Bundesfinanzminister Christian Lindner hat die geplante Erweiterung des Bundesfinanzministeriums in Berlin-Mitte endgültig gestrichen – aus Kostengründen. Stattdessen soll auf dem sogenannten „Postblock-Areal“ an der Wilhelmstraße etwas anderes entstehen. 

Dieser Erweiterungsbau am Detlev-Rohwedder-Haus in Berlin-Mitte wird nicht realisiert. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat das Bauvorhaben endgültig gekippt. / © Visualisierung: Staab Architekten

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© Visualisierung Erweiterungsbau: Staab Architekten

Text: Björn Leffler

 

Bereits im April 2023 berichteten wir über die zahlreichen Bauvorhaben der Bundesregierung vor allem in Berlin, bei denen vornehmlich neue Büroräume geschaffen werden sollen. Nach Recherchen des Nachrichtenportals t-online beläuft sich die Summe der aktuell laufenden oder geplanten Projekte auf insgesamt 1,2 Milliarden Euro.

Eine Summe, die sowohl in der Ampel-Koalition als auch in der Opposition nicht jedem schmeckt. Andere Quellen kommen – je nachdem, welche Bauprojekte in diese Kalkulation einfließen – sogar noch auf deutlich höhere Summen.

Bereits im April kritisierte Lindner die hohen Kosten für geplante Bauvorhaben

In der Regierungskoalition war man sich bereits im Frühjahr uneins über die Bewertung dieser Bauprojekte. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) kritisierte dabei vor allem den bereits begonnen Umbau des Bundeskanzleramtes und nannte das Projekt öffentlich “entbehrlich“.

Aber auch die Behörde von Christian Lindner selbst, das Bundesfinanzministerium, plante bis dahin einen teuren Erweiterungsbau. Weitere geplante Projekte sind ein neues Besucherzentrum für den Bundesrat, der Ausbau des Innenministeriums im Moabiter Werder oder der Erweiterungsbau des Bundesumweltministeriums, der in Holzbauweise entstehen soll. Dies sind nur ausgewählte Projekte.

Lindner stellte die Erweiterung „seines“ Ministeriums öffentlich auf den Prüfstand

Lindner ging, um seine Forderungen auch inhaltlich zu unterstreichen, mit gutem Beispiel voran. So stellte er den Erweiterungsbau für „sein“ Finanzministerium öffentlich in Frage – und ließ das Projekt eingehend prüfen.

Dabei waren die Planungen für das Bauvorhaben bereits weit vorangeschritten, in knapp zwei Jahren sollte Baustart für das Projekt sein. Der Neubau sollte eigentlich auf dem Gelände der nördlichen Wilhelmstraße entstehen, auf dem sogenannten „Postblock-Areal“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum  Hauptsitz des Ministeriums, dem historischen Detlev-Rohwedder-Haus.

Christian Lindner erteilt den Erweiterungsplänen endgültig eine Absage

Doch daraus wird nichts. Denn das Ergebnis der im Frühjahr begonnen Prüfung ist, dass der Neubau nicht unbedingt notwendig sei, vor allem nicht für die erwarteten 600 bis 800 Millionen Euro, die das Projekt aller Voraussicht nach gekostet hätte.

Begründet wird der Stopp des Projekts damit, dass sich der Büroflächenbedarf des Finanzministeriums in den vergangenen Jahren spürbar reduziert habe, da viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittlerweile mobil arbeiteten.

Bislang arbeiten die Mitarbeiter des „BMF“ an sieben Standorten in Berlin

Dadurch lasse sich eine „Konzentration des BMF in Berlin insbesondere auf das Detlev-Rohwedder-Haus realisieren„, hieß es in einem Statement des Ministeriums gegenüber der WELT. Bislang verteilen sich die 2.100 Beschäftigen des Bundesfinanzministeriums in Berlin auf sieben Standorte, von denen die meisten angemietet sind.

Die von Christian Lindner wiederholt angemahnte angespannte Haushaltssituation hat nun dazu geführt, dass die Erweiterung des Ministeriums abgesagt wurde. Die Erweiterung des Bundeskanzleramtes hingegen wird wie geplant durchgeführt. Hier ließ sich Bundeskanzler Olaf Scholz nicht erweichen, das Projekt ist zudem längst im Bau.

Wie geht es weiter auf dem „Postblock-Areal“ in Berlin-Mitte?

Was aber wird nun aus dem „Postblock-Areal“ an der Wilhelmstraße? Dieses soll nicht etwa leer bleiben, sondern soll mit einer alternativen Bebauung neu konzipiert werden, was auch ein neues Bebauungsplanverfahren notwendig macht.

Lindner hatte bereits im April angedeutet, dass er sich auf dem Gelände auch sehr gut den Bau von Wohnungen vorstellen könnte. Die Neukonzeption des Geländes wird nun von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übernommen.

Auf dem Areal sollen Bundesbüros und auch Wohnungen entstehen

Statt des Erweiterungsbaus des Finanzministeriums soll auf dem Gelände nun ein Gebäudekomplex entstehen, der von allen Bundesressorts und Ministerien genutzt werden kann, unter anderem als Ausweichquartier, wenn die eigentlichen Dienstsitze saniert werden oder akute Flächenengpässe auftreten.

Aber auch Wohnungen sollen, wie von Lindner gewünscht, auf dem Gelände entstehen, da auch in der Bundeshauptstadt die Wohnungsnot eines der drängendsten politischen Themen ist. Durch den notwendigen neuen Bebauungsplan wird das Projekt jedoch vollkommen neu aufgerollt.

Daher ist zu erwarten, dass es bis zu einem tatsächlichen Bau auf dem Areal noch eine ganze Weile dauern wird, da neben dem Bebauungsplan auch ein neuer Architekturwettbewerb notwendig wird. Bis dahin bleibt am Detlev-Rohwedder-Haus erst einmal alles, wie es ist.

 

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Quellen: RBB, DIE WELT, Architektur Urbanistik Berlin, Bundesfinanzministerium, Berliner Morgenpost

 

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