Um die Verteilung der knappen Flächenressourcen in urbanen Räumen wird mit zunehmendem Eifer gerungen, denn das Bauland wird immer knapper. Ein Münchner Unternehmen schlägt nun ein innovatives Raumkonzept zur effizienteren Nutzung von Parkflächen vor. Vertikales Parken in nachhaltigen Parktürmen soll den Flächenbedarf von Parkplätzen deutlich reduzieren.
© Visualisierungen: VePa Vertical Parking GmbH, Lindner Planungsbüro
Text: Björn Leffler
Um die Verteilung der knappen Flächenressourcen wird mit zunehmendem Eifer gerungen, denn das Bauland wird vor allem in urbanen Räumen immer knapper. Gleichzeitig sollen Stadtplanerinnen und Stadtplaner aber auch auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren und für eine zunehmende Entsiegelung urbaner Räume sorgen.
So hat es im vergangenen Jahr auch Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt gefordert. Was Kahlfeldt in ihrem Gespräch mit der dpa mehrfach unterstrich war der Ansatz, bestehende Stadtstrukturen zu nutzen statt massiv und rücksichtslos neu zu bauen.
Petra Kahlfeldt fordert eine Umnutzung von Straßen und Parkplätzen
Beim Stadtumbau müsse nicht nur an neue Quartiere und Neubauvorhaben gedacht werden. Man brauche eine integrierte Entwicklung von allen städtischen Funktionen, so Kahlfeldt. Dazu zählten ihrer Meinung nach auch Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten, Schulen, Kitas, Kulturangebote, Handel, Stadtgrün oder Schattenflächen sowie kurze Wege. Es gehe insgesamt darum, Berlin lebenswerter zu machen.
Kahlfeldt betonte dabei vor allem, dass in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu viele Flächen dem Verkehr geopfert wurden und somit verloren gegangen seien. Zudem verstärke Asphalt die Hitze in der zunehmen wärmer werdenden Stadt noch. “Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht man, was für einen Flächenfraß diese Verkehrswege bedeuten.”
Die Gesellschaft sollte sich versiegelte Flächen zurückholen und neu nutzen
Das Ziel der heutigen Stadtgesellschaft müsse es sein, sich diese versiegelten Flächen zurückzuholen und sie neu zu bespielen. Mit dieser Forderung steht Kahlfeldt natürlich längst nicht mehr allein. Im vergangenen Jahr ist die Initiative Manifest der freien Straße an die Öffentlichkeit getreten.
Der Verein Paper Planes, der bereits im August 2021 mit dem außergewöhnlichen Vorschlag auffiel, die neu entstehende Autobahn A100 in eine City-Farm umzuwandeln, hat im ersten Halbjahr 2022 gemeinsam mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und der Technischen Universität Berlin ein umfassendes Manifest erarbeitet, um völlig neue Denkansätze für die Nutzung des öffentlichen Raums sichtbar zu machen.
Diese drei Institutionen haben sich im Rahmen dieser Projektarbeit zur “Allianz der freien Straße” zusammengetan. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist die vorangestellte These, dass nahezu jede Straße in jeder deutschen Stadt mit Autos zugeparkt sei, die im Durchschnitt mehr als 23 Stunden täglich herumstünden.
Innovatives Zukunftskonzept: Vertikales Parken in urbanen Räumen
Wie ein sinnvoller und innovativer Umgang mit den heute als Parkflächen genutzten Freiräumen aussehen kann, hat das Münchner Unternehmen VePa Vertical Parking GmbH in Zusammenarbeit mit dem in Berlin ansässigen Lindner Planungsbüro erarbeitet. Das Unternehmen setzt darauf, die Parkflächen zu vertikalisieren und somit große Flächeneinsparungen zu erreichen.
Statt Parkplätze wie bisher ebenerdig nebeneinander anzulegen, sieht VePa die Möglichkeit, die Autos in Parktürmen unterzubringen, wo sie wetter- und diebstahlgeschützt stehen könnten. Nach Angaben des Unternehmens könnten so auf einer Fläche von 45 Quadratmetern insgesamt bis zu 12 Parkplätze untergebracht werden – je nach Höhe des Parkturms.
Nachhaltige Parktürme: Autos werden im Paternoster-Prinzip eingelagert
Die Parktürme sind schnell konstruiert und können in nur wenigen Tagen errichtet werden. Das vertikale Parksystem basiert auf dem Umlaufprinzip der etablierten Paternoster-Technologie. Die einzelnen Plattformen, auf denen die Autos stehen, rotieren auf einer kleinen Grundfläche und werden von einem Elektromotor angetrieben.
In den Parktürmen können auch Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge integriert werden. Genauso wie Autos können natürlich auch Motorräder, Roller oder Fahrräder in den Türmen abgestellt werden. Die in den Türmen untergebrachten Stellflächen sollen per App steuer- und buchbar sein.
Die Parktürme können sowohl mit einer Dachbegrünung als auch mit Photovoltaik-Elementen ausgestattet werden. In vielen deutschen Städten gibt es sowohl Wohngebiete als auch gewerblich genutzte Areale, in denen noch immer große Flächen versiegelt sind und als Parkplätze genutzt werden.
Durch vertikales parken können Flächen gewonnen und neu genutzt werden
Durch den Bau mehrerer Parktürme können große Flächen gewonnen und demzufolge vollkommen neu und anders genutzt werden – entweder zur Schaffung entsiegelter Freiflächen oder zur neuerlichen Bebauung mit Wohngebäuden oder anderen Projekten.
Die Vision vertikaler Parktürme ist dabei keine reine Zukunftsutopie. Längst werden in München und Berlin konkrete Umsetzungsvorhaben ins Auge gefasst, um erste Pilotprojekte umzusetzen. Vertikales Parken hat mit Sicherheit ein großes Potenzial, die bestehenden Flächenengpässe moderner Städte zumindest teilweise zu beheben.
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Quellen: Lindner Planungsbüro, VePa Vertical Parking GmbH, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Paper Planes e.V., Technische Universität Berlin
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