Im Berliner Regierungsviertel entsteht derzeit ein Büro-Neubau für voraussichtlich rund 200 Millionen Euro, der für fünf Jahre vom Bundespräsidialamt genutzt werden soll. Denn das historische Schloss Bellevue und der 1998 errichtete Verwaltungsbau im Tiergarten müssen dringend saniert werden.
© Visualisierungen: Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH
© Foto Schloss Bellevue: Depositphotos.com
© Foto Bundespräsidialamt: Wikimedia Commons
Text: Björn Leffler
Das Schloss Bellevue im Berliner Tiergarten muss genauso saniert werden wie das direkt angrenzende, 1998 errichtete Bundespräsidialamt. Daraus ergibt sich Flächenbedarf für ein entsprechendes Ausweichquartier, der durch einen Neubau in Alt-Moabit, unweit des Bundeskanzleramtes bedient werden soll.
Das ab 1785 errichtete Schloss wird heute als repräsentativer Hauptsitz des Bundespräsidenten genutzt. Ziel der umfassenden Sanierung ist es laut Bundespräsidialamt, die Liegenschaft “zukunftstauglich und klimaneutral” zu machen. Zudem soll sie den aktuellen brandschutzrechtlichen Vorgaben und den Anforderungen an Technik und Sicherheit angepasst werden.
Schloss Bellevue und Bundespräsidialamt müssen umfassend saniert werden
Das direkt angrenzende Verwaltungsgebäude wurde zwischen 1996 und 1998 als erstes Gebäude des Bundes im Rahmen des Regierungsumzugs von Bonn nach Berlin am Nordrand des Großen Tiergartens fertiggestellt. Es unterliegt dem Urheberrechtsschutz des Architekturbüros Gruber Kleine-Kraneburg, das dementsprechend vom Bund mit der Sanierung beauftragt wurde.
Im Verwaltungsgebäude besteht bei nahezu der gesamten technischen Gebäudeausrüstung umfassender Sanierungs- und Erneuerungsbedarf. Auch die Brandschutzanlagen müssen umfassend modernisiert werden. Die geplanten Baumaßnahmen sollen ab 2025, spätestens ab 2026, beginnen.
Belegschaft des Bundespräsidialamtes wird einen Neubau beziehen – für 5 Jahre
Vorher muss die Belegschaft allerdings ihre neue, temporäre Liegenschaft beziehen. Das Bundespräsidialamt hatte verschiedene Ausweichstandorte geprüft, vor allem bestehende Büroimmobilien in Berlin. Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen für die Behörde wurde jedoch letztlich entschieden, einen weiteren Neubau im Regierungsviertel zu realisieren.
Nach der Nutzung durch das Bundespräsidialamt soll das Gebäude dann durch eine andere, bis jetzt noch nicht festgelegte Bundesbehörde genutzt werden. Das Gebäude, welches in Modulbauweise errichtet wird, soll also dauerhaft im Regierungsviertel verbleiben.
Das Projekt soll voraussichtlich rund 205 Millionen Euro kosten
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung verantwortet das Bauprojekt, welches auf einem Grundstück an der Elisabeth-Abegg-Straße entstehen soll. Eigentümerin des Grundstücks und Bauherrin ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).Die Kosten für das Projekt werden auf 205 Millionen Euro beziffert – allerdings sind hierbei rund 27 Millionen als Risikopuffer eingeplant.
Nichtsdestotrotz ist der Neubau ein teures Bauvorhaben, was vor dem Hintergrund der hohen Baukosten für Bauprojekte der Bundesregierung, die in den vergangenen Monaten wiederholt diskutiert wurden, durchaus kritisch gesehen wird. So wurde etwa im Berliner Kurier gefragt, ob ein so teurer Neubau denn notwendig sei?
Regierungsviertel: War ein Neubau tatsächlich die einzige Option?
Das Bundespräsidialamt allerdings verweist auf die Tatsache, dass andere Objekte, die durchaus geprüft worden seien, eben den Sicherheitsanforderungen nicht entsprochen hätten und zudem der Berliner Immobilienmarkt enorm angespannt sei, auch für Büroimmobilien. So wurde der nun entstehende Neubau, der bereits seit April 2023 im Bau ist, als notwendig eingestuft.
Der Bau entsteht nach einem Entwurf des Büros Sauerbruch Hutton Architekten und soll bis zum Sommer 2025 fertiggestellt werden. Die zeit- und kosteneffiziente Modulbauweise, die auch bei einem vergleichbaren Bauvorhaben auf dem nahegelegenen Luisenblock zum Einsatz kam, soll das Bauprojekt insgesamt beschleunigen.
Alt-Moabit: Neubau soll bis Sommer 2025 realisiert werden
Der Neubau entsteht auf einem etwa 4.000 Quadratmeter großen Grundstück, die zukünftige Nutzfläche soll knapp 10.000 Quadratmeter umfassen. Das Gebäude soll gemäß des Klimaschutzerlasses des Bundesbauministeriums mit dem Niveau eines Energieeffizienzgebäudes „Bund 40“ errichtet werden.
Ein Gebäude mit diesem Standard verbraucht mindestens 60 Prozent weniger Energie als es gesetzlich vorgegeben ist. Bei der Energieversorgung des geplanten Neubaus sollen unter anderem regenerative Energien zum Einsatz kommen, wie es von der Projektleitung heißt.
Ab 2026 sollen Bundespräsident und Bundespräsidialamt das Gebäude nutzen
Ab Anfang 2026 sollen Bundespräsident und Bundespräsidialamt das neue Gebäude dann beziehen. Das Bundespräsidialamt wird das Gebäude dann schließlich für etwa fünf Jahre als Mieter nutzen. Sollte sich die Sanierung von Schloss und Verwaltungsbau verzögern, kann der Neubau auch noch länger genutzt werden.
Das Bauvorhaben befindet sich in bester Gesellschaft, denn in direkter Nachbarschaft werden derzeit zwei weitere Großprojekte der Bundesregierung umgesetzt. Am Moabiter Werder wird der Erweiterungsbau des Bundesinnenministeriums umgesetzt, der bis 2024 abgeschlossen werden soll.
Direkt daneben wird die umstrittene Erweiterung des Bundeskanzleramtes umgesetzt, die bis 2028 umgesetzt werden soll. Das Kanzleramt wird dabei um mehrere Erweiterungsbauten vergrößert. Der geplante Ausbau wird jedoch immer teurer, was zunehmend kritisch bewertet wird.
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Quellen: Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berliner Kurier, Berliner Zeitung, Bundespräsidialamt
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