Der Berliner Senat möchte am Molkenmarkt in Berlin-Mitte ein gemischtes Quartier mit bezahlbaren Wohnungen, kulturellen Nutzungen und begrünten Dächern realisieren. Zudem soll das neue Viertel auf dem Grund der historischen Altstadt weitgehend autofrei werden.

Einer von zwei siegreichen Entwürfen für die zukünftige Gestaltung des Molkenmarktes in Berlin-Mitte. Teile dieses Konzepts der Büros Bernd Albers Architekten und Silvia Malcovati soll in die tatsächliche Gestaltung des Qaurtiers einfließen. / © Visualisierung: Bernd Albers Architekten / Silvia Malcovati

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Nach dem ohne Sieger beendeten Wettbewerb über den Wiederaufbau des Molkenmarktes hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung seit September 2022 an der Ausarbeitung eines Masterplans gearbeitet, der nun der Öffentlichkeit präsentiert werden soll.

Der RBB hat bereits vorab Inhalte aus besagtem Masterplan veröffentlicht. Demnach soll bei dem ambitionierten Stadtentwicklungsprojekt im historischen Zentrum Berlins ein gemischtes Quartier mit kulturellen Nutzungen, Wohnungen und ohne Autos entstehen.

Am Molkenmarkt soll ein autofreies, gemischt genutztes Quartier entstehen

Der damalige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel hatte im Oktober 2022 das weitere Vorgehen nach dem ohne Sieger beendeten Wettbewerb erläutert. So sagte er damals gegenüber dem Tagesspiegel: “Das Ergebnis ist bisher unzureichend. Wir haben zwei Wettbewerbsergebnisse, die beide Stärken und Schwächen haben. Bei beiden sind zum Beispiel Ver- und Entsorgung des Gebietes nicht zufriedenstellend geklärt.”

Nun ist dieser Masterplan fertig und wird von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen zur Umsetzung empfohlen werden. So soll ein großer Fokus im neuen Quartier auf dem Bau von Wohnungen liegen. Die Hälfte der neu entstehenden Wohnungen – bislang war hier stets eine Zahl von knapp 500 Wohnungen avisiert worden – soll mietpreisgebunden sein.

Landeseigene Gesellschaften sollen einen Teil der geplanten Wohnungen errichten

Dies bedeutet, dass diese mietpreisgebundenen Wohnungen durch landeseigene Wohnungsbauunternehmen errichtet werden sollen. Wer für den Bau der übrigen Wohnungen verantwortlich sein wird, war bislang nicht zu erfahren.

Viele Architektenkreise hatten die Zusammenarbeit mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften wiederholt kritisiert, da sie eine zu banale Architektur beim Wiederaufbau des historischen Quartiers fürchten.

Diese Einschätzung teilt offenbar auch Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt, die daher unlängst vorgeschlagen hatte, die Realisierung auch in Zusammenarbeit mit Genossenschaften und Stiftungen umzusetzen. Gleichzeitig sollen die Grundstücke in kleinere Parzellen aufgeteilt werden, um eine vielfältige und abwechslungsreiche Gestaltung des Quartiers zu erreichen.

Molkenmarkt: Im neuen Quartier soll es vielfältige kulturelle Nutzungen geben

Laut RBB wird im Rahmenplan definiert, dass künftig zwischen Altem Stadthaus, Rotem Rathaus und dem Klosterviertel ein “lebenswertes und zukunftsweisendes Quartier mit flexibel nutzbaren Gebäuden, klimaresilienten Freiräumen sowie einem innovativem Mobilitätskonzept, vielfältigen Kulturangeboten und einem hohen Anspruch an die architektonische und gestalterische Qualität” entstehen soll.

Neben dem Bau von Wohnungen strebt der Berliner Senat in Berlins historischer Mitte vor allem kulturelle Nutzungen an. Der Teilbereich direkt vor dem alten Stadthaus soll entsprechend gestaltet und genutzt werden. Eine kleinteilige und individuell konzipierte Bebauungsstruktur soll für den Bau abwechslungsreicher fünf- und sechsgeschossiger Häuser sorgen. Zudem soll hier ein repräsentativer Stadtplatz samt Grünfläche entstehen.

Der historische Jüdenhof soll orientiert an der Vorkriegsbebauung neu entstehen

Nördlich davon sollen die neuen Wohnviertel entstehen. Diese sollen in einer Blockrandbebauung erfolgen, die sich rein höhenmäßig am benachbarten Nikolaiviertel orientieren sollen. Das Areal zwischen Jüdenstraße und Klosterstraße, welches heute bereits teilweise bebaut ist, soll nicht vollkommen neu geplant werden.

Dort ist angedacht, die bestehenden Gebäude zu erhalten und baulich zu ergänzen. Unter anderem soll ein öffentlicher Durchgang vom Großen Jüdenhof bis zur Ruine der Klosterkirche entstehen. Die Bebauung am historischen Jüdenhof soll dabei eng an der Bebauung der Vorkriegszeit ausgerichtet werden.

Nachhaltigkeit: Solarenergie, begrünte Fassaden und keine Autos

Am nördlichen Rand des zukünftigen Quartiers, wo sich die alte Klosterruine und der Veranstaltungsort Palais Podewil befinden, plant der Senat weitere kulturorientierte Angebote. Das heutige Areal soll im Zuge des Projekts weiterentwickelt werden.

Besonderen Wert wird im Masterplan auf das Thema Nachhaltigkeit gesetzt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass der “neue” Molkenmarkt weitgehend autofrei funktionieren soll. Zudem sollen rund 60 Prozent der Gebäudedächer und Fassaden begrünt werden. Zudem sind 30 Prozent aller Dachflächen für die Installation von Solaranlagen vorgesehen.

Ein “Gestaltungshandbuch” mit mehreren Kernthemen soll zeitnah entstehen

Im nächsten Schritt will der Berliner Senat eine Art “Gestaltungshandbuch” entwickeln, in dem detaillierte Vorgaben für Themen wie Mobilität, Regenwassermanagement, Freiraumnutzung, Archäologie und Energieversorgung gemacht werden sollen. Dazu werden derzeit mehrere Machbarkeitsstudien durchgeführt, deren Ergebnisse dort einfließen sollen.

Voraussichtlich noch bis Ende 2025 werden die archäologischen Grabungsarbeiten, die derzeit noch am Molkenmarkt stattfinden, andauern. Mit einem Baustart des neuen Quartiers ist derzeit also nicht vor 2026 zu rechnen.

 

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Quellen: RBB, Architektur Urbanistik Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

 

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2 Comments

  1. Dani 23. August 2023 at 13:43 - Reply

    Jemand fragte: “Wäre es möglich, den Wiederaufbau der Berliner Altstadt zu beschleunigen? Wie lange soll es noch dauern, bis es endlich richtig/tatsächlich los geht?”

  2. […] Molkenmarkt, der in den kommenden Jahren neu aufgebaut werden soll, befürwortet eine knappe Mehrheit von 52 Prozent eine Neubebauung, die sich an der historischen […]

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