Die Zukunft des sanierungsbedürftigen Karstadt-Gebäudes am Leopoldplatz in Berlin-Wedding war lange unklar. Nun arbeiten der Bezirk Mitte und das Immobilienunternehmen Signa an einem Zukunftskonzept für das Kaufhaus. Ein Umbau des Gebäudes ist geplant, auch eine Reduzierung der Verkaufsflächen. Im Januar soll ein Architekturwettbewerb starten.

Der in den vergangenen Jahren erneuerte und modernisierte Leopoldplatz an der Müllerstraße liegt direkt gegenüber vom Karstadt-Gebäude. Im Schatten der Alten Nazarethkirche findet hier regelmäßig ein Wochenmarkt statt. / © Foto: Wikimedia Commons

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Text: Björn Leffler

 

Das Karstadt-Gebäude am Leopoldplatz ist nicht nur ein kommerzielles, sondern auch ein gesellschaftliches Zentrum des Quartiers rund um Müllerstraße, Schulstraße und Luxemburger Straße. Zugleich ist das Gebäude im Herzen des Stadtteils Wedding schon lange keine Augenweide mehr.

Das vor Jahrzehnten errichtete Gebäude ist längst in die Jahre gekommen und stark sanierungsbedürftig. Aufgrund der medialen Berichterstattung über die mögliche Schließung zahlreicher Karstadt- und Kaufhof-Filialen im gesamten Bundesgebiet befürchten auch viele Anwohnerinnen und Anwohner, dass das traditionsreiche Haus am U-Bahnhof Leopoldplatz geschlossen wird.

Anwohner und Mitarbeiter fürchten Schließung des Karstadt am Leopoldplatz

Eigentümer Signa, der auch die Verkaufsstandorte am Hermannplatz, am Kurfürstendamm sowie am Alexanderplatz um- und ausbauen möchte, plant nach eigenen Angaben aber keine Schließung des Standorts an der Müllerstraße.

Signa-Projektleiter Achim Nelke betont, dass das Unternehmen den geplanten Umbau als Chance und Investment verstehe. Denn genau das ist es, was Bezirk und Eigentümer am Standort Leopoldplatz vorhaben: Das Gebäude soll umgebaut und umfassend modernisiert werden.

Signa möchte an der Müllerstraße das “Kaufhaus der Zukunft” bauen

Dass der Umbau einer solchen Immobilie möglich ist, wurde zuletzt bei der Transformation des einstigen Galeria-Kaufhof-Gebäudes am Ostbahnhof sehr überzeugend demonstriert. Allerdings dient das Beispiel nur bedingt als Vorbild, da im dortigen Gebäude heute nur noch Büroflächen und keine Verkaufsflächen mehr zur Verfügung stehen.

An der Weddinger Müllerstraße jedoch soll keine reine Büro-Immobilie entstehen, sondern das “Kaufhaus der Zukunft“, wie es der Investor ambitioniert benennt. Für den Bezirk Mitte und die Anwohner ist dieses Vorhaben natürlich grundsätzlich eine sehr gute Nachricht.

Karstadt Leopoldplatz: Verdi fordert den Erhalt sämtlicher Arbeitsplätze

Im Rahmen eines Werkstattverfahrens diskutierten vergangenen Donnerstag Vertreter des Konzerns mit Anwohnenden, Gewerkschaftern, Bezirksvertretern und betroffenen Fachkräften über die Pläne, das Kaufhaus umzubauen.

Die Gewerkschaft Verdi demonstrierte vor Veranstaltungsbeginn mit Plakaten und Transparenten und forderte Signa auf, alle Arbeitsplätze zu erhalten. Denn die Angst vor einem Stellenabbau ist bei den Beschäftigten trotz oder wegen der Umbaupläne sehr groß.

Die Gewerkschaft betonte im Rahmen ihrer Protestaktion noch einmal, dass das Warenhaus ein unverzichtbarer Bestandteil des Kiezes am Leopoldplatz sowie ein wichtiger Anker für die umliegenden, kleinteiligen Einzelhandelsstrukturen und die Gastronomie ist.

Kaufhaus-Konzept: Im Januar 2023 startet ein Architekturwettbewerb

Ab Anfang 2023 soll sich zeigen, wie die Zukunft des Gebäudes aussehen soll, im Januar startet ein Architekturwettbewerb für den Umbau. Im März sollen dann drei Entwürfe in die engere Auswahl gewählt werden, im Mai wird dann ein Siegerentwurf gekürt.

Schon jetzt steht allerdings fest, dass sich die zukünftige Verkaufsfläche verringern soll. Von heute noch 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen künftig 10.000 bis 12.000 Quadratmeter erhalten bleiben. Dass dies für das Quartier nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, erläutert Ephraim Gothe, SPD-Baustadtrat des Bezirks Mitte.

Der Bezirk Mitte möchte im Neubau auch Wohnungen und soziale Einrichtungen

Gothe führt aus, dass der Bezirk darauf pocht, in den neu konzipierten Standort auch Wohnungen zu integrieren und Räume für soziale Projekte und Einrichtungen zu schaffen, die am Leopoldplatz dringend gebraucht werden. Nach seiner Einschätzung hat Signa bereits signalisiert, dazu bereit zu sein.

Der Bezirk hofft, dass das Kaufhaus bis zum Beginn der Bauarbeiten geöffnet bleiben kann. Dies wurde von Signa bislang aber nicht bestätigt, denn ein konkreter Projektzeitplan liegt noch nicht vor. Die kommenden Monate sollen aber zeigen, wie die Zukunft am Leopoldplatz aussehen soll.

 

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Die Müllerstraße ist eine der wichtigsten Einkaufs- und Verkehrsadern im Berliner Stadtteil Wedding (Bezirk Mitte). / © Foto: Wikimedia Commons

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Quellen: Bezirksamt Mitte, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Signa, Der Tagesspiegel, weddingweiser, SPD Berlin

 

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