehen und sollte bis 2024 beendet werden.

Bau der Freitreppe soll nach langer Diskussion nun doch kommen

Doch dann legte der damalige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) ein Veto gegen das Vorhaben ein, er sah das Projekt ausgesprochen kritisch und betonte dabei vor allem die ständig steigenden und schwer zu kalkulierenden Baukosten.

Das Projekt stand fast von Beginn an unter keinem guten Stern. Denn aufgrund unklarer Zuständigkeiten in der Verwaltung und der Debatte zwischen den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Verkehr und dem Bezirk Mitte, wer nach Abschluss der Arbeiten Eigentümer der Freitreppe sein soll, verzögerte sich der Baustart mehrfach.

Bezirk Mitte hat zugesagt, die laufenden Kosten für die Freitreppe zu tragen

Der Bund allerdings fördert den Bau mit bis zu 3,2 Millionen Euro und ist weiterhin ein Befürworter des Vorhabens. In den Gesprächen zwischen Berliner Senat und dem Bezirk Mitte soll es laut Kahlfeldt in der vergangenen Woche endlich eine Einigung gegeben haben.

So hat der Bezirk zugesagt, nach Abschluss des Bauprojekts die laufenden Kosten der Freitreppe tragen zu wollen. Dazu gehören unter anderem die Reinigung und Beleuchtung der Treppenanlage sowie die Wartung des geplanten Fahrstuhls, der den Zugang zum Spreeufer auch barrierefrei machen soll.

Ein zusätzlicher Fahrstuhl und mehrere Bäume wurden nachträglich ergänzt

Darüber hinaus sollen nun auch mehrere Bäume gepflanzt werden, die im ursprünglichen Entwurf noch gar nicht vorgesehen waren. Sowohl der Fahrstuhl als auch die Begrünung der Freitreppe hatten schon zu Kostensteigerungen und Planungsverzögerungen geführt.

Zuletzt rechnete die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit Baukosten von über sieben Millionen Euro. Mittlerweile wird sich die Projektsumme auf einen zweistelligen Millionenbetrag hochgeschraubt haben. Das Projekt wird dennoch realisiert, allerdings soll ein neuer Zeitplan aufgestellt werden.

Die neue Freitreppe soll gut 38 Meter breit werden und die Gestaltung der Freiflächen vor dem rekonstruierten Eosanderportal des Humboldt Forums um ein belebendes Element erweitern, welches Berliner und Gäste zum Verweilen am Spreeufer einladen soll.

Einheitsdenkmal: Zeitpunkt der Fertigstellung ist derzeit unklar

Auch das benachbarte Einheitsdenkmal wird sich nach aktuellem Stand noch weiter verzögern. Derzeit laufen die Bauarbeiten auf der sogenannten “Schlossfreiheit”, dort wird die “Einheitswippe” errichtet.

Sie entsteht an der Stelle, wo bis 1949 das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal stand. Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend unversehrt gebliebene Denkmal wurde auf Befehl der SED-Führung im Zuge der Sprengung des Stadtschlosses abgetragen.

Der zuletzt genannte Eröffnungstermin für das Einheitsdenkmal war eigentlich der 3. Oktober 2023. Doch zum wiederholten Male kann das Denkmal nicht zum anvisierten Zeitpunkt fertiggestellt werden. Grund dafür seien laut Senatsverwaltung Prüfungen der Risiken, die durch die bewegliche Wippe entstehen könnten. Ziel sei es aber immerhin, das Projekt noch in diesem Jahr abzuschließen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Der Neptunbrunnen an seinem historischen Standort vor dem Berliner Stadtschloss. Diese Aufnahme zeigt den Brunnen im Jahr 1900. / © Foto: Wikimedia Commons

Der Neptunbrunnen heute an seinem Standort zwischen Marienkirche und Rotem Rathaus. Dort soll er nach dem Willen von Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt auch bleiben. / © Foto: Wikimedia Commons

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Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, B.Z., Berliner Morgenpost, bbz Landschaftsarchitekten

 

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3 Comments

  1. Patrick 13. September 2023 at 15:44 - Reply

    …..ist der jetzige Standort des Neptunbrunnens nicht ein Bild des Jammers; so unbeachtet von dem ihn umgebenden Geschehen, wie abgeschoben in die leidige Geschichte. Dabei passte er so gut in die alten Dimensionen vo dem Schloss. Wir haben nunmal diesen Brunnen.
    Warum gelingt Berlin nie ein großer Wurf?
    Leider sind unsere Beamten die falschen Adressaten für Geschmack und Schnelligkeit.
    Jede Metropole reagiert so schnell auf Strömungen und Berlin redet und träumt und verpasst.
    Es gäbe so viel zu tun und zwar jetzt. Kirchen- und Bauakademie-Wiederaufbau, Sanierung des Domes, Freibad an Freitreppe.

    Schade Berlin
    Ein Fremder Berlin-Fan

  2. Fabian Schneider 13. September 2023 at 16:30 - Reply

    “Der Neptunbrunnen hat vor dem Roten Rathaus seinen Platz gefunden, da soll er bleiben,”

    Des Wahninns fette Beute!
    Der Brunnen wurde, so wie er ist, extra für das Zusammenspiel mit dem Schloss entworfen. Auf dem Rathausplatz wirkt er dagegen wie hingebeamt.
    Und jetzt soll für einen Haufen Geld ein neuer Brunnen gebaut werden, der vermutlich ähnlich in die Hose gehen wird, wie die ihn umgebende Steinwüste.
    Manchmal fragt man sich wirklich, ob die Verantwortlichen mit dem Klammerbeutel gepudert sind oder man selbst.

  3. Jürgen Böhme 3. Oktober 2023 at 04:31 - Reply

    Ich bin ja absolut gegen die Einheitswippe!! Wozu muß denn dieses unnötige Bauwerk errichtet werden!? Was ich allerdings als Bereicherung empfinden würde wäre das Flussbad auch wenn es wie es scheint nicht gebaut wird fände ich das Flussbad für denn Bezirk Mitte zur Erholung & Entspannung so unglaublich wichtig aber seit 2010 tut sich nichts. Die Politiker sagen oft dafür ist kein Geld da und dafür nicht aber es ist ja Geld nur es wird für so unnütze Bauwerke wie die Einheitswippe verschwendet
    WARUM ?
    Finanziert doch lieber in BEZAHLBARE Wohnungen
    Ach und liebe Politiker ihr verdient soviel Geld und gönnt euch selbst nen Inflations Ausgleich das ist unverschämt & rücksichtslos der gesamten Deutschen Bevölkerung

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